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Maritime Meile in Vegesack Die Promenade der verpassten Chancen

Die "Maritime Meile" in Vegesack könnte ein Juwel sein, doch der Zustand ist beklagenswert. Vorschläge zur Belebung hat es genug gegeben, es hapert an der Umsetzung, meint Michael Brandt.
09.12.2024, 05:03 Uhr
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Von Michael Brandt

Die „Maritime Meile“ in Vegesack könnte eine echte Perle sein. „Maritime Meile“, darunter verstehen die Nordbremer den Uferabschnitt vom ehemaligen Liegeplatz des „Schulschiffs Deutschland“ über den historischen Hafen, Weserpromenade und Stadtgarten entlang bis hin zum einstigen Gelände der Werft Bremer Vulkan. Rund 1,4 Kilometer misst dieser Weg. Eine gemütliche Spazierdistanz.

Anders als an der Schlachte können Fußgänger und Radfahrer hier Natur und Fluss gleichzeitig erleben. Anders als in der Innenstadt sieht man hier auch den Schiffbau hautnah, weil regelmäßig vor den Werften von Abeking & Rasmussen und Lürssen Megajachten oder Expeditionsschiffe liegen. Zudem befindet sich an der Promenade, am landseitigen Weserhang, der Stadtgarten. Die Parkanlage stellt einen Wert an sich dar. Hier hat der Botaniker und Arzt Wilhelm Albrecht Roth um 1790 einen Garten mit 600 verschiedenen Pflanzen aus aller Welt angelegt.

Doch der Zustand der „Maritimen Meile“ ist – nüchtern betrachtet – beklagenswert. Seitdem das „Schulschiff Deutschland“ von seinem Trägerverein nach Bremerhaven verlegt wurde, in der Hoffnung, dort mehr Besucher anzuziehen, fehlt zum Beispiel der Startpunkt. Das einstige Schulschiffhaus steht leer. Mehrere Versuche, Gastronomie anzusiedeln, sind gescheitert. Wo eigentlich der Platz wäre, Labskaus und Bratkartoffeln mit Blick auf die Lesummündung zu essen, sprießt Grün zwischen den Pflastersteinen und sammelt sich der Müll in den Ecken.

Um den Stadtgarten auf der anderen Seite des Hafens kümmert sich ein ehrenamtlicher Trägerverein zusammen mit den städtischen Gärtnern. Doch aller Einsatz kann seit Jahren nicht mehr ausgleichen, dass Bremen für die Pflege der Beete, Büsche und Bäume letzten Endes das Geld fehlt. So verliert langsam an Attraktivität, was eigentlich ein Schaufenster Vegesacks sein sollte. Und der ehemalige Schlepper „Regina“ rostet am Ende der Meile vor sich hin.

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Unzählige Vorschläge hat es in den vergangenen drei Jahrzehnten gegeben, wie sich die „Maritime Meile“ beleben ließe. Immer wieder haben Menschen aus dem Stadtteil versucht, in Arbeitskreisen, Sitzungen und Workshops die Entwicklung voranzutreiben – und sind daran gescheitert.

Das Projekt „Gläserne Werft“ mit seinem Aussichtsturm wurde vom Hoffnungsträger zur Pleite und schließlich zur Lachnummer (weil der Aussichtsturm so gebaut war, dass niemand die Aussicht genießen konnte). Von einer pendelnden Fähre war die Rede, von Gastronomie im alten Bootshaus des Vegesacker Rudervereins, von einem Biergarten, von einem Kran, der an die Schiffbautradition in Bremen-Nord erinnern sollte.

Bis auf einen neuen Anstrich und einen Schaukasten an der Signalstation hat sich unter dem Strich wenig verbessert. Der Vorschlag von Privatleuten, mithilfe einer öffentlichen Stiftung mehr Traditionsschiffe und mehr Leben ans Vegesacker Weserufer zu holen, ist vor Jahren auf die Ablehnung des damaligen Bürgermeisters gestoßen. Und wie sieht eigentlich die Bilanz des Nord-Beauftragten, den Bremen immer noch hat, in dieser Angelegenheit aus?

Nun tut sich zwar wieder etwas an der Promenade. Der Abriss der Strandlust hat begonnen, sehr zum Leidwesen vieler Vegesacker. Aber das macht diesen Bereich, zumindest bis Neues entsteht, zusätzlich unattraktiv.

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Auf der anderen Seite des Hafenbeckens ein ähnliches Bild. Hier ist das ungeliebte Einkaufszentrum Haven Höövt verschwunden, ein neues Quartier entsteht. Noch bestimmen Rohbauten, Bauzäune und Gruben das Bild. Schon jetzt lässt sich aber ahnen, dass wohl die wenigsten mit einer derart massiven Bebauung direkt am Hafenbecken gerechnet hatten.

Bei allen Klagen, ein Besuch in Vegesack – sei es zu einem sonntäglichen Spaziergang an der Promenade– lohnt sich allemal. Und wenn er nur dazu dient, sich die Meile mit all ihren Problemzonen anzusehen und festzustellen: Ja, hieraus ließe sich etwas machen ... Der Wille dazu war in den vergangenen Jahrzehnten vorhanden. Einen Weg hat indes noch niemand gefunden.

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