Den 20. Juni wird Peter Plaßmeier so schnell nicht vergessen. Denn an diesem Freitag wurde ihm beim Einkaufen in einem Burglesumer Discounter das Portemonnaie gestohlen. Damit waren nicht nur seine Geldscheine und Münzen weg, sondern auch die Krankenkassenkarte, die EC-Karte und der Personalausweis. Von seiner Krankenkasse hat er inzwischen eine neue bekommen. Und auch seine Bank kümmert sich bereits um Ersatz. Nur mit dem neuen Personalausweis geht es nicht so schnell. Bis ihm ein vorläufiges Dokument ausgestellt werden kann, wird es noch mehrere Monate dauern.
Dabei hat sich Plaßmeier direkt nach dem Diebstahl an das Bürgerservice-Center in Vegesack gewandt. "Dort sagte man mir aber, dass ich noch eine Woche warten soll", erzählt der Nordbremer. Weil es den Räubern nicht um die Papiere, sondern ums Geld ginge, sei es durchaus denkbar, dass er seinen Personalausweis zurückbekomme. Doch mit dieser Annahme lag das Bürgeramt falsch. Zumindest in Plaßmeiers Fall. Also hat er sich wieder an die Behörde gewandt. Am Telefon gab man ihm den Tipp, sich am nächsten Morgen direkt um 7 Uhr noch einmal zu melden. Dann könne er einen Termin erhalten, der kurzfristig frei geworden ist. "Nur ging dort um 7 Uhr noch niemand ans Telefon", erzählt Plaßmeier. "Auch eine halbe Stunde später tat sich nichts."
Zum Bürgerservice-Center gefahren
Um trotzdem noch am selben Tag einen vorläufigen Personalausweis zu bekommen, hat er sich sofort auf den Weg ins Nordbremer Bürgerservice-Center gemacht. "Ich bin davon ausgegangen, dass man dort in Notfällen auch ohne einen Termin etwas werden kann", sagt der 84-Jährige. Ein Notfall sei er unter anderem deshalb, weil er ohne Personalausweis kein Geld bekommt. Da seine EC-Karte ebenfalls weg ist, muss er sich nun an die Bankmitarbeiter wenden. Die zahlen ihm aber nur unter Vorlage seines Personalausweises Geld aus.
Im Stadtamt freuten sich Plaßmeier und seine Frau, dass an diesem Vormittag nicht allzu viel Betrieb war. Einen vorläufigen Personalausweis konnte er aber trotzdem nicht beantragen. "Das Personal war zwar sehr freundlich, sah aber aufgrund der Vorschriften keine Möglichkeiten, mir weiterzuhelfen", schildert er. Das ginge nur nach vorheriger Anmeldung. Oder während der offenen Sprechzeit.
Doch die ist für Plaßmeier keine Option. Denn wer ohne Termin ins Bürgerservice-Center kommt, muss zunächst anstehen. "Und das kann mein Mann nicht", erzählt Anita Plaßmeier. "Er ist zu 70 Prozent schwerbeschädigt und gehbehindert."
Deshalb wollte er nun einen Termin. Den hat er auch bekommen – für den 3. November. Früher sei kein Zeitfenster frei gewesen, um die Anliegen des Nordbremers bearbeiten zu können, hieß es im Amt. Am 5. November soll Plaßmeier noch einmal ins Stadthaus kommen. Diesmal um den regulären Ausweis zu beantragen.
Nach den Worten von Canan Sevil haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vegesacker Bürgerservice-Center richtig gehandelt. "Außerhalb der offenen Sprechzeit ist eine Vorsprache nur mit Termin möglich", sagt die Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). "Die Vorsprachen sind getaktet, Wartezeiten gibt es quasi nicht." Von daher erkläre sich der Eindruck, dass an dem Vormittag nicht allzu viel Betrieb war. "Grundsätzlich sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch die Fremdfirmen am Empfang bemüht, den Bürgerinnen und Bürgern zu helfen", betont sie. "Eine Schwerbehinderung ist allerdings nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, ebenso die Sachlage, die hinter der Vorsprache steckt."
Kurzfristige Termine im Internet
Weisen Betroffene darauf hin, dass ihr Anliegen eine gewisse Eilbedürftigkeit hat, bekämen sie auch zeitnah einen Termin. Sevil zufolge können sich Nordbremerinnen und Nordbremer in solchen Fällen an die E-Mail-Adresse bscnord@buergeramt.bremen.de wenden. Dann bekämen sie schnelle und unkomplizierte Hilfe. Zudem mache es – idealerweise morgens – Sinn, auf der Internetseite termin.bremen.de zu schauen. Dort würde es auch zeitnah Termine geben, etwa bei günstiger Personallage oder wenn jemand kurzfristig absagt.
Unabhängig davon will nun auch das Bürgerservice-Center Kontakt mit Peter Plaßmeier aufnehmen, damit der schnell zu seinem vorläufigen Personalausweis kommt. Wie sich der Nordbremer bis dahin ausweisen kann, ließe sich pauschal allerdings nicht beantworten. Grund dafür sei, dass jede Institution andere Vorgabe habe. Sevil: "Für offizielle Stellen sollte in diesem Einzelfall die Strafanzeige hinsichtlich des Diebstahls und die Terminvereinbarung reichen."