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Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge Umbau mit Hindernissen

Monatelang ist der Umbau der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge geplant worden. Jetzt steht fest: Das Vegesacker Millionenprojekt wird sich verzögern.
12.11.2021, 18:00 Uhr
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Umbau mit Hindernissen
Von Christian Weth

Noch im Sommer hieß es, dass am Umbauplan für die Erstaufnahmestelle in Vegesack trotz steigender Flüchtlingszahlen festgehalten wird – jetzt heißt es, dass sich das Millionenprojekt verzögert. Handwerker sind zwar dabei, sämtliche Fenster der früheren Zentrale der Vulkan-Werft auszutauschen. Doch inzwischen sind so viele Menschen aus Krisenregionen gekommen, dass der Gebäudeflügel, der vorrangig Baustelle werden soll, vorerst nicht geräumt werden kann. Die Behörde wartet auf Modulbauten, um die Bewohner anderweitig unterbringen zu können.

Dass nun alles anders gekommen ist als geplant, begründet Bernd Schneider mit Entwicklungen an den EU-Grenzen, die nach seinen Worten nicht vorhersehbar waren. Der Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) sagt, dass die Behörde mit mehr Flüchtlingen gerechnet hat, aber nicht mit so vielen rechnen konnte, wie am Ende Asyl gesucht haben. Nach Angaben des Ressorts hat sich die Zahl der Menschen, die in Bremen aufgenommen wurden, in den vergangenen Monaten fast vervierfacht – von 226 im Juni auf 826 im September.

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Mit der Folge, dass die Behörde aus Kapazitätsgründen mittlerweile nicht mehr machen kann, was sie ursprünglich machen wollte: Die Menschen, die wegen der Umgestaltung von Räumen des Gebäudeflügels vorübergehend weichen müssen, einfach auf andere Unterkünfte in der Stadt zu verteilen. Seit vergangenem Monat steht fest, dass Mobilbauten hermüssen, um alle Asylsuchenden verlegen zu können. Die Behörde hat ausgerechnet, dass sie 90 Plätze mehr braucht. Sie sollen auf dem Parkplatz neben der Aufnahmestelle geschaffen werden.

Und weil Wohnmodule nicht einfach irgendwo aufgestellt werden können, sondern Fundamente und Versorgungsleitungen brauchen, ist der Umbau des Gebäudeflügels der Landeseinrichtung notgedrungen von diesem Jahr aufs nächste verschoben worden. Behördenmitarbeiter Schneider geht davon aus, dass die Mobilbauten Mitte 2022 stehen werden und dann auch die Arbeiten in den Räumen beginnen können. Eigentlich sollte sie vor anderthalb Monaten begonnen haben. So hatte es zumindest der Senat im Frühjahr angekündigt.

Angefangen haben die Handwerker trotzdem: Statt drinnen arbeiten sie jedoch vor allem draußen. Harry Lorenz sagt, dass das Bauprojekt zweigeteilt ist – und jetzt zuerst gemacht wird, was ursprünglich zuletzt gemacht werden sollte. Lorenz arbeitet für die Bührmann-Gruppe, der das ehemalige Werftgebäude gehört und die es im Auftrag der Stadt umbauen lässt. Seit September ist das Unternehmen dabei, alle 600 Fenster des Betonkomplexes auszutauschen. Noch in diesem Monat soll dieser Teil des Bauvorhabens abgeschlossen sein.

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Die Landesregierung will den Wechsel von Fenstern, weil sich die alten nicht öffnen lassen – und den Umbau des mehrgeschossigen Gebäudeflügels, weil dessen Zimmerwände nicht bis zur Decke reichen. Immer wieder haben Bewohner über mangelnde Privatsphäre und fehlenden Schutz vor dem Coronavirus geklagt. Es gab Proteste und Kundgebungen sowohl auf dem Einrichtungsgelände als auch vor der Bürgerschaft. Zwischenzeitlich wurde sogar die Schließung der Einrichtung gefordert, nicht nur von Flüchtlingsorganisationen, sondern auch von Parteien.

Die Kosten für den Umbau trägt die Bührmann-Gruppe. Um das Projekt zu refinanzieren, hat die Stadt die Laufzeit für die Erstaufnahmestelle verlängert. Der bisherige Mietvertrag für den Komplex, in dem auch das Bundesamt für Migration mehrere Büros hat, lief bis 2026. Nun soll frühestens zehn Jahre später Schluss sein. 3,8 Millionen Euro sind für die Arbeiten auf den Etagen veranschlagt, inklusive Fenstertausch. Dazu kommen jetzt allerdings noch einmal 79.000 Euro im Monat für die Mobilbauten. Zwei Jahre werden sie voraussichtlich stehen bleiben. Macht einen Mietbetrag von rund 1,9 Millionen Euro.

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