Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Streetwork in Bremen-Nord Drohende Stundenkürzungen: Jugendarbeit unter Druck

In diesem Jahr gab es Stundenkürzungen – und auch fürs nächste drohen welche: Das Team der Nordbremer Streetworker muss unter Umständen erneut Angebote reduzieren. Dabei, sagen sie, steigt der Bedarf.
19.12.2024, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Drohende Stundenkürzungen: Jugendarbeit unter Druck
Von Christian Weth

Dieses Jahr endet für die Nordbremer Streetworker wie das vergangene: mit schlechten Aussichten. So sagt das Sozialarbeiterin Eyfer Tunc – und so sagt das ihre Chefin Nadine Egge. Beide sprechen von neuen Stundenkürzungen, die drohen. Und davon, dass unter Umständen deshalb weitere Angebote für Kinder und Jugendliche in Vegesack, Burglesum und Blumenthal wegfallen. Wie schon in diesem Jahr.

Eigentlich hatte die Nordbremer Caritas gehofft, 2024 das Team der Streetworker erweitern zu können – von drei auf vier Kräfte. Damit sollte auf die steigende Zahl an Mädchen und Jungen reagiert werden, die sich an sie wenden. Tunc und ihre beiden Kollegen kommen nach eigener Rechnung auf rund 200 Kinder und Jugendliche, um die sie sich pro Woche kümmern. Und auf noch mehr Kinder und Jugendliche, um die sie sich kümmern könnten, wenn ihr Team denn größer wäre. Vor allem in der Ferienzeit, wenn viele Schüler nicht wissen, was sie mit ihrer vielen Freizeit anfangen sollen, stoßen die Sozialarbeiter nach eigenem Bekunden immer wieder an Kapazitätsgrenzen.

Doch statt mehr Geld gab es von der Sozialbehörde genauso viel Geld wie in den Jahren zuvor. Was nicht nur zu wenig war, um eine zusätzliche Kraft zu finanzieren, sondern auch zu wenig, um alle Angebote wie bisher abdecken zu können, weil zwischenzeitlich die Gehälter von Tunc und ihren beiden Kollegen gestiegen waren. Mit der Folge, dass die Kinder- und Jugendarbeit notgedrungen heruntergefahren werden musste. Damals waren zwölf Stunden weggefallen, jetzt geht es noch einmal um acht Stunden, die im nächsten Jahr gestrichen werden könnten. Diesmal nicht wegen höherer Löhne, sondern wegen allgemeiner Kostensteigerungen.

Und weil eben die Summe, die der Träger von der Sozialbehörde bekommt, diese steigenden Ausgaben bisher nicht berücksichtigt. So drückt es Egge aus. Die Co-Chefin des Caritasverbandes kann momentan nicht genau sagen, was wird. Sie ist so neu auf diesem Posten, dass sie nach eigenen Angaben noch Gespräche führen muss. Auch darüber, ob die Stunden anderweitig aufgefangen werden können. Und wie es mit den Streetworkern weitergeht, wenn nicht. Tunc sagt, dass inzwischen alle aus dem Team besorgt sind, weil es diesmal auch jeden einzelnen treffen kann. Der vorangegangene Einschnitt hat vor allem sie und ihre Arbeit als Streetworkerin belastet.

Weil sie noch nicht so lange dabei ist wie Pavel Fedorenko und Celal Sarioglu, wurden die zwölf Stunden in diesem Jahr bei ihr gekürzt. Aus der Vollzeit- wurde vorübergehend eine Teilzeitkraft. Bis Tunc bei der Nordbremer Caritas noch ein anderes Einsatzgebiet fand, das nichts mit ihrer aufsuchenden Kinder- und Jugendarbeit zu tun hat, sondern mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die nicht wissen, wohin – die den Kontakt zur Familie abgebrochen haben und ohne Wohnung sind. Die Sozialarbeiterin weiß nicht, ob das auch diesmal möglich ist. Sie hat ihre Vorgesetzten gefragt, aber noch keine konkrete Antwort von ihnen bekommen können.

Caritas-Co-Chefin Egge geht davon aus, demnächst mehr sagen zu können als bisher – und spätestens Anfang des neuen Jahres einen Plan zu haben, auf welchen Schultern die Stundenkürzungen verteilt werden. Oder wie sie vielleicht abzufedern sind. Egge spricht von Fördertöpfen, die noch einmal überprüft werden sollen. Von Geld, dass eventuell andere beisteuern könnten. Und davon, nichts unversucht zu lassen, den drohenden Stundenabbau zu verhindern oder wenigstens so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Auch Tunc will einiges versuchen. Sie kündigt Gespräche mit Nordbremer Quartiersmanagern, Ortsamtsleitern und Stadtteilpolitikern an.

Ob sie – wie in diesem Jahr schon einmal – ein weiteres Mal mehr Geld für die Streetworker fordern müssen, wird sich erst noch zeigen. Bernd Schneider zumindest macht neuerdings Hoffnung, dass die Behörde auf das Plus an Kosten diesmal reagieren wird. Der Sprecher von Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) sagt, dass im Ressort erkannt wurde, wie sehr der Bedarf bei den Nordbremer Sozialarbeitern gestiegen ist. Und dass deshalb über mehr Geld für ihre Arbeit gesprochen wird. Allerdings nicht über so viel, dass aus dem Dreier- ein Viererteam werden könnte. Eine Summe nannte er nicht.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)