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Projektentwickler im Interview Strandlust in Vegesack: Wie hoch die Gebäude der Siegerentwürfe sind

Im Dezember gab es zwei statt einen Sieger, jetzt geht der Strandlust-Wettbewerb in die Verlängerung. Im Interview spricht Projektentwickler Max Zeitz erstmals über Gebäudehöhen und Annahmen, die nicht stimmen.
23.01.2024, 18:00 Uhr
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Strandlust in Vegesack: Wie hoch die Gebäude der Siegerentwürfe sind
Von Christian Weth

Herr Zeitz, wie oft ist es vorgekommen, dass Sie einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt haben und es am Ende zwei statt einen Sieger gab?

Max Zeitz: In den vergangenen Jahren gab es sieben Wettbewerbsverfahren – und noch kein einziges Mal ist es vorgekommen, dass es wie jetzt zwei Sieger gab.

Und wie häufig sind Sie mittlerweile gefragt worden, wie hoch die höchsten Gebäude der beiden Siegerentwürfe werden?

Interessanterweise bin ich das bisher noch nicht konkret gefragt worden. Ging es um die Höhen der Gebäude, dann ausschließlich um Vergleiche mit anderen Gebäuden in Vegesack.

Und wie hoch werden sie nun?

Beim Wettbewerb haben sich zwei sehr unterschiedliche Konzepte durchgesetzt. Bei dem einen Entwurf, in dem die neue Strandlust als Teil eines Gebäude-Quintetts dargestellt wird, sind die einzelnen Bauten circa 21 Meter hoch. Bei dem anderen, der die Strandlust zum Solitärgebäude mit geschwungenem und begrüntem Dach macht, geht es um maximal 29 Meter. Die Wohngebäude dahinter werden die Höhe der jetzigen Strandlust haben.

Und wie hoch ist die jetzige Strandlust?

Sie kommt auf bis zu 19 Meter.

Macht beim ersten Entwurf ein Plus von zwei Metern, beim zweiten von zehn...

Aber nur in der Spitze, des sogenannten Firstes. Das Dach beim zweiten Entwurf ist ja wie eine Welle und fällt zu beiden Seiten deutlich ab. So gesehen, kommt es nur an einer einzigen Stelle auf 29 Metern – die untere Traufhöhe liegt bei etwa zehn, die obere bei rund 16 Meter.

Diese Zahlen sind bei der öffentlichen Präsentation Ende Dezember nicht genannt worden. Warum?

Weil es bei der Präsentation vor allem um die Architektur gehen sollte und darum, wie sie auf die Besucher wirkt. Manche Menschen klammern sofort einen Entwurf aus, sobald sie wissen, dass die Gebäude höher werden als bei einem anderen Konzept. Die eigentliche Entwurfsidee der Architekten spielt bei ihnen dann keine Rolle mehr.

Auch ohne dass sie die Meterangaben kannten, waren die Gebäude für manche Vegesacker bei der Präsentation zu hoch. Was nun?

In den nächsten Schritten werden wir deutlich machen, wie sich die Höhe der geplanten Gebäude beider Entwürfe zu bereits bestehenden Gebäuden verhält. Und was Höhen eigentlich bedeuten. Hierzu werden wir weitere Architekturmodelle anfertigen lassen, die die gesamte Umgebung berücksichtigen werden. 

Stephan Friedrich, Chef der Immobilienfirma der Lürssen-Gruppe, sagt, dass das Solitärgebäude des Entwurfs höher ist als das Lürssen-Dock und dass der Komplex-Bau im anderen Konzept auf die doppelte Höhe kommt wie die jetzige Strandlust. Was sagen Sie?

Dass diese Vergleiche zeigen, wie wichtig es ist, sachlich zu bleiben. Ich weiß nicht, welches Lürssen-Dock Herr Friedrich genau meint, ich weiß aber, dass sein Dock 10 über 50 Meter hoch ist und damit 21 Meter höher wäre als der Entwurf der Strandlust als Solitärgebäude, das er als ,Welle' bezeichnet. Und ich weiß, dass eine Strandlust im Entwurf als Ensemble aus fünf Gebäuden, das auf 21 Meter kommt, nicht doppelt so hoch sein kann wie die alte, die bis zu 19 Meter in die Höhe misst. Hier werden Vergleiche in die Öffentlichkeit transportiert, die man als Bürger zwangsläufig nur falsch verstehen kann.

Es gibt noch andere Vegesacker, die finden, dass die Gebäude der beiden Entwürfe zu hoch und wuchtig sind. Wird jetzt die Debatte wie bei Ihrem ersten Projekt in Vegesack, dem Speicher-Quartier, zur reinen Geschoss-Debatte?

Das glaube ich nicht, denn die Debatte wird nur von denen befeuert, die bewusst falsche Vergleiche zu anderen Gebäuden in Vegesack ziehen und damit verzerrte Bilder kreieren. Ungeachtet dessen geht es bei Bauprojekten naturgemäß immer wieder darum, wie hoch etwas wird, aber es sollten zunächst stets die Architektur und die Idee im Vordergrund sein, die hinter einem Entwurfskonzept steht. Und in diesem Fall gibt es ja nicht nur einen einzelnen Entwurf, der diskutiert werden kann, sondern auch eine Alternative dazu.

Die Strandlust als Solitärgebäude oder Teil eines Ensembles: Welche Variante, würden Sie sagen, kommt bei den Vegesacker mehr an?

Bei der Präsentation im Dezember habe ich mit mehr Menschen gesprochen, die Sympathie für den Entwurf mit einer Solitär-Strandlust entwickelt haben. Auch nach der Veranstaltung haben sich mehr Vegesacker für diese Variante ausgesprochen, auch wenn sie die höhere ist. Für viele Vegesacker repräsentiert sie mit ihrer besonderen gestalterischen Gebäudeform wieder die alte Strandlust. 

Sie haben den beiden Siegerbüros, die jetzt im Stechen sind, noch einmal Zeit gegeben, ihre Entwürfe zu verfeinern. Wann läuft die Frist ab?

Momentan führen wir weiterführende Gespräche mit den beiden Büros. In diesem sogenannten Vertiefungsprozess erhalten die Architekten eine Vielzahl von Hinweisen, um ihre Entwürfe weiter auszuarbeiten und Details zu schärfen. Ein Beispiel: Bei einem Konzept ist die künftige Strandlust-Gastronomie auf zwei Gebäuden verteilt, was serviceseitig suboptimal ist. Es geht in den weiteren Überarbeitungen aber auch um Sachverhalte wie Wegeverbindungen, Grundrisse und Flächenausnutzung. 

Und wann wird die Jury dann ein allerletztes Mal tagen, um den endgültigen Sieger zu ermitteln?

Die Entscheidung wird Mitte März, spätestens Anfang April fallen. Dann kommt noch einmal ein Teil der bisherigen Jury zusammen, um zu beraten.

Wie geht es dann weiter?

In den nächsten Wochen und somit noch vor der finalen Entscheidung möchte ich weitere Dialoge vor allem mit jüngeren Generationen führen. Denn wir entwickeln und bauen Quartiere für die Generationen von morgen. Vor dem Hintergrund der beiden Entwürfe möchte ich von jungen Leuten wissen, welche Erwartungen sie an städtebauliche Projekte haben, wie sie sich die Zukunft an solchen Standorten vorstellen, an denen sie selbst wohnen und feiern können und welche Vorstellung sie von der Maritimen Meile haben. Bei den beiden öffentlichen Veranstaltungen im Vorjahr habe ich nur wenige Menschen gesehen, die im Studenten- oder Ausbildungsalter sind. Darum möchte ich mit den Jugendbeiräten und -foren zusammenkommen, um auch ihre Meinung einzuholen. 

Und wann wird die alte Strandlust voraussichtlich abgerissen und die neue gebaut?

Aktuell werden im Gebäude die vorbereitenden Maßnahmen zum Abriss eingeleitet. Ich gehe davon aus, dass die alte Strandlust spätestens im Herbst abgerissen wird und der Neubau im zweiten Quartal nächsten Jahres beginnt.

Das Gespräch führte Christian Weth.

Zur Person

Max Zeitz (56)

ist Geschäftsführer einer Projektentwicklungsgesellschaft, die zwei Vorhaben in Vegesack hat: Seit 2017 arbeitet sie am Speicher-Quartier, seit 2022 an einem neuen Strandlust-Viertel.

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