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Vegesacker Hafenbrücke Hafenbrücke mit Mängeln

Fast jedes Jahr muss die Fußgängerbrücke am Vegesacker Hafen gesperrt werden. Ein Millionengrab? Wie viel Geld die Reparaturen Bremen in den vergangenen zehn Jahren gekostet haben. Eine Übersicht der Ausgaben.
23.09.2021, 14:17 Uhr
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Hafenbrücke mit Mängeln
Von Patricia Brandt

Arbeiter haben die Fußgängerbrücke im Vegesacker Museumshafen mit einem rot-weißen Band gesperrt. Bis November soll die Designerbrücke in ihre Einzelteile zerlegt und für eine Viertelmillion Euro saniert werden. Erst vergangenes Jahr hatte die zuständige Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) 280.000 Euro in Reparaturen investiert. Die Vegesacker Hafenbrücke ein Millionengrab? Wie viel Steuergeld das Bauwerk bisher verschlungen hat.  

Als im Sommer 1999 ein Kran den 22 Tonnen schweren Pfeiler der Brücke auf das Fundament hob, war dies auch für die Mitarbeiter des Bremerhavener Design-Labors ein besonderer Augenblick. Der Bewegungsapparat der 40 Meter langen Brücke galt damals als weltweit einmalig. "Wir haben nie damit gerechnet, dass das jemals gebaut wird", sagten die Designer der NORDDEUTSCHEN.

Die Klappbrücke war Teil des rund 8,4 Millionen Mark teuren Umbaus des Vegesacker Hafens und kostete knapp 4,8 Millionen Mark. Hergestellt wurde die Brückenteile in Würzburg. Das Büro lobte: "Da stimmt jede Schweißnaht." Auch die damals für die Brücke zuständige Stadtentwicklungsgesellschaft Vegesack, kurz Stave, rechnete nicht mit hohen Kosten für künftige Wartungsarbeiten.

Doch schon im Herbst 1999 wurde die Brücke das erste Mal für mehrere Wochen gesperrt. Ein Streit um ein mangelhaftes Brückengeländer war der Grund. Die Stave bestand darauf, dass das montierte Geländer gegen eines aus Edelstahl ersetzt werden sollte. Andernfalls müsste Bremen „ständig mit Sanierungsmaßnahmen und Erneuerung des Anstrichs rechnen“, hieß es. Das Geländer wurde getauscht, doch es blieb nicht bei dieser Maßnahme.

„Ein paar Bolzen sorgen für Probleme“, titelte die NORDDEUTSCHE 2003. Die Brücke ließ sich zwischenzeitlich nur noch in Notfällen hochklappen. Im Sommer 2004 sorgte die Brücke erneut für Schlagzeilen: Es gab Probleme mit dem Material, das offenbar nicht hitzebeständig war: „Brücke dehnt sich zu stark – Kein bündiges Schließen möglich“, hieß es in unserer Zeitung. 2006 fiel die Beleuchtung aus.

Wie hoch die Reparaturkosten der Brücke in den ersten zehn Jahren nach Fertigstellung waren, kann in Bremen derzeit niemand sagen. „Auf die Jahre vor 2011 haben wir so kurzfristig leider keinen Zugriff, da sie teilweise noch in die Zuständigkeit der Stave Stadtentwicklungsgesellschaft fielen“, so WFB-Sprecherin Juliane Scholz.

Auf Anfrage unserer Zeitung hat die WFB nun die Kosten für Reparaturen seit 2011 ermittelt. Das Ergebnis: Abgerechnet wurden demnach Maßnahmen für 911.500 Euro. Dabei fielen offenbar immer auch diverse kleinere, „sonstige“ Reparaturen an, die mal mit 3000, mal mit 14.600 Euro und mal mit 52.000 Euro angegeben werden.

Zu den größeren Reparaturen zählten im vergangenen Jahr die Erneuerung der elektrotechnischen Anlagen und Steuerungseinrichtungen der Hafenbrücke. Kostenpunkt: 280.000 Euro. Die Brücke war über Monate gesperrt. Auch 2019 konnten die Vegesacker die Brücke wochenlang nicht begehen: In dem Jahr wurde die hydraulische Senkbremse und ein Motor repariert. Diese Maßnahme wurde mit 22.800 Euro abgerechnet. 2017 stand dann die Erneuerung der Hubseile mit Kosten in Höhe von 67.500 Euro auf dem Programm. Etwa doppelt so teuer, 138.300 Euro, nahm sich 2016 die Sanierung der Brückenbleche aus. 2012, ordnete die WFB nicht näher benannte Reparaturen für 141.000 Euro an.

Wenn die Brücke in diesem Herbst saniert wird, stehen laut Pressemitteilung der WFB eine Betonsanierung und Korrosionsschutzmaßnahmen am Brückenbauwerk an. Rost war bereits 2014 ein Thema. Damals wurden Konservierungsarbeiten mit rund 123.500 Euro abgerechnet. Dazu kam ein auf den ersten Blick vergleichsweise geringer Posten: Für 6500 Euro ließ die WFB die „Liebesschlösser“ an der Brücke entfernen, weil diese rosteten.  

2011 weckte die Brücke einmal mehr das Interesse der Medien. „Anti-Rutsch-Folie auf der Zugbrücke löst sich schon ab“, berichtete die NORDDEUTSCHE. Der im Oktober angebrachte Anti-Rutsch-Belag auf der Klappbrücke löste sich bereits nach wenigen Wochen vom Untergrund der Brücke. Dabei hätte der 300 Meter lange Folienstreifen laut Ankündigung der WFB „eine Million Begehungen“ schadlos überstehen sollen.

Die Arbeiten kosteten laut Juliane Scholz – „soweit auf die Schnelle nachvollziehbar“ – rund 1.700 Euro. Diese Folie ist nicht mehr vorhanden: Die Bleche wurden gegen geriffelte Deckbleche ausgetauscht.

Knapp eine Million Euro haben die Arbeiten an der Brücke allein in den vergangenen zehn Jahren gekostet. Nun kommt eine weitere Viertelmillion dazu.

Derzeit macht erneut der Boden der Brücke der WFB Sorgen. Nach den Worten des WFB-Projektleiters Jens Etmer haben technische Untersuchungen ergeben, „dass viele Schäden am Blech-Deckwerk aufgrund der hohen dynamischen Belastungen durch überquerende Fahrräder oder E-Bikes verursacht wurden“. Zur Sicherung des Bauwerks will die WFB deshalb eine Fahrradsperre integrieren.  

„Die Hafenbrücke ist eine anspruchsvolle technische Konstruktion, die hohen Belastungen ausgesetzt ist. Daher sind im Laufe der Jahre verschiedene Reparaturen erforderlich gewesen, die sichergestellt haben, dass die Brücke funktionsfähig bleibt und sicher ist“, betont Juliane Scholz. Die anstehende Sanierung solle nicht nur dafür sorgen, dass vorhandene Schäden repariert werden, sondern dass „die Hafenbrücke für die Zukunft fit gemacht wird“. Bereits vor Beginn der großen Sanierung, die voraussichtlich bis November dauert, hat die WFB in den ersten Monaten des Jahres verschiedene Reparaturen für die Brücke abgerechnet. Sie beliefen sich auf 12.400 Euro.

Zur Sache

Brücke aus dem Designlabor 

Wegen ihrer weltweit einmaligen Kniehebeltechnik hatte das Designlabor Bremerhaven 2000 erfolgreich Musterschutz für die Vegesacker Hafenbrücke beantragt. Wer eine solche Brücke bauen wollte, musste sich dies von dem Büro genehmigen lassen. Ob die Klappbrücke noch heute einzigartig ist, weiß die WFB nicht. Das 1990 auf Wunsch des Wirtschaftssenators gegründete Designlabor Bremerhaven gibt es nicht mehr. Nach Angaben der WFB war es bis 1994 Bestandteil der Bremer Design GmbH, die seit August 2002 eine Tochter der Bremer Investitionsgesellschaft mbH (nunmehr: WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH) war. Aufgabe der Bremer Design GmbH war die Designförderung. Wesentliche Schwerpunkte waren unter anderem  Beratung und Förderung bremischer Unternehmen. Das Designlabor Bremerhaven wurde 2011 geschlossen. Die Bremer Design GmbH wurde 2009 mit der WFB verschmolzen und ist erloschen.

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