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Nordbremer Jazzfestival Ein Musikgenre, viele Variationen

Zwei Tage, zwei Auftrittsorte, sechs Bands: Am Wochenende war wieder Jazzfestival in Bremen-Nord. Was den Besucher geboten wurde – ein Besuch der Konzerte im Haus Kränholm und in der Kirche Alt-Aumund.
24.09.2023, 15:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt/jöh

Eine Backsteinkirche und ein niedersächsisches Fachwerkbauernhaus waren in diesem Jahr die Auftrittsorte beim Jazzfestival Bremen-Nord: In der evangelischen Kirche Alt-Aumund und im Haus Kränholm zeigten an zwei Abenden insgesamt sechs Bands ihr Können in großer Bandbreite: jazztypisch unterkühlte Musik mit oft schrägen und sperrigen Rhythmen, aber auch Elegisches, Gelöstes und in sich vertiefte Klänge.

Das Klaus Möckelmann Trio leitete den ersten Veranstaltungsabend in der evangelischen Kirche Alt-Aumund mit einer Musikmischung aus unterschiedlichen Stilrichtungen ein. So wurde ein schwedisches Volkslied mit einer jazzigen Improvisation überlagert, vermischten sich Elemente aus Swing, Hardbop, Blues, Funk und Klassik zu einer eigenwilligen und abwechslungsreichen Variante des Jazz.

Trotz der traditionellen Besetzung mit Piano, Drums und Bass agierte das Trio innovativ und anregend, wohl auch, weil der Pianist, Komponist und Arrangeur Klaus Möckelmann sich nonchalant über die Unterschiede zwischen ernster und unterhaltender Musik hinwegsetzt. Denn Mitreißendes, Eruptives oder auch Verhaltenes tauchen ja in der leichten wie der vermeintlich schweren Musik auf. Bei dem Trio fiel der Schlagzeuger Ralf Jackowski durch Spielfreude, Witz und ein äußerst abwechslungsreiches Spiel auf, was ebenso für den Bassisten Martin Gruet galt. Gemeinsam mit Klaus Möckelmann, der oft glitzernde Piano-Passagen beitrug, entfachte das Trio wahre Klang-Feuerwerke.

Das Ansgar Specht Quartett hob sich mit einer eigenwilligen Variante des Jazz von den anderen Bands ab: Groovig, mit mitreißenden, rhythmischen Elementen, die zum Wippen und Mitschwingen animierten, stellte Ansgar Specht sein neues Quartett vor, das auch Stücke von seiner neuesten CD spielte.

Ungewöhnlich war es, auf einem Jazzfestival deutsche Songtexte in zweistimmigem Gesang zu hören: Das siebenköpfige Black Mirror Ensemble verwob die Stimmen mit filigranen Kompositionen, in denen sich Balladenhaftes und treibende Grooves miteinander abwechselten. Gitarre und Saxofon, Schlagzeug, Bass und Piano verzahnten sich musikalisch zu einem originellen Sound mit donnernden, stumpfen, zarten oder feinen Klängen.

Am zweiten Abend im Haus Kränholm überraschte die vierköpfige Band Blue Note Bach mit einer eigenwilligen Synthese aus modernem Jazz mit der zeitlosen Musik Johann Sebastian Bachs. Der große Komponist der Barockepoche war allerdings nur im ersten Stück eindeutig zu erkennen: Die viel gespielte Bourée aus der Suite in e-Moll wurde zwar in Jazzmanier rhythmisiert, ließ sich aber immer wieder als Grundgerüst heraushören – ummantelt von Soul und Funk.

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Nach mehreren Eigenkompositionen spielte Blue Note Bach gegen Ende des Konzerts Psalmen aus dem Genfer Psalter – die in jazziger Manier freilich in einen eigenen Rhythmus übertragen wurden. Aus einer andächtigen Melodie entwickelten sich schnell jazztypischer Groove und Flow. Blue Note Bach beendete die Darbietung mit einer „Welturaufführung“, wie der Pianist und Komponist Jens Schöwing sagte: Er hatte sich im stillen Kämmerlein eine Melodie ausgedacht und sie spaßeshalber in eine App zur Erkennung von Songtiteln eingegeben: Dabei wurde die Melodie als „In the air tonight“ von Phil Collins identifiziert – sie bildete die Grundlage für das Abschluss-Stück der Band.

Mit viel Ruhe und zugleich großer Intensität folgte im Haus Kränholm das Duo mit Michi Bohn am Kontrabass und Jan Olaf Rodt an der Gitarre – beide demonstrierten, welche enorme Fingerfertigkeit im modernen Jazz verlangt wird. Stücke zum Beispiel von dem Bassgitarristen Steve Swallow oder Pat Metheny wechselten mit Eigenkompositionen. Gitarre wie Kontrabass spielten wohltuend klar und transparent und perfekt aufeinander abgestimmt.

Zum Abschluss des Jazzfestivals Bremen-Nord wusste Julian Costello aus London, gleichsam ein Lyriker am Saxofon, mit seinem Quartett eine große Bandbreite an Stimmungen und Schattierungen umzusetzen, elegant und expressiv zugleich.

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