Der städtebauliche Wettbewerb zum Haven Höövt ist entschieden. Das Bremer Architekturbüro Wirth hat mit seinem Entwurf zur Entwicklung eines neuen Quartiers zwischen Bahnhof und Altem Speicher gesiegt. Die Entscheidung der Jury fiel am Dienstag einstimmig.
Mit ihrem Vorschlag für die städtebauliche Gestaltung des 1,6 Hektar großen Areals hat sich das Architektenteam Jan und Benjamin Wirth gegen vier Mitbewerber aus Bremen, Bremerhaven, Oldenburg und Hamburg durchgesetzt. Seit März hatten die Teilnehmer Vorstellungen für das "Wohnen am Alten Speicher" entwickelt. Städtebauliche und funktionale Beziehungen unter anderem zum Hafen und zum denkmalgeschützten Hafenquartier, aber auch zum Bahnhofsvorplatz und zum öffentlichen Raum um den denkmalgeschützten Alten Speicher waren zu beachten.
"Die von den fünf eingeladenen Architektenteams in einem Zwischenkolloqium im April präsentierten ersten Ideen waren bereits sehr inspirierend und abwechslungsreich. Letztendlich hat das Bremer Büro Wirth die Jury einstimmig überzeugt. Bremen-Nord kann sich über ein interessantes Ergebnis und auf ein tolles Projekt freuen", so Max Zeitz von der Haven Höövt Projektentwicklungsgesellschaft. Sie hat den Wettbewerb gemeinsam mit dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr initiiert.
"Es gelingt der siegreichen Arbeit unter Bezug auf das alte Hafenquartier und den städtebaulichen genius loci das Hafenbecken als zentrales Element in den Mittelpunkt der städtebaulichen Entwicklung zu rücken", begründet der Architekturprofessor und Jury-Vorsitzende Kunibert Wachten die Entscheidung. Als "Gewinn für Bremen-Nord" wertet Senatsbaudirektorin Iris Reuther den preisgekrönten Vorschlag. "Mit diesem Entwurf kann ein neues Quartier in Vegesack mit charaktervollem Bild und einer zukunftsfähigen Nutzungsmischung entstehen."
Der Siegerentwurf sieht mehrere Gebäude vor. Die Grafik zeigt unterschiedlich gestaltete Baukörper, drei bis vier Geschosse hoch, mal mit Satteldach, mal im Stil alter Fabrikdächer. Hier großzügig verglaste Fensterfronten, dort ein Wechselspiel zwischen versetzten kleineren und größeren Fenstern. Wo sich heute eine Betonmauer um das Einkaufszentrum zieht, öffnet sich das künftige Wohnquartier, in dem auch Gastronomie, Praxen und eine Polizeistation Platz finden sollen, in einem leicht abfallenden Gelände zum Hafen und zum Alten Speicher.
Ausstellung der Entwürfe
Der Vegesacker Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, der mit in der Jury saß, ist vom Wirth-Entwurf nach eigenen Worten "begeistert". Der Vorschlag zeige eine "passende und stimmige Architektur" für den Standort. "Der Entwurf schlägt eine architektonische Brücke zum historischen unteren Vegesack mit seinen alten Packhäusern. Dadurch rückt auch der Hafen als Keimzelle Vegesacks in den Mittelpunkt." Sehr gut gefalle ihm die optische Öffnung der Baukörper zum Speicher und zum Hafenbecken, so Dornstedt.
Details zur künftigen Bebauung wollten am Mittwoch auf Nachfrage weder die Wirth-Architekten noch Haven-Höövt-Projektentwickler Zeitz verraten. Man wolle der öffentlichen Präsentation der Wettbewerbsergebnisse im Vegesacker Geschichtenhaus nicht vorgreifen, hieß es. Am Freitag, 6. Juli, um 12 Uhr werden dort alle Beiträge präsentiert. Jan und Benjamin Wirth werden ihren Siegerentwurf vorstellen. Die Ausstellung ist bis 25. August zu sehen.
Der Siegerentwurf soll noch etwas überarbeitet werden. Die Jury habe Empfehlungen gegeben, die auch umgesetzt werden sollen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Projektentwicklers und des Bauressorts. In der Jury waren insbesondere Bedenken gegen ein hochhausartiges Gebäude laut geworden. Auf der Grafik ragt es rechts hinter dem alten Speicher in die Höhe. "Die meisten waren sich einig, dass ein Gebäude von dieser Höhe dort nicht hinpasst. Es würde den historischen Speicher als städtebaulich prägendes Gebäude erdrücken", so der Vegesacker Ortsamtsleiter. Auch statisch würde der Untergrund die Last nicht tragen.
"Die Gründung gibt das nicht her", bestätigt Zeitz. Tatsächlich soll nach seinen Worten bei der Höhe abgespeckt werden. "Wir können an dieser Stelle zwar den Grund verdichten und darum etwas höher bauen als auf dem übrigen Gelände, wo drei bis vier Geschosse möglich sind. Doch selbst mit Verdichtung können wir maximal auf sechs Geschosse aufstocken."
Im hinteren Gebäudeteil des Haven Höövts schreiten derweil die Umbaumaßnahmen für das künftige Mini-Einkaufszentrum voran. Die zuletzt noch vorhandenen Geschäfte – eine Apotheke, eine Bäckerei und ein Spielwarenladen – werden laut Projektentwickler vorübergehend in den vorderen Gebäudeteil umziehen. Spätestens ab März 2019 soll das verkleinerte Shopping-Center neu eröffnen. "Neben dem Ankermieter Kaufland werden etwa 18 weitere Mieter einziehen." Schuhe, Bekleidung, Drogerie, Optik, Unterhaltungselektronik sollen unter anderem zum Sortiment gehören. 70 Prozent der Flächen seien vermietet, weitere 20 Prozent stünden unmittelbar vor Vertragsabschluss, heißt es. "Im Herbst werden wir die Brücke zwischen den Gebäudeteilen abreißen" kündigt Zeitz an. Ab Mai 2019 soll der Abriss des vorderen Gebäudeteils folgen, "unmittelbar im Anschluss" die Neubebauung beginnen.