Nach "Kenny & das Einhorn" ist "Abenteuer auf der Eulenburg" das zweite Kinderbuch, das Ute Schimmler geschrieben hat. "Ich glaube, das wird zu meiner Leidenschaft", sagt sie und lacht. Denn damit meint die einstige Lehrerin mit mehr als 40 Jahren Berufserfahrung nicht das Schreiben. "Das war und ist immer wichtig für mich." Mitarbeit bei Schulbuchverlagen, Sach- und Kochbücher, Artikel, wissenschaftlich fundierte Abhandlungen, ein Weihnachtsbuch – das Schreiben begleitet schon lange Ute Schimmlers Leben. Das, was sie jetzt zu ihrer neuen Leidenschaft erklärt hat, sind Kinderbücher. "Aus langjähriger Erfahrung weiß ich auch heute noch, an welcher Stelle es manchmal fehlt", ist Ute Schimmler überzeugt.
So hat sie auch ihre neue Geschichte angelegt. Untote blutdürstige Geschöpfe wird es da nicht geben, "das sind Gruselgeschichten, die ich für Kinder nicht passend finde", gesteht die Frau, die auch den Vereinsvorsitz beim Statt-Theater Vegesack inne hat. Nein, bei Ute Schimmler gibt es nur eine "leichte Gänsehaut", und die auch nur, wenn sich die Kinder beim Lesen der Geschichte in dieselbe hineindenken. Denn Ute Schimmler will die Fantasie ihrer Leserschaft anregen, will sie mitnehmen – so ist allein schon der Weg vom alten Torwärterhäuschen, wo Sinas Tante und Onkel wohnen, bis zur Eulenburg so intensiv beschrieben, dass beim Lesen vor dem geistigen Auge eine wunderbare Landschaft entsteht, mit zahlreichen Pflanzen, Düften, dem Surren der Insekten, dem Zwitschern der Vögel und dennoch der sinnlichen Ruhe üppiger Natur.
Für die junge Protagonisten Sina ist dies im Übrigen überhaupt nicht erstrebenswert: Ferien in einem kleinen Dorf. Ein Gedanke, der Sina gar nicht gefällt. In diesem Dorf lernt sie jedoch Christoph und Dido kennen. Letztere ist von ihren Vornamen genervt – Dorothea, Ingeborg, Dagmar, Othilie – und nennt sich kurzerhand und abgekürzt Dido. Die drei hören von einem Mädchen, das vor zwei Jahrhunderten verschwunden ist, nie wieder auftauchte, und heute noch auf der Eulenburg spuken soll. Die gemeinsame Geisterjagd beginnt.
"Nein, die Eulenburg gibt es nicht, sie existiert nur in meiner Fantasie", gesteht Ute Schimmler auf Nachfrage. Auch die jungen Protagonisten, die so beschriebene Landschaft oder die Geschichte seien frei erfunden. "Gebe es dieses Dorf beziehungsweise diese Landschaft, wäre ich sofort dort", gesteht Ute Schimmler ihren eigenen Wunschtraum. Ein Jahr habe sie gebraucht, um aus solchen Ideen, "die ich immer sofort niederschreiben beziehungsweise schnell in den PC ,eingeben' muss, wenn sie mich überfallen", ein Kinderbuch entstehen zu lassen. "Dabei habe ich dieses Mal relativ wenig geändert. Da gab es auch schon andere Bücher beziehungsweise Zeiten, in denen ich zwischendurch alles weggeworfen habe und ganz neu anfing." Bei "Abenteuer auf der Eulenburg" habe sich für sie schnell der rote Faden, der Plot, entwickelt, "wobei ich den einen oder anderen Gedanken eigentlich noch einbauen wollte, dann aber doch Abstand davon genommen habe". Doch, was nicht ist, kann ja noch werden, denn schon jetzt ist Ute Schimmler sicher, dass dem "Abenteuer auf der Eulenburg" ein zweiter Teil folgen wird.
"Kenny & das Einhorn"
Wenn sie auch selbst manchmal ihre schnell in den PC eingegebenen Gedanken als "chinesisch rückwärts" bezeichnet, die wohl kaum jemand nachvollziehen könne – Ute Schimmler kennt ihren Weg beziehungsweise den Handlungsplot. Vielleicht auch, weil sie lange Jahre wissenschaftlich gearbeitet hat. "Das hat mir Spaß gemacht", gesteht sie. Dennoch wurde ihr das vorgegebene Korsett irgendwann zu eng, brauchten ihre fantasievollen Gedanken ein weiteres Ventil – so entstand vor gut zehn Jahren "Kenny & das Einhorn". Eine fantasievolle Geschichte um den jungen Kenny, der sich zutiefst langweilt und im Schulfach Geschichte, das er für "staubtrocken" hält, sehr schlecht ist. Als er über eine Aufgabe in diesem Fach grübelt, blickt er aus dem Fenster, sieht ein schneeweißes Einhorn, das ebenfalls total gelangweilt und schlecht gelaunt ist. Für Kenny beginnt eine Zeitreise, in die Ute Schimmler historische Begebenheiten um beispielsweise Marie Antoinette oder Heinrich VIII. "einwandfrei recherchierte" und in die Geschichte einbaute. "Liest sich gut", findet die Autorin noch heute.
"Liest sich gut" oder "liest sich nicht gut" sind im Übrigen Attribute, die sich Ute Schimmler zu Herzen nimmt – von ihrer Tochter Laura (37) oder dem Sohn Lukas (32). Die beiden sind bis heute die Personen, denen sie ihre Werke als erstes anvertraut. "Von ihnen erhalte ich ehrliche Einschätzungen", ist Ute Schimmler sicher. Einen wichtigen Part hat im Übrigen auch Lilli Hampe, sie übernahm die Illustrationen für "Abenteuer auf der Eulenburg".