Erst fielen die Mauern des Haven Höövt, dann wurden die Mauern auf Kieselsteingröße zerkleinert – und demnächst sollen mit den Kieseln die früheren Keller des Einkaufszentrums verfüllt werden. Die Ingenieure wollen die Traglast des Bodens erhöhen, auf dem später das Stadtquartier am Hafen stehen soll. Der Beton des Gebäudes wird, wenn man so will, zum Füll- und Recyclingstoff. Es ist nicht die einzige Idee, die Ökobilanz des Millionenvorhabens zu verbessern. Die Projektentwickler planen das Wohn- und Geschäftsviertel inzwischen anders als bisher. Es soll jetzt CO?-neutral werden.
Max Zeitz sagt, dass Planer dabei sind, verschiedene Möglichkeiten zu analysieren, das Projekt zu einem klimaschonenden Projekt zu machen. Und dass sie bei ihren Untersuchungen nichts auslassen werden. Der Chef der Haven-Höövt-Entwicklungsgesellschaft spricht von Geothermie, von Energiespundwänden und von wiederverwerteten Baumaterialien. Weil die Prüfung andauert, kann Zeitz auch nicht sagen, wie CO?-neutral das Stadtquartier am Ende wird: Ob es auf 100 Prozent kommt oder doch weniger. Der Geschäftsführer hofft auf das Maximum.
Dass es schwierig sein könnte, das zu erreichen, hat mit dem Boden zu tun. Er muss nicht nur belastbarer werden, sondern ist auch belastet. Mit der Folge, dass der Einsatz von Erdwärmesonden nicht überall möglich ist. Zeitz setzt deshalb vor allem auf den Bau von speziellen Spundwänden, über die sich die thermische Energie von Wasser nutzen lässt. Er kündigt Gespräche mit dem Deichverband an, der den Hochwasserschutz im Bereich des Museumshavens und des neuen Stadtquartiers plant. Nach Angaben des Projektentwicklers wird sich das Bauvorhaben deshalb nicht verzögern, aber verteuern.
Bisher hatte Zeitz die Ausgaben auf 120 Millionen Euro beziffert. Jetzt spricht er davon, dass 20 Prozent obendrauf kommen. Macht ein Plus von 24 Millionen Euro. Der Projektentwickler muss das Hafenquartier nicht klimaneutral bauen, will es nach eigenem Bekunden aber. Er sagt, dass das zeitgemäß ist und es sich rechnet, mehr Geld für weniger Emissionen auszugeben – nicht nur umweltpolitisch. Ihm zufolge ist ein neutrales Viertel wertvoller als ein herkömmliches. Und es sei immer besser, vorher zu investieren, als hinterher die Kosten zu haben. Zeitz rechnet damit, dass die CO?-Steuer nur der Anfang ist.
Dass das Hafenviertel nicht gleich von Anfang an klimaneutral geplant wurde, begründet er mit den Möglichkeiten, die es damals noch nicht gab. Vier Jahre ist es her, dass die Wesbau-Betreuungsgesellschaft aus Mannheim und damit Zeitz das damals insolvente Einkaufszentrum übernahm. Und etwa noch mal so lange soll es dauern, bis auf seinen Betonresten das neue Viertel entstanden ist. Der Projektentwickler geht davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten der Boden des 1,5 Hektar großen Grundstücks verdichtet ist, dass er mehr tragen kann, als er bislang getragen hat.
Damit auf dem Gelände künftig mehrere Gebäude und nicht bloß ein einzelner Komplex stehen können, werden nicht nur die Kellerräume mit 15.000 Kubikmeter Betonkiesel verfüllt, sondern auch weitere Pfähle in die Erde gerammt. Auf 790 war das Haven Höövt gebaut worden, beim Hafenquartier sollen 300 dazukommen. Nach Zeitz' Zeitplan sollen die Arbeiten an den ersten Gebäuden des neuen Quartiers im Frühjahr nächsten Jahres beginnen. Er sagt, dass momentan sechs Bauanträge vorbereitet werden. Das halbe Dutzend steht für die Zahl der Baufelder, in die das neue Hafenviertel unterteilt ist.
Manche Gebäude sollen nacheinander, andere zeitgleich gebaut werden. Anders als beim Abriss des Haven Höövt, bei dem quasi von hinten nach vorne gearbeitet wurde, startet der Aufbau des Quartiers an der Friedrich-Klippert-Straße und endet beim Kontor am Hafen. Laut Zeitz wird darum das geplante Polizeikommissariat zu den ersten Neubauten gehören und das neungeschossige Wohnhaus beim Alten Speicher zu den letzten. Dazwischen sollen die Pflegeeinrichtung, das Hotel und die Gastronomie entstehen. Die Planer wollen ein Viertel schaffen, in dem mehrere Hundert Menschen leben und arbeiten.