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Familienleben Großes Glück mal drei

Das erste mal in diesem Jahr sind im Klinikum Bremen-Nord Drillinge zur Welt gekommen. Wie der Alltag mit drei Neugeborenen funktioniert...
09.07.2022, 08:00 Uhr
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Großes Glück mal drei
Von Patricia Brandt

Anja Henke hält ein winziges Baby in der Armbeuge. Lange haben sie und ihr Mann Torben davon geträumt, ein Kind zu haben. Nun hat das Paar aus Farge auf einmal drei bekommen. „Wir haben mit Zwillingen gerechnet, dass es Drillinge werden würden, war eine riesige Überraschung.“ Wie der Start ins Familienleben mit drei Neugeborenen klappt.

Wie Engel liegen Lewin, Merle und Leandro an diesem Vormittag im Kinderwagen auf der Terrasse und schlafen friedlich, während Mama Anja Henke zusammen mit Torben Henkes Cousine Janina Hanko im Freien Kaffee trinkt. Bis Merle erst mit dem Zeh wackelt und dann ein kleines Schnaufen von sich gibt. „Was machst du denn?“, fragt Janina Hanko mit sanfter Stimme und nimmt das Mädchen mit dem weichen, roten Flaum hoch.

Die Cousine des Drillingsvaters hilft der fünfköpfigen Familie, wo sie kann. Überhaupt müssen alle mitanpacken: „Wer vorbeikommt, bekommt ein Kind in den Arm gedrückt“, sagt Mutter Anja Henke lachend. Die drei wenige Wochen alten Babys haben übrigens ihren festen Platz im Drillingswagen. Das hat seinen Grund, denn die beiden Jungen sind eineiige Zwillinge. „Sonst wird es für mich schwer, sie auseinanderzuhalten“, sagt Janina Hanko. 

Dreifaches Glück oder dreifacher Stress?

„Zwei gesunde Jungs, ein gesundes Mädchen, das ist unser kleines Weltwunder“, sagt Anja Henke und nimmt Janina Hanko die quengelnde Merle ab. Mit ihrem Kinderwunsch hatten sich die gelernte Köchin und der Tischler aus Farge ans Bremer Zentrum für Fortpflanzungsmedizin gewandt und sich für eine künstliche Befruchtung entschieden. Die drei Babys sind zwar Frühchen, blieben aber bis in die 35. Schwangerschaftswoche hinein im Bauch, ehe sie schließlich am 31. Mai per Kaiserschnitt geholt wurden. „Es war eine Bilderbuchschwangerschaft“, sagt die 35-Jährige.

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2300 Kinder wurden 2021 im Klinikum an der Hammersbecker Straße geboren. Dass darunter Drillinge sind, passiert höchstens drei Mal im Jahr. Entsprechend groß sei das Interesse im Krankenhaus gewesen, schildert Anja Henke. „Alle haben natürlich gefragt, wie die drei in meinen Bauch gepasst haben.“ Lewin wog bei der Geburt 2160 Gramm, Merle 2225 und Leandro 2240 Gramm. Kurzzeitig mussten Merle und Lewin mit Sauerstoff versorgt werden. Die kleine Merle hatte zudem eine Trinkschwäche und wurde künstlich ernährt, „aber irgendwann hat sie sich die Magensonde selbst gezogen und entschieden, dass sie trinken will.“ Anja Henke sagt, sie sei überrascht gewesen, dass die Frühchen bereits am 13. Juni mit nach Hause durften. „Ich hatte mich vor der Geburt darauf eingestellt, dass ich die Kinder wochenlang nur im Krankenhaus besuchen darf.“

Kleidung in Puppengröße

Inzwischen haben die drei Winzlinge an Gewicht zugelegt. „Sie schlafen nicht durch, alle drei bis vier Stunden ist Essenszeit“, berichtet Anja Henke aus dem Alltag mit Mehrlingen. Natürlich habe sie in der Klinik überlegt, wie es werden würde, die drei Babys Zuhause allein ohne Hilfe der Mitarbeiter zu versorgen. „Erst habe ich gedacht, das wird eine Katastrophe“, sagt Anja Henke lächelnd. Glücklicherweise kam es anders und das Familienglück ist perfekt. Inzwischen habe sich auch eine Routine eingestellt. „Beim ‚Nachtdienst‘ wechseln mein Mann und ich uns ab. Es geht eigentlich, die Kinder schreien zwar teilweise auch alle zusammen, aber manchmal kommen sie auch schön der Reihe nach.“ Wenn alle gleichzeitig Hunger haben, werden die Babys in der Regel auf mehrere Elternarme verteilt. „Aber wir haben aber auch schon gelernt, wie man sie alle drei auf einmal halten kann, wenn man mal allein ist“, erzählt Anja Henke.

Die dreifache Mutter ist dankbar, dass sie so viel Unterstützung vonseiten der Familie und  Nachbarn erhält. An diesem Morgen zum Beispiel hat Cousine Janina Hanko aus Schwanewede beim Anziehen der Kinder geholfen. Bereits vor der Geburt hatten die Eltern alles Notwendige besorgt. „Es wird im Internet geraten, dass man für jedes Baby zehn Langarm- und zehn Kurzarmbodys haben sollte, aber das wäre ja bei drei Babys viel zu viel“, berichtet Anja Henke. Vieles wie den Drillingswagen haben die Eltern gebraucht gekauft. Eine Ausnahme bildet die Kleidung für die kleine Merle: „Merle trägt noch Kleidergröße 44, unsere Bodys sind aber alle ab Größe 50. Meine Nichte hat ihr deshalb ihre Puppenkleidung mitgebracht.“

Eine Frage der Organisation

Merle bekommt gerade ein Fläschchen, da wacht auch Lewin auf und hat Durst. Das nächste Fläschchen wird im Eiltempo zubereitet. Es dauert nicht lang, dann haben beide Frauen je ein Kind auf dem Arm. Brüderchen Leandro schläft weiter. „Alles taktet sich nach den Dreien“, sagt Anja Henke. Haushalt machen und Wäsche waschen zum Beispiel. Auch der Einkauf mit einem Drillingskinderwagen will geplant sein. „Wir sind jetzt einmal mit Kinderwagen und einem Trolley los. Das geht nur zu zweit.“ 

Auf dem Einkaufszettel stehen wöchentlich sechs Pakete Nahrung und 210 Windeln. „Jedes Kind braucht mindestens zehn Windeln am Tag. Unsere 30-Liter-Mülltonne ist innerhalb von 24 Stunden proppenvoll“, sagt Anja Henke. Schweren Herzens muss die Familie bald über einen Umzug nachdenken. „Das finden wir wirklich schade, weil wir uns hier so wohl fühlen, aber die Wohnung wird jetzt leider zu klein. Das Zimmer der drei Kinder ist gerade mal zwölf Quadratmeter groß.“ Janina Hanko ergänzt: „Und die drei wollen ja schließlich noch wachsen.“

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