Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Der Umweltbetrieb sperrt den Wanderweg an der Aue zwar immer wieder für Spaziergänger, doch die Schönebecker spielen dabei nicht mit. „Ein, zwei Tage, dann erbarmt sich einer und die Sperre wird von Bürgern wieder aufgemacht. Irgendwann sehen wir, der Umweltbetrieb war da und hat wieder alles mit großen Zäunen hermetisch abgeriegelt“, schildert eine Anwohnern. Auf, zu, auf, zu. So geht das in Schönebeck seit mehr als einem Jahr. Das Problem: „Der Holzsteg ist marode und nicht mehr verkehrssicher“, warnt Kerstin Doty vom Umweltbetrieb Bremen. Dazu käme materieller Schaden: „Fast wöchentlich werden die Zäune zertreten und die Schlösser geknackt.“
Bereits im April vergangenen Jahres hat der Umweltbetrieb den Holzsteg auf dem Wanderweg an der Schönebecker Aue zwischen den Straßen Auf dem Krümpel und An der Aue gesperrt. Wie Kerstin Doty bereits damals als Sprecherin des Umweltbetriebs berichtete, hatte ein Gutachter festgestellt, dass der 15 Jahre alte Steg an der Tragkonstruktion sehr morsch sei. Der Umweltbetrieb sah bereits zu der Zeit eine erhebliche Beeinträchtigung der Standsicherheit. Der Zustand des Stegs sei auf den Alterungsprozess zurückzuführen.
„Es kann zehn Mal gut gehen und der Elfte kann auf dem Steg einbrechen“, sagt Kerstin Doty. „Wir sperren den Weg nicht zum Spaß.“ Immerhin bestehe eine Verkehrssicherheitspflicht. „Wir handeln im Auftrag des Umweltressorts“, so die Sprecherin des Umweltbetriebs, „und müssen sicherstellen, dass der Weg gesichert ist. Wir können keinen Elektrozaun hochziehen, sondern hoffen, dass irgendwann die Vernunft einkehrt.“ Dass die Bürger die Sperrung nicht hinnehmen wollen und eigenmächtig immer wieder die Zäune abbauen, ist für den Umweltbetrieb noch aus einem anderen Grund ärgerlich: „Es kostet unnötig Zeit. Mitarbeiter müssen kommen – die Zeit würden wir lieber in die Pflege der Grünanlagen investieren.“
Die Anwohner indes ärgern sich vor allem darüber, dass sich die Sanierung des Stegs so lange hinzieht. Sie fragen sich inzwischen, ob die Sperrmaßnahmen nicht bald teurer sind, als die seit langem angekündigte Sanierung der Aue-Überquerung. „Es gibt keinerlei Infos, wann was passieren soll“, beklagt eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Der Weg parallel zur Aue diene vielen Menschen in der Gegend zur Naherholung. „Hier ist einfach ein wunderschönes Biotop zu sehen, das bei Hochwasser überschwemmt.“
Auch nach Einschätzung des Bremer Landesverbands des BUND eignet sich das Auetal „hervorragend zur Beobachtung von Vögeln oder Insekten“. Auch Wasserpflanzen und Wassertiere sind in der Schönebecker Aue zu finden. Das Auetal teilt sich demnach in zwei Gebiete, ein Wiesen – und ein Waldgebiet. Ein Teil des Gebiets befindet sich zwischen den Straßen „An der Aue“ und „Auf dem Krümpel“, wo es Zugänge gibt beziehungsweise gab, bis der Steg gesperrt wurde.
Wie lange die Überquerung der Aue hier nicht möglich sein wird, kann Kerstin Doty derzeit nicht sagen. Herr des Verfahrens sei das Umweltressort. Aber dort ist der zuständige Mitarbeiter derzeit offenbar nicht zu erreichen. Auch auf die Brücke am Schönebecker Schloss nahe Brauteichen haben die Schönebecker übrigens Jahre warten müssen. Einige gewannen zwischenzeitlich den Eindruck, „dass die Brücke nie fertig wird“. Aber das eine, betont Kerstin Doty, habe mit dem anderen nichts zu tun.