Von jetzt auf gleich hat der Leiter der Kita Beckedorfer Straße diese Woche die halbe Einrichtung schließen und 60 Kinder von ihren Eltern abholen lassen müssen. Grund war ein positiver Schnelltest bei einem Kindergartenkind. „Wir befürchten, dass es wieder ein falsch-positiver Test ist“, sagt Jürgen Uhlenberg. Es wäre nicht der erste Fehlalarm. Anders als in Hamburg will Bremen die Anbieter der Schnelltests aber nicht wechseln.
Regelmäßig informiert Kita Bremen auf seiner Homepage über geschlossene Einrichtungen. Die Liste ist lang. In dieser Woche musste ein gutes Dutzend Einrichtungen die Kinderbetreuung zumindest teilweise einstellen, nachdem Kinder oder Erzieher positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. So können zum Beispiel die Jungen und Mädchen der Elefanten-Gruppe der Kita Marßel erst wieder ab Montag betreut werden. Im Kinder- und Familienzentrum Beckedorfer Straße sind gleich drei Gruppen betroffen, rund 60 Kinder. Sie können laut Kita Bremen „bis auf Weiteres“ nicht betreut werden.
Wann die Kita Beckedorfer Straße wieder aufmachen darf, wisse er frühestens in zwei Tagen, sagt deren Leiter Jürgen Uhlenberg. Dann, wenn das Ergebnis eines PCR-Tests den positiven Schnelltest bestätigt oder eben nicht. Falsch-positive Schnelltests seien keineswegs Einzelfälle. So musste Uhlenberg in diesem Monat schon einmal 60 Kinder nach Hause schicken, weil es zwei positive Schnelltests gab, die sich hinterher als falsch erwiesen. Die Kinder waren laut PCR-Test gesund.
Der Leiter des Kindergartens hält das Testen für „gut und richtig“. Doch sobald ein Test positiv ist, „geht bei uns eine Lawine los.“ Für die Familie sei es jedes Mal "ein Drama“, weiß Jürgen Uhlenberg, „wenn man um elf Uhr die Mitteilung bekommt, dass man sein Kind sofort abholen muss und es voraussichtlich auch noch den nächsten Tag zu Hause bleiben muss“. Er hoffe, dass die in Bremen genutzten Schnelltests nicht so unzuverlässig sind, wie die in Hamburg.
Die in Hamburger Kindergärten und Schulen eingesetzten Schnelltests einer bestimmten Marke melden laut Peter Albrecht, Sprecher der dortigen Schulbehörde, sehr häufig eine Corona-Infektion, die sich bei der Überprüfung mit einem PCR-Test nicht bestätigt. Albrecht: „Diese hohe Zahl von ‚falsch-positiven‘ Meldungen verunsichert die Schulgemeinschaften und führt zu zahlreichen Rückmeldungen von Schulen und Eltern. Das nehmen wir sehr ernst. Leider können wir nicht kurzfristig die erforderlichen Mengen von Millionen anderer Schnelltests für die Schulen beschaffen.“
Seit Herbst habe es 17 positive, durch PCR-Tests bestätigte Corona-Fälle in sieben von insgesamt 89 Kita-Bremer-Häusern gegeben. Das sagt Wolfgang Bahlmann, Geschäftsführer von Kita Bremen. Dass es viele falsch-positive Tests in den Einrichtungen gibt, glaubt Bahlmann nicht. „Dann hätten wir längst Alarm geschlagen. Denn falsch-positive Tests machen jedes Mal Unruhe, Arbeit und Sorgen.“
Belegbare Zahlen zu Schnelltests, die ein falsches Ergebnis liefern, gibt es in Bremen jedoch nicht. „Die Tests in den Schulen und Kitas werden durch die Bildungsbehörde geplant und organisiert“, erläutert Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Tests der in Hamburg verwendeten Marke werden in Bremen nicht eingesetzt, betont die Sprecherin des Bildungsressorts, Maike Wiedwald. „Es werden unterschiedliche Tests genutzt.“ Bremen habe keine Probleme mit diesen Schnelltests: „Das hat bei uns nicht die Dimensionen wie in Hamburg“, sagt Wiedwald. Über eine Übersicht verfügt die Bildungsbehörde jedoch nicht: „Die Rückmeldung geht nicht an uns.“
Oft bekommen die Kindergärten bislang nicht einmal selbst eine Rückmeldung, ob Eltern ihr Kind überhaupt getestet haben. „Die Tests sind freiwillig“, erklärt Anna-Maria Freckmann, Leiterin der Kita Farge-Rekum. „Wir geben den Eltern die Tests mit und sie können die Kinder zu Hause testen.“ Im Schnitt, so die Leitung, werden 55 Prozent der Kinder ihrer Einrichtung tatsächlich getestet. Auch in der Kita Farge-Rekum gab es bereits falsch-positive Schnelltests, aber auch einen positiven Schnelltest, dessen Ergebnis bestätigt wurde. „Ich weiß von anderen Häusern, wo Eltern nicht die Zeit oder Muße haben, ihre Kinder zu testen.“
Wie zum Beispiel die Testquote im Kinder- und Familienzentrum am Wasserturm in Blumenthal ist, kann Leiter Tobias Kalmer nicht sagen. „In einigen Gruppen läuft es gut, in anderen nicht. Es ist schwierig, aufgrund der Sprachbarriere, Corona-Feinheiten zu besprechen.“
Den Eltern und Kita-Leitungen hat Kita Bremen kürzlich in einem Schreiben angekündigt, bald stichprobenartig Lolli-Tests für ganze Kita-Gruppen durch medizinisch geschultes Personal oder die pädagogischen Fachkräfte anbieten zu wollen.