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Maritime Meile beantragt Abbau Kunstwerk "Sansibar" soll in Vegesack weichen

Ärger gab es mit dem Wasserspiel vor dem Alten Speicher immer. Mehrfach wurde die Keramikrinnen mutwillig beschädigt, Wasser fließt kaum noch. Die AG Maritime Meile hat einen Abbau des Kunstwerkes beantragt.
08.12.2019, 22:23 Uhr
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Von Gabriela Keller

Das Kunstwerk „Sansibar“ vor dem Alten Speicher auf dem Haven-Höövt-Gelände soll weg. Das fordert die Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile Vegesack in einem Antrag an den Ortsbeirat und die Wirtschaftsförderung Bremen. Die von der Künstlerin Leni Hoffmann angelegten farbigen Keramikrinnen in der Asphaltfläche sollen entfernt und die offenen Stellen verfüllt werden.

„Die Anlage ist seit Jahren defekt. Wiederholte Reparaturen haben zu keiner Verbesserung geführt“, heißt es zur Begründung im Antrag der Arbeitsgemeinschaft, in der sechs Vereine vertreten sind. Darunter die Maritime Tradition Vegesack (MTV) Nautilus. Ihr Vereinsdomizil liegt in direkter Nachbarschaft des Kunstwerks. Die Rinnen sind eine Gefahrenquelle, sagt der MTV-Vorsitzende Thomas Rutka. „Bei Frost platzt die Keramik auf. Fast überall gibt es abgesplitterte, scharfkantige Stellen.“ Schon häufiger hätten sich spielende Kinder daran geschnitten, berichtet Rutka.

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Für ältere und behinderte Menschen stellten die Rinnen eine „extreme Stolpergefahr“ dar, heißt es im Antrag des Bündnisses für die Meile. Im Winter gibt es laut Rutka ein Problem, wenn die Keramikrillen unter dem Schnee nicht zu sehen sind. „Da musste schon manchem gestürzten Passanten wieder auf die Beine geholfen werden.“

Bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), in deren Obhut das Kunstwerk fällt, kennt man die Probleme. „Das Kunstwerk ‚Sansibar‘ ist leider häufig beschädigt oder defekt. Die Wasserpumpe fällt oft aus und die Keramikrinnen werden nach unseren Erfahrungen immer wieder absichtlich zerstört. Durch abgebrochene Ränder der Rinnen könnten sich Verletzungsgefahren ergeben. Auch bieten die Rinnen eine potenzielle Stolpergefahr für Passanten“, teilt Sprecherin Juliane Scholz auf Nachfrage mit. Dass das Kunstwerk den Zugang zum Vegesacker Geschichtenhaus erschwert, wie die Arbeitsgemeinschaft in ihrem Antrag argumentiert, sieht man bei der WFB indes nicht.

Mutwillige Beschädigung

„Der Zugang zum Geschichtenhaus wird nach unserer Einschätzung nicht durch das Kunstwerk beeinträchtigt.“ Ärger gab es mit „Sansibar“ immer wieder. Mehrfach wurde das 70.000 Euro teure und Ende Februar 2007 eingeweihte Kunstwerk in der Vergangenheit mutwillig beschädigt. Schon wenige Monate nach der Übergabe schlugen Vandalen erstmals zu. 2010 wurde das Kunstwerk so stark zerstört, dass die Künstlerin es erneuern musste. Die Ausgaben veranschlagte die Wirtschaftsförderung damals mit 16 000 Euro. Nach Angaben von WFB-Sprecherin Juliane Scholz kosten Instandhaltung und Reparatur von „Sansibar“ pro Jahr rund 7000 bis 8000 Euro, die aus dem Sondervermögen Gewerbe der Stadt Bremen finanziert würden.

Wasser führen die zwölf Zentimeter tiefen und 40 Zentimeter breiten Rinnen kaum noch. „Die Anlage hat sich nicht bewährt und sollte nicht für teures Geld reaktiviert werden“, meint Thomas Rutka vom Bündnis Maritime Meile. Als Wasserspiel sollte Sansibar zum Verweilen einladen, den Speichervorplatz beleben und erlebbar machen – das waren einst die Hoffnungen. Nichts davon hat sich laut Rutka erfüllt. „Der Platz ist verwaist, trostlos und in der jetzigen Form nutzlos.“

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Die geplante Umgestaltung des Haven-Höövt-Geländes bietet nach seinen Worten die Chance, die Fläche umzugestalten und neue Nutzungen zu ermöglichen. Kein Kunstwerk, dafür eine Asphaltfläche, „die multifunktional nutzbar ist“ – das ist die Vorstellung der Arbeitsgemeinschaft. „Mit einfachen Mitteln kann eine optisch und verkehrstechnisch bessere Situation hergestellt“ und „eine attraktive Nutzung im Zentrum von Vegesack für das Vegesacker Geschichtenhaus und die umliegenden Vereine ermöglicht werden“, schreibt das Meile-Bündnis in seinem Antrag. Auch für Veranstaltungen wie das Vegesacker Hafenfest oder das Festival Maritim könnte der Bereich genutzt werden. Und es gibt laut Rutka weitere Ideen. Eine mobile Bühne im Freien für Musik- oder Theaterveranstaltungen sei vorstellbar, auch eine „leichte gastronomische Nutzung“. Aus den Reihen der Vereine sei der Vorschlag gekommen, „auf der Fläche das eine oder andere maritime Exponat aufzustellen.“

„Das Kunstwerk ist kaputt und hat sich überlebt“

Der Sprecher- und Koordinierungsausschuss des Vegesacker Beirates hat laut Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt am 28. November über den Antrag der Arbeitsgemeinschaft beraten. „Die Vertreter der Vereine sollen konkrete Vorschläge entwickeln, wie die Fläche künftig anders genutzt werden könnte“, gibt Dornstedt das Ergebnis wieder. Als Ortsamtsleiter aber auch als Vorsitzender des Fördervereins Stadtgarten Vegesack, der Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile ist, stehe er dem Wunsch der AG aufgeschlossen gegenüber. „Das Kunstwerk ist kaputt und hat sich überlebt“, sagt Dornstedt. Auch von Bürgern höre er „nur Negatives. Das Kunstwerk wird nicht als Bereicherung, sondern als störend empfunden. Es gibt Klagen über die Rinnen, die Stolperfallen seien.“

Eine neue Nutzung der Fläche muss laut Dornstedt gut überlegt werden. „Kunstwerk raus, Asphalt rein – das ist zu wenig. Der Vorplatz am Geschichtenhaus mit seiner Lage am Wasser ist eine markante Fläche in Vegesack, die eine besondere Nutzung verdient. Eine triste Einöde darf hier nicht entstehen“ gibt der Ortsamtsleiter zu bedenken. Eine gastronomische Nutzung durch das Geschichtenhaus könne er sich vorstellen, auch eine Mitnutzung der Fläche für größere Veranstaltungen in Vegesack.

Bei der Wirtschaftsförderung hält man sich zum Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft, Sansibar abzubauen, noch bedeckt. WFB, Ortsamt Vegesack, Kultur- und Wirtschaftsressort „suchen zurzeit gemeinsam nach Lösungen für das Problem und überlegen, wie mit dem Kunstwerk ‚Sansibar‘ weiter umgegangen werden kann“, teilt Sprecherin Juliane Scholz mit. Auf die Frage, ob ein Abriss in die Überlegungen einbezogen wird, heißt es von der Sprecherin: „Es ist noch zu früh, Varianten zu diskutieren.“

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