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Tattoo-Weekend in Vegesack Ornamentale Motive sind der Trend

Beim ersten Bremer-Tattoo-Weekend in Bremen-Vegesack haben Tätowierer die Vielfalt der Szene vorgestellt. Welche Motive sich Besucher stechen lassen konnten.
13.11.2022, 19:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt/jöh

„Die Vielfalt unter den Tattoos hat enorm zugenommen", sagt Dirk-Boris Rödel. Der ehemalige Chefredakteur des Tätowier-Magazins hat das erste Bremer-Tattoo-Weekend im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus organisiert. Am Sonnabend und Sonntag konnten sich Besucher einen Überblick über die Vielfalt verschaffen, die sich der Tätowier-Szene inzwischen entwickelt hat.

„15 Studios mit jeweils zwei bis drei Tätowierern sind ins Bürgerhaus angereist“, darunter einige aus Bremen, doch ansonsten aus ganz Deutschland, der Türkei und sogar aus Venezuela", sagt Dirk-Boris Rödel. Die meisten Besucher seien jüngere Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, doch auch immer mehr ältere Menschen lassen sich seinen Worten zufolge tätowieren. Inzwischen gebe es zahlreiche Spezialisierungen, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sei.

Vom Playboy-Häschen bis zum Mandala

"In der alten Schule herrschten noch kräftige Motive mit knalligen Farben vor, die aus der Seefahrertradition stammen, weil die Tattoos Sonne und Salzwasser ausgesetzt waren. Doch inzwischen gibt es zahllose dezente Vorlagen mit feinsten Linienverläufen.“ Trend seien derzeit ornamentale Motive wie Mandalas, die besonders bei Frauen beliebt seien. Unter den Studios im Bürgerhaus hat sich eines auf japanische Motive spezialisiert, ein anderes bot fotorealistische Darstellungen von Löwen und Wölfen oder Rosen an. Das Gros bildeten jedoch gängige Motive, die für Tod, Kampf, Kraft oder Liebe stehen, wie Schädel, Adler, Playboy-Häschen oder von Pfeilen durchbohrte Herzen.

Zum Hautschmuck gehört auch das Piercing und die Ringe ließen sich hinter einer Wand gleich vor Ort an Ohren, Zungen oder auch Genitalien anbringen. Kelly Neskens aus Belgien ist fast 500 Kilometer bis Bremen-Nord gefahren, um eine Ringe, Ketten, Taschen und T-Shirts anzubieten, aber auch Puppen, die böse Hauptdarsteller aus Filmen wie "Alien" oder „Es“ von Stephen King darstellen. Die Kollektion beinhalt auch Schädel, teils mit Käppi und vergoldeten Zähnen.

„Das Verfahren beim Tätowieren ist eigentlich immer dasselbe,“ sagt Ricarda Schacht, die ihr Studio samt Helfern aus Ganderkesee mitgebracht hat. „Das Motiv wird zunächst auf die Haut aufgeklebt und dann gestochen, was je nach Aufwand eine halbe oder auch acht Stunden dauern kann.“ Die Preise würden bei den meisten Tattoo-Künstlern zwischen 70 und 100 Euro die Stunde liegen.

„Wer sich ein Tattoo stechen lässt, sollte sich genau überlegen, was er haben will. Denn man behält es ein Leben lang. Gesundheitliche Risiken der Tätowierung wurden bisher nicht festgestellt, weder von Hautärzten noch von Onkologen. Allerdings handelt es sich ja um offene Wunden, die eine entsprechende Nachsorge brauchen, damit es nicht zu Entzündungen kommt", sagt Dirk-Boris Rödel. Und natürlich verursachten die Nadelstiche auch Schmerzen, die je nach Körperstelle unterschiedlich wehtun, so Rödel. Wer es später bereut, ein bestimmtes Motiv auf der Haut zu tragen - zum Beispiel den Namen einer Liebe, die längst verflossen ist - hat nur die Möglichkeit, das Tattoo mit Laserstrahlen entfernen zu lassen. „Dabei werden jedoch die Farbstoffe in winzigste Teile zerschossen und wandern in Blut und Lymphe – man sollte sich gut überlegen, ob man das tun will“, sagt er.

Mittel der Selbstdarstellung

Nach Ansicht einiger Psychologen spielen als Gründe, sich tätowieren zu lassen, vor allem die Selbstdarstellung und die Eigen-Inszenierung eine Rolle – der Körper wird zum Darstellungsmedium und dies entspricht offenbar dem Zeitgeist. „Früher führte das Tätowieren ein Nischendasein, heute ist es Mainstream“, sagt Ricarda Schacht. „Leute von Jung bis Alt lassen sich tätowieren, manchmal kommen auch ganze Familien zu uns. Und nach der Corona-Pause boomt es jetzt richtig.“

Wer ein Motiv gewählt oder mitgebracht hat, kann es sich im großen Saal des Bürgerhauses auf einer Liege oder auf einem Stuhl bequem machen. Mehrere junge Männer liegen mit entblößten Oberkörpern auf dem Rücken, auf dem sich kaum noch eine freie Stelle für ein weiteres Tattoo finden lässt. Andere Besucher bleiben mit kleinen Motiven eher unauffällig: Birgit Hoop aus Schüttdorf bei Bremerhaven ist angereist, um sich die Zahl 13 dezent auf den Unterarm tätowieren zu lassen: „Das ist der Tag im Monat, an dem meine inzwischen verstorbenen Eltern und auch ich selber geheiratet haben, und außerdem ist die 13 für mich eine Glückszahl“, sagt sie.

Am Sonnabend- und Sonntagabend wurden bei einem Tattoo-Wettbewerb die schönsten Tätowierungen gekürt.

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