Vegesack. "Das war ein unvergessliches Abenteuer", erinnern sich Marcel Wendelken und Erik Schäfer. Die jungen Seefahrer vom MTV Nautilus zeigen auf das Foto der "Vegefeuer" unter vollen Segeln. Auf der Elbe bei Blankenese fand die Regatta um den Hamburger Kutterpokal statt. Ein Ereignis, das an diesem Sonnabend noch häufiger Gesprächsthema sein sollte. Die Nautilus-Jugendabteilung hat zu ihrem ersten Tag der offenen Tür im Vereinshaus am Vegesacker Hafen eingeladen.
Das Kürzel "MTV" steht für "Maritime Tradition Vegesack". Und das bedeutet Fischerei, Walfang, Schifffahrt und Schiffbau. Um die Erinnerung daran wach zu halten, wurde 1987 der Verein MTV Nautilus aus der Taufe gehoben, dem mittlerweile rund 300 Mitglieder angehören. Die sich um den Erhalt historischer Schiffe kümmern, maritime Aktivitäten aller Art organisieren und Geschichten über die Vegesacker Schiffbau- und Schifffahrt-Tradition ausgraben.
Großen Wert, sagt Nautilus-Gruppenleiter Thomas Rutka, lege man aber auch auf die Jugendarbeit. Und der "seemännische Nachwuchs" will Vegesacks Seefahrtsgeschichte natürlich nicht nur in Büchern und Schriften, sondern auch in der Praxis nachvollziehen. Dazu eignet sich in besonderem Maße der 1999 auf der BBV-Werft gebaute 8,50 Meter lange und 2,52 Meter breite Jugendwanderkutter "Vegefeuer", auf dem mittlerweile zahlreiche junge Vereinsmitglieder durch das Fegefeuer von Wind und Wellen gegangen sind.
An diesem Sonnabend liegt er im Vegesacker Hafen. Neugierige können ihn besichtigen und kleine Touren auf schwankenden Balken unternehmen. "Mit unserem Informationstag wollen wir den Verein vorstellen und um neue Mitglieder für unsere Jugendabteilung werben", erläutert Marcel Wendelken. Der 18-jährige Schüler aus Aumund ist kürzlich zum Jugendwart gewählt worden und erinnert sich: Vor viereinhalb Jahren lockte ihn ein Freund zum ersten Mal ins Nautilushaus.
Der Mix aus Praxis und Theorie rund um die Schifffahrt habe sofort sein Interesse geweckt, sagt Marcel und begrüßt einen alten Fahrensmann: Erik Schäfer hat seine Ausbildung zum Bootsmann "von der Pike auf" beim MTV Nautilus begonnen, wurde Kutterführer auf der "Vegefeuer" und verdient seinen Lebensunterhalt heute auf großer Fahrt. An diesem Sonnabend hilft er mit, die Besucher über die Vegesacker Schifffahrttradition im Allgemeinen und die Arbeit des Vereins im Besonderen zu informieren.
MTV Nautilus zeigt im Sommer an Wochenenden und Feiertagen in der Signalstation an der Weser Flagge und klärt Besucher über die maritime Historie der alten Hafenstadt auf. Ebenfalls auf der Weserpromenade steht der Stolz des Vereins: der Schlepper "Regina", ein 90 Tonnen schweres Schiff, das zum Blickfang für Touristen geworden ist. Natürlich besitzt Nautilus auch ein eigenes Flaggschiff, das noch Wasser unterm Kiel hat: Mit der "Vegesack", einem 35 Meter langen Segellogger, werden in der warmen Jahreszeit Wochentörns auf Nord- und Ostsee unternommen.
Doch die jungen Besucher im Nautilushaus interessieren sich am Tag der offenen Tür hauptsächlich für die Jugendarbeit. In erster Linie gehe es darum, bei Spaß und Spiel einen Bezug zur eigentlichen Aufgabe des Vereins zu finden, erklären Marcel Wendelken und Thomas Rutka. Und dabei spielt der Jugendwanderkutter die Hauptrolle. Mit der "Vegefeuer" sind Nautilus-Jugendgruppen schon weit über das Unterweser-Revier hinaus geschippert. Nicht nur bis Blankenese, sondern bis in die "dänische Südsee" bei Langeland und bis nach Kopenhagen.
15 aktive Mitglieder zählt die Jugendgruppe des MTV Nautilus heute. Möglicherweise kommen demnächst ein paar hinzu. "Wir haben einige ernsthafte Interessenten notiert", zieht Rutka Bilanz.