Neue Fährverbindungen mit den Haltepunkten in Bremen-Nord, im Bremer Westen, in Woltmershausen sowie in der Innenstadt seien eine gute Mobilitätsalternative für verschiedene Zielgruppen, heißt es im aktuellen Zukunftsprogramm der Bremer SPD. Rainer Tegtmeier (BSW), Mitbegründer des Bürgerschnacks für Burg, Grambke und das Werderland, wirbt für eine solche Mobilitätsalternative bereits seit rund acht Jahren. Jetzt hat er zusammen mit dem Diplom-Ingenieur Martin Richter ein neues Konzept erarbeitet, das sich nach seinen Worten rechnet und zudem ein Bremer Beitrag zur Verkehrswende und im Kampf gegen die Klimakrise sein kann.
Der 79 Jahre alte Kapitän und Diplom-Ökonom aus Burg-Grambke macht kein Hehl aus seiner ausgeprägten Vorliebe für die verkehrliche Nutzung der Wasserstraße Weser. Ungeachtet der Skepsis von Experten, die einen Fährverkehr auf der Weser zwischen Bremen-Nord und der City als unwirtschaftlich einstufen, hält Tegtmeier dagegen und rechnet mit kostendeckenden Einnahmen.
BSAG ist skeptisch
Sein Konzept bezeichnet der Burg-Grambker als Bremer Beitrag zur Verkehrswende, weil die Klimakrise auch auf dem Verkehrssektor ein Umdenken erfordere. Außerdem sei der Individualverkehr mit dem Auto ebenso wie der Flugverkehr wegen des CO2-Ausstoßes und des Flächenbedarfs eine besonders ineffiziente Transportart.
Tegtmeier und Richter halten den Einsatz von Weserfähren zudem für notwendig, weil die Bus- und Bahnangebote für Berufspendler zwischen Bremen-Nord und Bremen-Zentrum weitgehend ausgeschöpft seien. Und schließlich könne eine Schnellfähren-Verbindung als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) die Straßen entlasten und den Schadstoffausstoß reduzieren.
Für den öffentlichen Personennahverkehr in der Stadtgemeinde Bremen ist vor allem die Bremer Straßenbahn AG zuständig. Die BSAG sei grundsätzlich offen für Ideen rund um die Stärkung des ÖPNV, sagt Pressesprecher Andreas Holling. Man müsse sich allerdings fragen, ob die von Rainer Tegtmeier offerierte Alternative neben der „romantischen Komponente“ einer Bootsfahrt auf der Weser tatsächlich für tagtägliche Fahrten zum Beispiel für Pendler geeignet sei. Holling: „Vor allem mit Blick auf die recht lange Reisezeit sowie die fehlende Integration ins ÖPNV-System – zwischen Boot und Bus/Straßenbahn – sowie die baulichen Voraussetzungen dafür seien kritische Faktoren. Und schließlich, so Holling, müsste die Stadtgemeinde Bremen viel Geld investieren und mögliche nicht deckende Mindereinnahmen aus dem eigenen Etat ausgleichen.

Rainer Tegtmeier wünscht sich weiterhin eine ÖPNV-Anbindung zwischen Bremen-Nord und Innenstadt über die Weser.
Tegtmeier lässt sich allerdings auch nach eigenen Worten nicht von Gutachtern irritieren, die auf weitere immense Kosten für einen Fährverkehr zwischen Vegesack beziehungsweise Blumenthal und der City hingewiesen haben. Sie rechnen allein für ein Tragflächenboot – für den Pendelverkehr werden vier benötigt – mit etwa 1,5 Millionen Euro. Der Kapitän aus Burg-Grambke hält dagegen zunächst den Einsatz von kleineren und gebrauchten Fähren für ausreichend, die in Schweden für 200.000 Euro pro Schiff erworben werden könnten.
Als „Einstieg in eine wieder entdeckte Form des öffentlichen Personennahverkehrs unter Nutzung der natürlichen Wasserstraße“ schlägt er den Einsatz von zwei großen oder alternativ vier kleinen Schnellfähren im Pendelverkehr zwischen Vegesack und Zentrum vor. Zunächst morgens zwischen sechs und zehn Uhr sowie nachmittags zwischen 15 und 19 Uhr.
Die Vermeidung von Kohlendioxid bei der Nutzung der Fähre im Vergleich zum Auto pro 1000 Pendler liegt nach Tegtmeiers Berechnungen mit einem konventionellen Schiffsantrieb bei 396 Tonnen und unter Beibehaltung der Dieselaggregate der Schwedenfähren bei 594 Tonnen pro Jahr. Und sollte eines Tages der Einsatz von klimaneutralen Antrieben möglich sein, sei eine Minderung des bremisch, en CO2-Ausstoßes zwischen 1340 und 1520 Tonnen Kohlendioxid im Jahr möglich. Eine Fahrt mit der Schnellfähre von Vegesack zum Zentrum der Stadt dauert nach Tegtmeiers Berechnungen 27 Minuten. Bei einer Geschwindigkeit von 37 km/h betrage der Dieselverbrauch pro Kilometer 1,9 Liter.
Positiv fällt schließlich auch die „Liquiditätsvorschau“ des Bürgerschnack-Moderators aus. Die Einnahmen pro Jahr gibt er mit rund 1,27 Millionen Euro an, die Kosten für Zinsen und Tilgung von Bankdarlehen im selben Zeitraum mit 1, 19 Millionen Euro. Wobei über einen Zeitraum von zehn Jahren zudem rund 100.000 Euro an Eigenkapital nötig seien. Gleichwohl soll das Ticket für die Hin- und Rückfahrt nur vier Euro kosten. Ein Büro für den Fährbetrieb könnte aus Tegtmeiers Sicht in der Signalstation an der Weser in Vegesack eingerichtet werden. Skeptiker auch unter Nordbremer Kommunalpolitikern hegen allerdings ebenso wie die BSAG Zweifel, ob das gesamte Konzept des Burg-Grambkers tragfähig ist.