Der Vegesacker Jugendbeirat hat viel Lob eingeheimst, als das Gremium im vergangenen Jahr nicht benötigtes Geld zurückgegeben hat. Die Aktion zeugte von bemerkenswertem Verantwortungsbewusstsein. Diese Gewissenhaftigkeit beruht leider auf Einseitigkeit. Anders ist die Causa "Sportbox" nicht zu deuten.
In dieser Box wird allerlei Spiel- und Sportgerät aufbewahrt, das registrierte Nutzer kostenfrei ausleihen können. Eine gute Idee fand der Jugendbeirat und stimmte einer Kofinanzierung zu. 2000 Euro war den Jugendlichen dieses Projekt wert. Kürzlich ist die Kiste im Vegesacker Stadtgarten angekommen und aufgestellt worden. Rein optisch kommt die Sportbox nun als Werbeträger der AOK daher: knallgrün mit riesigen weißen Lettern der Krankenkasse und Werbung für deren Kurse. Für besonders interessierte Betrachter sind am linken unteren Rand weitere Sponsoren, Spender und sonstige Akteure aufgeführt. Nicht erwähnt: der Jugendbeirat. So geht es nicht.
Dass ein Budget über 15.000 Euro Befindlichkeiten weckt, gehört zu den politischen Erfahrungen, die die Jugendlichen zwangsweise werden machen müssen. Sie müssen aber auch lernen, dem gebetsmühlenartigen Verweis auf Sichtbarkeit des Jugendbeirates zu widerstehen und mit dem Geld eigene Initiativen umzusetzen. So wie beim Open-Air-Kino im vergangenen Jahr. Daher muss der Umgang der erwachsenen Profis mit dem Nachwuchs sensibler werden. Die Jugendlichen brauchen sie als verantwortungsbewusste Partner und politische Mentoren – nicht als Antragsteller auf die Jugendglobalmittel. Nicht jede Bank, auf die sich auch ein Jugendlicher setzen könnte, ist ein Jugendprojekt. Das Budget des Jugendbeirates ist kein Schattenhaushalt. Nicht für klamme Akteure im Stadtteil. Und schon gar nicht für die Privatwirtschaft.
