Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Museum Schloss Schönebeck Ausstellung über den Bau den Transsib

Sie ist mit 9288 Kilometern die längste Gleisstrecke der Welt: die Transsibirische Eisenbahn. Eine Ausstellung im Schloss Schönebeck zeigt mit seltenen Fotos, unter welchen harten Bedingungen sie erbaut wurde.
14.01.2024, 17:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Marina Köglin/mag

„Von Vegesack in die Welt“ – so lautet das Motto des Heimatmuseums Schloss Schönebeck. Und gemäß diesem Motto geht es derzeit weit, ganz weit Richtung Osten: Die Transsibirische Eisenbahn steht im Mittelpunkt der aktuellen Sonderausstellung. Die Bahnverbindung von Moskau nach Wladiwostok ist eine der größten je geschaffenen Baumaßnahmen. Über mehr als 9000 Kilometer und durch neun Zeitzonen geht es durch das russische Reich, durch die Mongolei und China. Die Ausstellung soll die Bedeutung der Eisenbahnlinie nicht nur für Russland, sondern auch für Europa aufzeigen.

Schon der Bau war ein erfolgreiches pan-europäisches Projekt: Beteiligt waren Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien und die Niederlande. Zugang zu den sibirischen Bodenschätzen, zu den chinesischen Märkten, die Entwicklung des überregionalen Güterverkehrs – die Gründe für den Bau der Bahnlinie waren vielfältig. Ihre Fertigstellung hatte nachhaltige Effekte für die europäische Wirtschaft.

Zu den Wegbereitern für den Bau der Bahnstrecke dürfen auch drei Nordbremer gezählt werden. Zum einen Baron Ludwig Knoop (1821 bis 1894), der im russischen Zarenreich an der Gründung von rund 200 Fabriken beteiligt war und so einen entscheidenden Beitrag zur dortigen Industrialisierung leistete. Es gab sogar ein Sprichwort: „Keine Kirche ohne Pop‘, keine Fabrik ohne Knoop“, wie Klaus Gawelczyk, erster Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung, erzählt. Bei der Erkundung der Seewege nach Sibirien und der Erschließung der Geografie im 19. Jahrhundert waren zudem die Nordbremer Kapitäne Eduard Dallmann und Louis Wieting beteiligt.

Seltene Fotografien aus der Bauzeit

Das Schönebecker Schloss ist die zweite Station der Ausstellung. 2023 war sie  in der Bremer Stadtbibliothek Am Wall zu sehen. Konzipiert wurde sie von Thomas Meyer-Bohe in Kooperation mit dem Verein „Deutsch-Russische Friedenstage Bremen“. Gezeigt werden Zeichnungen und seltene russische Archivfotos aus der Bauzeit der Eisenbahnstrecke am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind Arbeiter, Tunnelarbeiten, die technische Infrastruktur, die Einweihung fertiger Streckenabschnitte und Bilder der umgebenden Taiga-Landschaft.

Sibiriens Topografie forderte von den beteiligten Architekten, Ingenieuren und Bahnspezialisten kreative Lösungen und hohes fachliches Können. Schweres Gerät und Fahrzeuge wurden mitunter in Einzelteilen angeliefert und erst vor Ort zusammengesetzt. Der Bau der Strecke war oft ein Ringen mit der Natur. Die Anforderungen an Mensch und Material waren hart, viele Arbeiter verloren ihr Leben.

Kirchen-Wagen für Gottesdienste

Die Transsibirische Eisenbahn entstand von 1891 bis 1916. Witterungsbedingt konnte vielerorts nur in den Sommermonaten gebaut werden. Mit 9288 Kilometern Länge ist sie die längste Bahnstrecke der Welt. Von Moskau bis Wladiwostok ist man 144 Stunden unterwegs. Entlang der Strecke gibt es 400 Bahnhöfe – alle sind in der Ausstellung aufgelistet. Die Fotografien zeigen beeindruckende und auch unerwartete Szenen aus der Zeit des Streckenbaus. „Es gab zum Beispiel Kirchen-Wagen“, berichtet Wolfgang Müller, erster Vorsitzender des Vereins „Deutsch-Russische Friedens-Tage Bremen“ und zeigt auf eines der Fotos: Auf den neu verlegten Schienen rollten Kirchen-Waggons, in denen für die Arbeiter Gottesdienste abgehalten wurden. Ein anderes Foto zeigt das Innere eines solchen Wagens. Man meint, in eine kleine Kirche zu schauen.

Die seltenen Fotografien hat Thomas Meyer-Bohe zusammengetragen. Der Bremer war in den 1990er-Jahren als Professor an der Staatlichen Akademie für Architektur in Nowosibirsk tätig. Die Archivkopien wurden ihm zur Verfügung gestellt. Der Bau der Transsibirischen Eisenbahn steht im Vordergrund der Ausstellung. Doch auch die aktuelle wirtschaftliche Bedeutung dieser europäisch-russisch-asiatischen Lebensader wird thematisiert – und was es für die europäische Wirtschaft bedeuten kann, wenn sie hinter einem neuen Eisernen Vorhang verschwinden würde.

Info

Die Ausstellung „Die Transsibirische Eisenbahn“  ist bis 3. März im Heimatmuseum Schloss Schönebeck, Im Dorfe 3/5 zu sehen. 

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)