Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Statt-Theater Vegesack Proben für "Der Gott des Gemetzels"

Das Statt-Theater Vegesack probt für sein neues Stück: "Der Gott des Gemetzels" soll im März im Theatre Space der Jacobs University Premiere feiern.
08.02.2022, 08:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Proben für
Von Iris Messerschmidt

Zwei elfjährige Jungen prügeln sich in der Schule, zwei herausgeschlagene Schneidezähne sind das Ergebnis – und ein Treffen der Eltern. Zwei gutbürgerliche Paare treffen sich, um ganz friedlich die Situation zu klären. Das Gespräch beginnt harmlos, die Parteien scheinen eine gütliche Einigung zu suchen, doch dann bröckelt die Fassade, die Situation eskaliert. Mittendrin: die Akteure des Statt-Theaters. Der Glaube an den "Gott des Gemetzels", wie es einer der Protagonisten des Theaterstückes von Yasmina Reza ausdrückt, ist auch den Schauspielern des Vegesacker Ensembles zu eigen. Denn sie proben derzeit das Stück, das schon von Roman Polanski verfilmt wurde, und das im März in Bremen-Nord Premiere feiern soll.

Die richtige Atmung und Textübungen sind für einen Schauspieler sehr wichtig – umso mehr, wenn es sich um viel Text handelt. "Dieses Stück ist sehr textlastig", sagt Regisseurin Laura Schimmler und lächelt. Auch wegen der Situation, denn die vier Protagonisten, die während dieser Probe einen Tisch umkreisen, üben keinesfalls einen Rundlauf. Sie trainieren: ihre Lunge, ihre Atmung und den Text. Der sitzt, für diese Szene – mit ein, zwei Hängern – schon recht gut. Doch noch ist alles erst einmal eine Übung und das Laufen um den Tisch herum ein Mittel, um die langen Textpassagen zu verfestigen.

"Eigentlich bin ich nicht so der Despot", gesteht Schimmler vor der Probe. "Ich lasse mich auch gern beraten, und entscheide durchaus um, wenn das Bild am Ende stimmiger ist." Doch die Aufgabe der Regie sei es, Ansagen zu machen und Entscheidungen zu treffen. "Das heißt aber noch lange nicht, dass die Regie von Anfang an alles weiß", hat Laura Schimmler im Laufe der Zeit gelernt. Es ist ihre dritte Regie beim Statt-Theater. "Das gute in diesem Verein ist, dass man sich ausprobieren kann. Ich stehe gern als Schauspielerin auf der Bühne, genauso gern führe ich Regie." Allerdings ist sie auch froh, dass sie neben der Regieassistenz für dieses Stück zusätzlich einen Regiehospitanten hat.

Proben durch Corona unterbrochen

"Der Gott des Gemetzels" habe sie schon lange inszenieren wollen. Sie schlug es dem Vorstand vor, der war einverstanden, dann kamen die ersten Vorarbeiten, die Suche nach den passenden Darstellern, das gemeinsame Lesen des Stücks – "und dann kam Corona". Im März 2020 wurden die Proben eingestellt – erst eineinhalb Jahre später, Anfang September, wurden sie wieder aufgenommen. "Und wenn man schon kein eigenes Haus hat, muss man wandern", sagt die Regisseurin. Das Statt-Theater, dessen traditionelle Heimat im Vegesacker Kulturbahnhof (Kuba), Kito oder Bürgerhaus ist, hat schon länger eine Partnerschaft mit der Jacobs University. "Das ,Theatre Space' haben wir schon mehrmals bespielt." Sie freut sich, dass das Ensemble unter realen Bedingungen proben kann.

Bühne mit viel Platz

"Die Bühne bietet viel Platz", sagt Schimmler. Das Ensemble spiele sehr gerne in der "Uni vor Ort". Denn zudem biete der Zuschauerraum für das Publikum auf jedem Platz eine gute Sicht. "Wir dürfen den Raum derzeit noch voll besetzen, das heißt, es sind 99 Zuschauer zu jeder Vorstellung zugelassen." Während die Regisseurin über das Statt-Theater und Hintergründe spricht und dabei einige Requisiten auf dem mittig der Bühne stehenden Tisch verteilt, treffen Anja Frenzel und Jörn Winzen (spielen das Ehepaar Michel und Véronique Houillé) sowie Almut Brunner und Andreas Hampe (Annette und Alain Reille) ein. Whiskygläser und Flaschen werden positioniert, weitere Akteure kommen dazu.

Lesen Sie auch

"Schauspieler für ein Stück zu finden, ist nicht schwer", berichtet Schimmler. Viel schwieriger sei es, alle Positionen eines Produktionsteams hinter der Bühne besetzt zu bekommen, wie beispielsweise Bühnenbau, Kostüme und Technik. Es gebe eine Liste beim Statt-Theater, in die sich jeder mit einer Wunschaufgabe eintragen könne. Inzwischen wird Ute Schimmler begrüßt. Sie ist die Mutter der Regisseurin und Vorsitzende des Statt-Theaters Vegesack. "Vereinsmitglieder sind immer willkommen", erzählt Laura Schimmler. Ganz besonders die, die schon Erfahrung mitbringen und während der Proben den einen oder anderen Hinweis geben können.

Lampenfieber vor der Premiere

An diesem Tag sind die Proben mit dem "Rundlauf um den Tisch" nur ein erster Durchlauf. Der zweite folgt gleich darauf: derselbe Text, eine andere Szenerie. Die Protagonisten sitzen am Tisch, sind in den sehr textlastigen Gesprächen, die sich zu Auseinandersetzungen entwickeln, einander zugewandt. Die Spannung, die sich zwischen den vier Personen aufbaut, ist deutlich spürbar. Ute Schimmler hebt den Daumen, Laura Schimmler ist erst mal erleichtert – bis zum März. Sie erläutert: "Wir stellen jetzt hier die letzten Weichen, bis zur Premiere wird meine Rolle als Regisseurin immer kleiner werden – das muss auch so sein." Sie gesteht: "Wenn ich als Schauspielerin auf der Bühne stehe, habe ich keine Angst. Als Regisseurin ist mein Lampenfieber riesig, vor allem zur Premiere. Das liegt nicht am mangelnden Vertrauen, das liegt daran, dass ich dann alles den Schauspielern überlasse, also an meiner Machtlosigkeit."

Zur Sache

Karten ab sofort erhältlich

Das Statt-Theater Vegesack feiert am Sonnabend, 12. März, um 18 Uhr im Theater Space auf dem Gelände der Jacobs University, Campus Ring 1, Premiere. Weitere Vorstellungen sind geplant am Sonntag, 13. März (18 Uhr, Sonderpreis); 18., 19. März, jeweils ab 20 Uhr; 20. März, 18 Uhr; 25. und 26. März, jeweils ab 20 Uhr; 27. März, 18 Uhr; 7., 8., und 9. April, jeweils 20 Uhr, 10. April, 18 Uhr. Es gelten die 2G-Regeln, Nachweise sind vorzulegen. Der Eintritt kostet 15 Euro (Premiere, keine Ermäßigung); Abendkasse 15 Euro (ermäßigt zwölf Euro), im Vorverkauf (zehn beziehungsweise neun Euro). Für die zweite Vorstellung gilt ein Sonderpreis, zehn beziehungsweise neun Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung Otto und Sohn, Breite Straße 21-22, 04 21 / 6 61 16 10 oder online unter www.statt-theater-vegesack.de.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)