Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Konzert für die Ukraine Kito Vegesack: Ukrainische Musiker gestalten intensiven Konzertabend

Ein intensiver Konzertabend in Bremen-Vegesack: Ukrainische Musiker zeigen musikalische Solidarität und lassen das Publikum in eine Welt voller Nachdenklichkeit, Trauer und Hoffnung eintauchen.
29.03.2024, 14:51 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jana Barkei

„Das Einzige von uns gemacht wird sein: Das Leben menschenwürdig zu gestalten“, liest Alexandra Wenger auf der Bühne im Vegesacker Kito vor. Der Raum ist spärlich beleuchtet, Scheinwerfer sind auf sie gerichtet – zwischen ihren Worten und den letzten Tönen der Musikstücke, die sie am Klavier und ihr musikalischer Partner Viktor Ivanov an der Violine spielen, bleibt beim Publikum ein Gefühl der Schwere hängen. Nachdenklichkeit, Trauer und Hoffnung gehören am Donnerstagabend zum Programm der Veranstaltung unter dem Titel „Begegnung“. Aufeinander trafen dort deutsch-ukrainische Zuschauer und die zwei ukrainischen Musiker, die sich in Bremen erst nach Kriegsausbruch und Flucht zu einem Duo zusammenfanden.

„Das alles wird mit dem Tode geheilt“, liest Wenger in einer anderen Pause aus einem weiteren Gedicht vor. Auf der Bühne findet ein Zusammenspiel aus Wort und Musik statt: Sanfte Töne treffen auf laute Klänge, empfindsame Worte auf harte Aussagen. Sie alle vereint eines: die Ukraine. Denn die ukrainische Pianistin, die in Bremen an der Hochschule studiert hat, liest Gedichte von Künstlern aus ihrer Heimat. Zusammen mit Viktor Ivanov, der durch den Krieg nach Deutschland geflohen ist, spielen sie berühmte Stücke ukrainischer Komponisten. Und obwohl die Musik ganz ohne Worte auskommt, scheinen Violine und Klavier nicht nur in Harmonie zueinander zu sein, sondern auch in eine Art Gespräch miteinander zu verfallen. Sie geben Stücke wieder, die für Gänsehautmomente sorgen und Emotionen aufwirbeln.

Es sind Geschichten über unendliche Hoffnung, Mut und Gegenwehr.
Alexandra Wenger, Pianistin

Zwischendurch leitet Wenger mit den Werken ukrainischer Dichter durch den Abend. So liest sie Gedichte von Lessja Ukrajinka, Lina Kostenko und Wassyl Symonenko auf Deutsch und in Originalfassung vor. Immer dann, wenn die musikalischen Stücke von Myroslaw Skoryk, Valentin Silvestrov und Yevhen Stankovych gerade ausklingen. Es sind große Künstler, die sich an diesem Abend auf der Bühne zusammenfinden, die in der Ukraine große Berühmtheit und Anerkennung gefunden haben, aber hierzulande doch eher unbekannt sind. „Sie sind zum Symbol der Ukraine geworden. Es sind Geschichten über unendliche Hoffnung, Mut und Gegenwehr. Wir spielen für das Leben und die Befreiung“, leitete Wenger den Abend ein. Mit den darauffolgenden melancholischen Tönen und hoffnungsvollen Klängen – wortlos aber voller Emotionen und Geschichte – versprach sie ihrem Publikum nicht zu viel.

Für die Künstler war der Auftritt ein sehr persönlicher, da sie die Musik mit ihrer Heimat verbinden. „Nicht alle Lieder sind fröhlich, sie zeigen auch das Leid. Eines der Stücke fiel mit zu Beginn des Krieges sehr schwer zu spielen“, erzählt Wenger im Anschluss an das Konzert. Der Abend bedeutete ihr viel – und das nicht nur, weil das Konzert zufällig auf ihren Geburtstag fiel –, denn für sie verbindet die Musik alle Kulturen: „Diese Sprache ist international.“

Lesen Sie auch

Und genau darum ging es den Veranstaltern an diesem Abend auch: Es sollte ein Raum der Begegnung geschaffen werden, um sich zu treffen, sich in der Musik wiederzuerkennen und Freundschaft zu schließen. Es war das zweite Konzert im Bremer Norden, an dem Musik die Menschen vereinen sollte – und es wird auch nicht das letzte sein. Seit August 2022 ist Bremen die Partnerstadt der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Diese solidarische Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nehme auch das Kito und der Bremer Norden zum Anlass, um ukrainischen Geflüchteten zu helfen. „Auch wir wollen unseren Beitrag leisten als Teil der Partnerschaft“, erklärt Thomas Pörschke. Er gehört zum Vorstand des Kitos, arbeitet in der Geflüchtetenhilfe und ist Politiker bei den Grünen. „Ich war beeindruckt von dem Klangreichtum und der Tiefe“, sagt er über die musikalische Auswahl der Veranstaltung.

Musik verbindet: Das zeigt auch Alexandra Wengers privates Engagement. Sie unterrichtet geflüchtete ukrainische Kinder am Klavier. Viktor Ivanov ist zudem Teil des bremisch-ukrainischen Exil-Orchesters „Mriya“ (мрія bedeutet ‚Traum‘ auf Ukrainisch). „Er ist einer der Künstler, die mit nichts nach Deutschland gekommen sind. Und denen bieten wir Heimat“, erklärt Roman Ohem, Vorsitzender des Fördervereins Culture Connects, Organisator des Musikunterrichts und Mitgründer des Orchesters.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)