Vegesack. Die Aufwärmübungen haben es schon in sich: Zunächst nur einfaches Hüpfen und Hin- und Herschwingen der Arme und Beine, dann aber steigert sich der Schwierigkeitsgrad. Am Ende machen die 15 Mädchen und jungen Frauen schon fast artistische Übungen, wenn zum Beispiel die Hände die Füße umklammern und dabei Körper und Beine ausgestreckt bleiben müssen.
Einmal in der Woche trainieren die Mädchen und Frauen, die zum Circus Theater Tohuwabohu gehören, in mehreren großen Übungsräumen im Bürgerhaus Vegesack und teilen sich nach einem längeren Aufwärmtraining in Gruppen. Es ist alles da, was man für Artistik oder Jonglage braucht: farbige Hula-Hoop-Reifen, riesige Bälle aus Plastik, auf denen man stehen kann, aber auch kleine Bälle, Ringe oder Keulen, Ein- und Hochräder und nicht zuletzt ein großer Würfel aus Metallrahmen, der von der Decke hängt und an dem mehrere Artisten zugleich in der Luft schweben können.
Wenig Zeit für Proben
Das Training im Bürgerhaus steuert schnurstracks auf das große Event zu: die Aufführung des großen Weihnachtsvarietés Anfang Dezember im großen Saal des Bürgerhauses. „Wegen Corona gab es eine lange Unterbrechung, und erst seit September proben wir wieder“, sagt Mareike Talg, Leiterin des Circus Theaters Tohuwabohu. „In den anderen Jahren haben wir schon im Januar für die große Weihnachtsgala zu üben begonnen.“ So blieb nicht viel Zeit, um für die große Weihnachtsgala zu üben. Deshalb gibt es in diesem Jahr ein Varieté-Programm. „Die Jugendlichen wollten unbedingt zeigen, was sie gelernt haben“, sagt Mareike Talg, „und außer den vielen Kindern und Jugendlichen wird diesmal auch eine Erwachsenengruppe dabei sein. Allerdings wird es in diesem Jahr weniger Akteure geben als sonst.“
In den Übungsräumen des Bürgerhauses haben die 15 Mädchen und Frauen sich genügend aufgewärmt und locker gemacht, um anschließend in mehreren Gruppen an das Spezialtraining zu gehen: Da sind zum einen die vier Mädchen, die sich im rhythmischen Schwingen langer weißer Bänder üben. Zu ihren tänzerischen, harmonischen Bewegungen bilden sie mit den Bändern Figuren wie Schlaufen, Schlangen oder Kreise und achten darauf, dass sie im Gleichklang bleiben. Im anderen Raum springen zwei Mädchen auf große rote Bälle und beginnen, sie mit langsamen Fußbewegungen zu drehen. Die Anforderungen an ihre Balancierkünste steigern sich erheblich, als sie sogar, auf dem Ball stehend, Seil hüpfen.
Einrad als Vorstufe zum Hochrad
Ein großer Raum ist der Artistik in luftigen Höhen vorbehalten. Dort hängt ein großer Würfel aus Metallrahmen von der Decke. Die Hüften der Akrobatinnen ruhen auf den Metallstangen, Körper, Arme und Beine sind gestreckt, so scheinen sie wie schwerelos im Raum zu schweben. Schließlich studiert eine vierte Gruppe die Kunst des Radfahrens: Das Einrad ist dabei nur die Vorstufe für das Hochrad, das noch schwieriger zu fahren ist. Hat man es erst einmal geschafft, auf nur einem Rad die Balance zu halten, kann man bald auch rückwärts fahren und die Arme weit von sich getreckt halten.
Auch beim Weihnachtsvarieté des Circus Theaters, das derzeit rund 150 Teilnehmer hat, werden ab dem Alter von drei Jahren bis zu Erwachsenen wieder alle auf der Bühne stehen. „Wie die Weihnachtsgala wird auch das Varieté einen Roten Faden haben: Eine Theatergruppe stellt dar, was der Circus in diesen schwierigen anderthalb Jahren der Corona-Pandemie gemacht hat“, sagt Mareike Talg.