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Organisation hat Sitz in Vegesack Was Sea Shepherd für die Zeit nach der Corona-Krise plant

Die Besatzung der Sea-Shepherd-Global-Flotte hat sich für 14 Tage in Selbstquarantäne begeben. Unterdessen planen die in Vegesack beheimateten Meeresschützer neue Kampagnen für die Zeit nach der Corona-Krise.
06.04.2020, 08:30 Uhr
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Von Lisa Urlbauer

„Im internationalen Walschutz ist Deutschland führend darin, Bestimmungen zu veranlassen“, sagt Manuel Abraas, Geschäftsführer von Sea Shepherd Deutschland. Vor der eigenen Haustür fällt das Engagement seinen Worten nach jedoch deutlich geringer aus. „Die Gier nach Profit ist größer als der Meeresschutz.“

Seit ihrer Kampagne vor zwei Jahren ist es ruhig geworden um den deutschen Arm der Umweltschutzorganisation, die ihr Büro in Vegesack hat. 2018 patrouillierte eine Crew von Sea Shepherd Deutschland das letzte Mal in der Ostsee. Ihr Ziel: Der Schutz der gewöhnlichen Schweinswale, von denen besonders die nordöstliche Population vom Aussterben bedroht ist. Weniger als 500 von ihnen gibt es noch. „Es gibt keine Pläne der Regierung, wie die Tiere nachhaltig geschützt werden sollen“, so Abraas.

Neue Projekte in Deutschland seien in Planung. Doch erst mal werde man abwarten, bis sich die Situation um das Coronavirus wieder beruhigt hat. „Kampagnentechnisch geht zurzeit gar nichts“, sagt Abraas. Die Sea-Shepherd-Global-Schiffe wie die „Bob Barker“, „Ocean Warrior“ und „Sam Simon“ haben angesichts der Pandemie im Hafen festgemacht. Ihre Crew-Mitglieder hätten sich freiwillig in eine vierzehntägige Isolation begeben, um ihren Beitrag zur Eindämmung des Virus zu leisten, wie die Organisation in einem Statement auf ihrer Website erklärt.

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Wann seine Crew wieder zur See fährt und wohin es geht, darüber will der Chef von Sea Shepherd Deutschland in diesen Tagen noch nicht erzählen. Die Entwicklungen der Pandemie seien derzeit nicht absehbar. Nur so viel: Der Fokus liege wieder auf der Ostsee. Die größte Bedrohung der Schweinswale ist die kommerzielle Fischerei, in der sie häufig als Beifang verenden. Darum dokumentierte die Crew von Sea Shepherd Deutschland in ihren vorherigen Kampagnen die Lage von Fangnetzen und meldete illegale Netze an die Behörden. „Das größte Problem in der Ostsee sind die Nebenerwerbsfischer“, so Abraas. „Die scheren sich gar nicht um die Regeln.“

Viele Gebiete in Nord- und Ostsee seien mittlerweile Meeresschutzgebiete. Ein Erfolg, findet der 47-Jährige – doch bei Weitem nicht genug. Schlepp- und Stellnetze seien weiterhin erlaubt; Schiffsverkehr und der geplante Fehmarnbelt-Tunnel seien auch eine Gefahr. Nicht nur für Schweinswale, sondern auch für Wasservögel und Kegelrobben.

Studien zeigen, dass akustische Warngeräte Beifang verringern könnten. Sie als Lösung zum Schutz der Meere anzupreisen, hält Abraas jedoch für Augenwischerei. Auch weil viele Fischer nicht das Geld hätten, in das notwendige Equipment zu investieren. „Theoretisch müsste man die Fischerei komplett einstellen, bis sich die Meere erholt haben.“

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Die Zeit fernab der See hat das Team um Manuel Abraas nicht ungenutzt gelassen. Das Hauptquartier in Vegesack ist ein paar Häuser weitergezogen, das deutsche Schiff der Sea-Sheperd-Flotte wurde gewartet. „Wir haben die ,Emanuel Bronner‘ generalüberholt“, berichtet Abraas. Frontscheiben, Teakdeck, Boden und die Belüftung auf der Brücke seien erneuert worden. Außerdem habe das Patrouillen-Boot eine neue Steuerbord-Maschine bekommen. „

Zur Arbeit an Land gehören auch einige Langzeitprojekte: Regelmäßige Aktionen zur Säuberung von Ufern und Stränden sowie Schulprojekte der elf Ortsgruppen soll dabei helfen, dass Menschen umsichtiger werden. „Wenn wir es schaffen, die junge Generation zu sensibilisieren, ist das ein Erfolg.“

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