Sie kommt auf 133 Seiten und soll den Ortsteil für die Zukunft fit machen: die aktualisierte Standortstrategie für das Vegesacker Zentrum. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden etliche Ideen festgehalten. Viele davon sollen nach wie vor umgesetzt werden. Aber nicht alle.
Nach den Worten von Jörn Gieschen fanden im vergangenen Jahr mehrere Workshops statt, bei denen Stärken und Schwächen des Stadtteils identifiziert wurden. Und was das Mittelzentrum in Zukunft braucht. "Daraus haben wir Strategien gebastelt und letzten Endes Projekte definiert, die zum Fliegen kommen sollen", informierte der Geschäftsführer des Vegesack Marketing kürzlich die Beiratsfraktionen. Das seien – wie bei einer solchen Strategie üblich – sowohl kleine als auch große Projekte. "Wir haben besonders viel Wert darauf gelegt, dass wir überhaupt erst mal ins Machen kommen, auch mit Blick auf den Bremer Haushalt", sagte er. Denn eine große Wunschliste könne der Verein bei den Ressorts momentan nicht einreichen. "Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir im Kleinen ins Tun kommen und damit eine gewisse Dynamik erzeugen", so der Geschäftsführer.
Erste Ideen, mit welchen Angeboten das Zentrum gefördert werden könnte, wurden im Rahmen der Workshops entwickelt. Gieschen sprach von sogenannten Starterprojekten. "Bei denen müssen wir auf niemanden warten und brauchen auch keine Millionen dafür." Aus diesem Grund könnten sie aus dem Stadtteil heraus gestartet werden. Allerdings hat sich die Zahl der Projekte mittlerweile halbiert: von zehn auf fünf. "Zwei sind in andere Maßnahmen übergegangen und drei überhaupt nicht weitergekommen", schilderte er.
Leitern als verbindendes Element
Weiterhin umgesetzt werden soll das Projekt "Individualität im Gemeinsamen". Dahinter verberge sich der Ansatz, Geschäfte in der Fußgängerzone sichtbar miteinander zu verbinden. Das könne zum Beispiel passieren, indem die Einzelhändler vor ihren Läden orangefarbene Leitern aufstellen. "Das ist mal irgendwo in einer anderen Stadt gesehen worden", erklärte er. Die Leitern könnten multifunktional eingesetzt werden, etwa für Deko, Waren oder Handzettel. Gefertigt werden könnten sie Gieschen zufolge beim Arbeit und Lernzentrum in Grohn.
Ebenfalls im Gespräch sind LED-Leinwände, die pro Stück etwa 500 Euro kosten. Die Idee dahinter sei, dass in Geschäft A auch mal Werbung für Geschäft B läuft. "Die Leinwände sollen aber nicht irgendwelche Angebote zeigen, sondern Menschen und Gesichter in den Vordergrund rücken", sagte er.
Einen deutlich längeren Vorlauf haben die sogenannten Horizontprojekte. Hierzu zählt etwa die Idee, ein Badeschiff nach Vegesack zu holen. Das könnte dem Papier zufolge zum Beispiel am ehemaligen Liegeplatz des Schulschiffs festmachen. Das Angebot würde zum einen dazu beitragen, die Weser auf eine andere Art erlebbar zu machen und zum anderen, den Freizeitwert der Maritimen Meile zu erhöhen. Die Kosten für das Badeschiff sollten nach Möglichkeit von einem Investor übernommen werden, gegebenenfalls in einer öffentlich-privaten Partnerschaft.
Vegesack wäre allerdings nicht der erste Ort, der eine solche Badegelegenheit schafft. "Ich war kürzlich im dänischen Aarhus. Dort gibt es so ein Becken im Hafen; mit integrierter Sauna", informierte Gieschen. Und auch in Berlin gebe es bereits ein Badeschiff.
Grün statt grau
Darüber hinaus beschäftigt sich die Strategie mit dem Thema Entsiegelung. "Wir merken den Klimawandel mit voller Wucht", so der Geschäftsführer. "Deshalb müssen wir uns hier engagieren, um zu sehen, welche Flächen wir aufbrechen können." Ähnliche Projekte gebe es bereits in anderen Städten. Dort hätten 200 Quadratmeter ausgereicht, um auf einer zuvor ungenutzten Betonfläche einen Wald zu pflanzen. In dem Papier ist von einem sogenannten Kleinwald die Rede, der auf dem Botschafter-Duckwitz-Platz entstehen könnte. "Eine dichte Baumbepflanzung verbessert als Ergänzung zum aktuellen Baumbestand das Mikroklima und schafft einen kühlen Ausweichraum", heißt es. "Sie wertet den Platz – in Kombination mit Fassadenbegrünung – optisch und klimatisch auf und schafft ein Alleinstellungsmerkmal."
Zudem wollen sich die Initiatoren verstärkt auf junge Leute fokussieren. "Aktuell gibt es nicht genügend Angebote für diese Zielgruppe", so Gieschen. "Wir haben zwar die Sportbox und die Fitnessgeräte im Stadtgarten, wo man zudem noch gut chillen kann, aber da geht noch mehr." Denkbar sei zum Beispiel ein Skatepark an der Weser. Oder eine Klima-Lounge. Die könnte der Strategie zufolge auf einer Dachfläche realisiert werden, auf der zum Beispiel Gemüse angebaut und geimkert werden könnte. Für Kinder sieht das Papier ein Spielschiff im Stadtgarten vor. Passend zum Standort sind auch Wasserspielmöglichkeiten angedacht. "Als räumlicher Gegenpol und weiterer Anker zur Vegesacker Krabbe könnte das Schiff in Ergänzung zum Schlepper Regina installiert werden", so die Idee.
All diese Vorschläge seien lediglich richtungsweisend. "Das heißt, sie sind nicht in Stein gemeißelt", betonte Gieschen. Trotzdem werde aber angestrebt, dass die Ideen – so oder so ähnlich – umgesetzt werden. Und damit das auch passiert, wolle er sie immer wieder bei Politik und Behörden in Erinnerung rufen.