Vegesack. Eigentlich wollte Norbert Lange-Kroning mit der Übernahme des früheren Vereinsgebäudes der Vegesacker Ruderer längst weiter sein: Das Haus am Wasser sollte inzwischen von einer Stiftung übernommen und von Handwerkern zum Café mit maritimen Ausstellungsräumen umgebaut werden. Doch immer wieder kamen neue Rechtsfragen auf. Der Schatzmeister des MTV Nautilus hat zwar noch nicht auf alle eine Antwort, aber mittlerweile auf so viele, dass er jetzt von der nächsten Phase des Projekts spricht: Die Werften sollen sagen, ob sie mitmachen – als Stifter, Förderer oder Sponsor.
Drei Briefe hat Lange-Kroning in dieser Woche losgeschickt. Er will sich an die größten Schiffsbauer in der Region halten: an Abeking & Rasmussen, Fassmer, Lürssen. Manche von ihnen hat er bereits als Geldgeber für die Maritime Meile gewonnen, nun will er sie für das neueste Projekt am Vegesacker Weserufer gewinnen – aus dem denkmalgeschützten Gebäude im Bauhaus-Stil einen Ort für Besucher zu machen. Maritime Anlaufstellen gibt es mit dem Schulschiff, dem Alten Speicher und der Signalstation zwar schon, aber noch kein Angebot, das Gastronomie und Geschichte über Schiffe und ihren Bau verbindet.
So jedenfalls der Plan. Damit er aufgeht, setzt Lange-Kroning auf die drei Werften. Es ist ihre Geschichte, die er erzählen will. Der Vereinsfunktionär findet, dass viele die Namen der Schiffsbauer kennen, aber nicht jeder weiß, was alles dazugehört, um Schiffe überhaupt bauen zu können. Das hat er auch in den Briefen an die Unternehmen geschrieben – und dass sie jetzt die Möglichkeit haben, daran etwas zu ändern. Der Schatzmeister spricht von einem Raum im Parterre, der Werftgründer Henry Rasmussen gewidmet werden könnte. Und von Zimmern im Obergeschoss, die den Jachtbau erläutern.
Lange-Kroning hat immer mal wieder mit Vertretern der Werften gesprochen. Von einem Unternehmen weiß er, dass es die Idee, mehr aus dem Haus am Wasser zu machen, gut findet. Jetzt geht es ihm aber um mehr. Jetzt will er nicht nur wissen, ob die Firmen das Vorhaben für unterstützenswert halten, sondern ob sie es tatsächlich unterstützen: mit einer einmaligen Spende, mit einem regelmäßigen Zuschuss oder mit einer Kapitaleinlage als Stifter. Auch Lange-Kroning will einer werden. Er sagt, nicht nur Geld einbringen zu wollen, sondern auch ein Gebäude: das Nautilushaus beim Museumshaven. Die Immobilie ist seine Immobilie.
Der Vereinsfunktionär hat lange darüber nachgedacht, ob er das machen soll. Im Grunde denkt er darüber seit einem Jahr und drei Monaten nach. So lange verfolgt Lange-Kroning den Plan, das Gebäude von einer Stiftung übernehmen zu lassen. Der Schatzmeister hat inzwischen so viele Gespräche geführt, dass er gar nicht mehr sagen kann, wie viele. Er redete mit Nachbarn, Architekten, Feuerwehrleuten, Mitarbeitern des Bauamtes, Sachbearbeitern der Denkmalpflege. Mal ging es um Hochwasserschutz, mal um die Zufahrt zum Grundstück. Mal um Kanalanschlüsse, mal um alte Baupläne.
Öfter als mit allen anderen hat Lange-Kroning mit den Planern von Immobilien Bremen gesprochen. Der städtische Grundstücks- und Gebäudeverwalter ist es, der am Ende der Übernahme des Hauses zustimmen muss – und der den Vertrag macht. Peter Schulz sagt, dass die Verhandlungen weit fortgeschritten sind. Der Sprecher von Immobilien Bremen ist deshalb zuversichtlich, dass die letzten Details bald geklärt werden. Welche das sind, lässt er offen. Schulz verweist darauf, dass er den Beiratsfraktionen nicht vorgreifen kann. Wann denen das Konzept für das Haus vorgestellt wird, ist wegen der Corona-Krise unklar.
Wie das aussehen könnte, hat Lange-Kroning bereits auf Papier festgehalten. Es gibt Pläne, die zeigen die Etagen, wie sie jetzt sind – und wie sie später sein werden, wenn die Handwerker da waren: Im Parterre will er das Café unterbringen, das Henry-Rasmussen-Zimmer und einen Raum, der an die Ruderer erinnert. Im Obergeschoss sollen aus mehreren kleinen Zimmern zwei große Zimmer werden – für die Ausstellung zum Jachtbau einerseits und zur Neuen Sachlichkeit der Architektur andererseits: Der Bauhaus-Stil erklärt in einem Bauhaus. Lange-Kroning meint, dass es anschaulicher kaum geht.
Nach seiner bisherigen Rechnung wird der Umbau 300 000 Euro kosten. Ein Sechstel der Summe hat Lange-Kroning für die Sanierung der Fenster veranschlagt. Den Kostenvoranschlag hat er schon länger. Genauso wie das Ruderboot, das im Erdgeschoss von der Decke hängen soll. Was er noch nicht hat, um genauer kalkulieren zu können, erwartet der Schatzmeister in den nächsten Wochen: etwa einen Bericht, wie einfach beziehungsweise kompliziert der Abriss der hinteren Anbauten wird, die nicht original sind. Und wie viel Geld für einen Fahrstuhl zu berechnen ist. Das Haus am Wasser soll ein Haus für alle werden.
Wie ernst es Lange-Kroning mit dem Projekt ist, kann man sehen. Er geht in dem Gebäude mittlerweile ein und aus, als hätte es den Eigentümer schon gewechselt. Lange-Kroning sagt, dass es mit der Übernahme vorangeht. Und dass er den Beleg dafür quasi in der Hosentasche hat: die Schlüssel zu den Türen des Bauhausbaus. Seit Herbst hat er sie. Immobilien Bremen gab sie ihm, damit er sein Konzept um weitere Details ergänzen kann. Mit Architekten war er vor Ort, mit Vertretern der städtischen Gebäudeverwaltung und mit anderen Vereinsfunktionären, die das Weserufer voranbringen wollen.
Für Lange-Kroning sind die Briefe an die drei größten Werften in der Region deshalb nicht nur die nächste Phase des Projekts, sondern auch die entscheidende. Sagen die Unternehmen keine Unterstützung zu, weiß der Mann vom MTV Nautilus nicht, ob er dann noch weiter an ihm festhalten wird. Das hat er den Adressaten aber nicht geschrieben.