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Städtebaulicher Wettbewerb Strandlust: Die Finalisten im Vergleich

Eigentlich sollte es am Dienstag einen Sieger im städtebaulichen Wettbewerb zur Strandlust geben, stattdessen gehen nun zwei Büros ins Stechen. Was die vier besten Konzepte auszeichnet – und was zweien fehlt.
20.12.2023, 18:00 Uhr
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Strandlust: Die Finalisten im Vergleich
Von Christian Weth

Elf Bewerber, vier Finalisten, zwei Preisträger: Der städtebauliche Wettbewerb zur "Neuen Strandlust" ist bisher anders verlaufen als andere Wettbewerbe. Dass ein Wettstreit von Architekten quasi in die Verlängerung gehen muss und ein Gewinnerduo ins Stechen, kommt zwar vor, aber nach Angaben der Juroren äußerst selten. Warum es zwei Siegerentwürfe gibt und was sie haben, was die beiden anderen Endrunden-Beiträge nach Ansicht der Preisrichter nicht haben – die vier besten Strandlust-Konzepte im Vergleich.

Preisträger eins: Ein größerer Baukörper vorne, mehrere kleinere dahinter – für die Jury hat diese Aufteilung etwas von einem Collier: Das größere Gebäude ist die "Neue Strandlust" und steht für ein Medallion, die kleineren sind neue Wohngebäude, die sich nach den Worten der Preisrichter wie eine Perlenkette entlang der Maritimen Meile schlängeln. Ihnen zufolge ist der Entwurf vielleicht der mutigste Entwurf. Und einer, der die Strandlust zu dem macht, was sie laut Wettbewerbsbeschreibung auch gemacht werden sollte: zu einem Wahrzeichen. Darum ist es auch höher. Wie hoch, wird nicht gesagt. Jedenfalls nicht in Metern. Nach Auffassung der Juroren fügt sich das Gebäude in die Topografie des Weserufers ein. Der vorgeschriebene Veranstaltungssaal ist im Parterre, das Restaurant im ersten Obergeschoss. Und darüber haben die Schweizer Planer mehrere Wohnungen mit Terrassen angeordnet, die zusammen ein grünes und geschwungenes Dach ergeben. Die anderen Wohneinheiten sind in einer rückwärtigen Gebäudereihe vorgesehen, die nach Meinung der Preisrichter eher klassisch ist: Satteldach, rote Fassade, Arkaden. Positiv bewertet wurde auch, dass sowohl hinter als auch vor dem Strandlust-Gebäude eine Promenade verläuft und Außengastronomie vorgesehen ist.

Preisträger zwei: Keine "Neue Strandlust" als Solitärgebäude, sondern als Teil eines Ensembles, das aus fünf mehrgeschossigen Häusern besteht: Die Unterschiede zum ersten Siegerentwurf könnten nach Meinung der Juroren kaum größer sein. Und weil ihnen zufolge auch diese Idee etwas hat, was die Strandlust zu etwas Besonderem macht, ist sie genauso gut wie die Solo-Strandlust. Das Besondere in diesem Fall ist für die Juroren die Form der fünf Dächer, die jeweils geschwungen sind. Und dass bei diesem Entwurf die bebaute Fläche am kleinsten ist und die fürs Grün folglich am größten. Die Planer – auch dieses Büro kommt aus der Schweiz – haben das Gebäude zur "Neuen Strandlust" gemacht, das der Wasserkante am nächsten ist. Die Aufteilung, was in welches Geschoss kommt, ist bei ihnen allerdings genau umgekehrt als bei ihren Berufskollegen: Bei ihnen ist das Restaurant im Parterre und der Saal darüber. Wie beim anderen Siegerentwurf gibt es einen Bistrobereich und Flächen für Außengastronomie. Zur Rohrstraße hin haben die Architekten etwas vorgesehen, was kein anderer Entwurf vorsieht: eine Fläche, die als eine Art Museumsfläche genutzt werden kann, um die Geschichte der Strandlust zu erzählen. Und um zu zeigen, wie viele Versionen es von ihr gab.

Anerkennungspreis eins: Auch dieser Entwurf sieht ein Gebäude vor, dass wie ein Wahrzeichen wirken sollte, aber nach Ansicht der Juroren eben doch nicht wirkt. Die Bremer Planer haben es blauer Diamant genannt – ein ovaler Komplex, der blaue Fassadenelemente hat und vor der eigentlichen "Neuen Strandlust" steht. Die Preisrichter finden, dass die Bezeichnung nicht hält, was sie verspricht. Es gibt noch mehr, was sie im Ansatz zwar für gut befunden haben, aber in der weiteren Entwicklung des Entwurfs am Ende nicht überzeugt hat. Manche von ihnen halten das Gebäude für zu starr und die Wohnkomplexe für zu lang. Sie reichen so weit, dass sie dem denkmalgeschützten Ruderhaus im Bauhausstil, das neben der Strandlust steht, nach Ansicht der Jurymitglieder zu nah kommen. Auch beim Gastronomie-Konzept machen sie Mängel aus: Nach den Plänen ist die Küche so untergebracht, dass der Service lange Wege hat. Auf Kritik stößt bei den Preisrichtern außerdem, dass die Wegeverbindung vom und zum nahegelegenen Stadtgarten nicht so verläuft, wie er ihrer Meinung nach verlaufen sollte: ohne Unterbrechung. Und dass die Belange des Hochwasserschutzes weitestgehend außer Acht gelassen wurden, obwohl sie ein Spiegelstrich in den Wettbewerbsunterlagen waren.

Anerkennungspreis zwei: Wie beim vorherigen Entwurf, so auch bei diesem: vielversprechender Auftaktentwurf, keine überzeugende Weiterentwicklung – finden die Juroren. Die Architektur der "Neuen Strandlust" ist ihnen bei diesem Konzept am Ende zu statisch. Und die Idee einer Dachterrasse als Ausguck zu wenig. Wer, fragen die Preisrichter, fährt mit dem Fahrstuhl bis nach ganz oben nur des Blickes wegen? Es wurden noch andere Antworten gesucht. Etwa darauf, warum eine Fläche für Außengastronomie ausgerechnet vor einem Wohnhaus platziert wird. Und welche Vegesacker Veranstaltung so besucherträchtig ist, dass sie einen so großen Saal füllt, wie ihn dieser Enwurf vorsieht. Auf dem Grundriss nimmt er fast eine komplette Etage ein, was die Jurymitglieder für überdimensioniert halten. Bemängelt wurde auch das Foyer, das ihnen zufolge wie einer langer Schlauch wirkt und damit nicht ansprechend genug. Minuspunkte gab es außerdem dafür, dass der Plan der Hamburger Architekten mehrere Außentreppen vorsieht: nicht nur auf der Rückseite des Gebäudes, sondern auch auf dem Grundstück, das den Stadtgarten mit der Grünzone der "Neuen Strandlust" verbinden sollte – und nun für manche Menschen genau das Gegenteil bedeutet: eine Trennung, weil nicht barrierfrei.

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