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Nordbremer Kulturstätte Gustav-Heinemann-Bürgerhaus: Einrichtung mit Problemen

Das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack ist mehr als nur eine Kulturstätte. Es ist zu einer Anlaufstelle für Menschen in Not geworden, was das Team vor große Herausforderungen stellt.
27.05.2025, 17:45 Uhr
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Gustav-Heinemann-Bürgerhaus: Einrichtung mit Problemen
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Die Herausforderungen für das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus sind immens. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Alltag zu bewältigen haben, gehört normalerweise aber nicht zu den Aufgaben einer Kulturstätte. Aufgrund der Tatsache, dass das Bürgerhaus ein offenes Haus ist, wird die Einrichtung zunehmend zu einer Art Anlaufstelle. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung, die das Team zu meistern hat.

Nach den Worten von Malte Prieser igeln sich immer mehr Ämter ein. "Dadurch tauchen bei uns Menschen auf, die ein Problem haben", sagte der programmatische Geschäftsführer des Kulturbüros Bremen-Nord am Montagabend im Vegesacker Beirat. So sei beispielsweise eine Person da gewesen, die mehrere Tage nicht gegessen habe. Prieser sprach von Fällen, bei denen eigentlich eine Behörde der richtige Ansprechpartner wäre. Trotzdem würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bürgerhauses – wann immer es geht – weiterhelfen. Zwar seien sie für derartige Anliegen nicht ausgebildet, aber sie seien eben Menschen und wollten die Ratsuchenden nicht alleinlassen.

Polizei gibt Impulse

Unterstützung bekommen Prieser und seine Kollegen unter anderem von der Polizei. Die war kürzlich vor Ort und hat bei einem Rundgang festgestellt, dass dem Haus beispielsweise ein Infopoint fehlt. "Das muss ein Ort sein, an dem die Leute nicht nur erfahren, wo sie beispielsweise die Volkshochschule finden, sondern wo sie insbesondere schnelle Hilfe bekommen", sagte er. Das könne beispielsweise die Telefonnummer einer Behörde sein oder eine Busverbindung. "Es gibt ganz viele Probleme, die wir auffangen", so Prieser. "Und da bräuchten wir einfach Unterstützung."

Norbert Arnold (SPD) erinnerte daran, dass sich direkt neben dem Bürgerhaus das Sozialzentrum Nord befindet. Deshalb schlug er vor, dass sich beide Institutionen zusammentun und gemeinsam einen Infopoint installieren. Thomas Pörschke (Grüne) verwies auf ein Angebot, das bereits vor einigen Jahren in Gröpelingen eingerichtet wurde. "Dort gibt es den Bürger-Informations-Service, der in der Stadtbibliothek untergebracht ist", informierte der Fraktionssprecher. Die Stelle entspreche genau dem, was sich Prieser und seine Kollegen wünschen würden. Deshalb sprach Pörschke sich dafür aus, dass die Stadt – analog zu der Anlaufstelle in Gröpelingen – auch in Vegesack einen Bürger-Informations-Service einrichtet.

Probleme hat das Bürgerhaus aber auch mit Menschen, die Drogen konsumieren. "Gerade unsere Haustechniker stellen immer wieder fest, dass insbesondere unsere Toiletten genutzt werden, um Drogen zu konsumieren beziehungsweise zu verkaufen", erklärte Prieser. Deshalb sei die Einrichtung mittlerweile videoüberwacht.

Hin und wieder käme es aber auch zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Mitarbeitern des Bürgerhauses und Drogensüchtigen. Ursächlich dafür sei das Rauschmittel Crack, das zu gesteigerter Aggression führen würde. So etwas könne und wolle die Einrichtung nicht auffangen. Schließlich seien auch regelmäßig Kinder in dem Haus. "Wir hatten auch schon die Situation, dass unsere Reinigungskräfte gegen vier, fünf Uhr morgens kamen und Personen es geschafft haben, sich einschließen zu lassen", schilderte er. "Die Frauen haben um ihr Leben gefürchtet." Und so etwas müsse nicht sein.

All das führe dazu, dass das Team an seine Grenzen stößt. "Wir sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter, Securitys oder Drogenspezialisten", so der programmatische Geschäftsführer. "Trotzdem sehen wir uns im Alltag immer wieder Herausforderungen gestellt, die genau in diese Bereiche fallen."

Diese Umstände seien auch ursächlich dafür, dass die Öffnungszeiten eingeschränkt werden mussten. Wobei der Betrieb trotzdem nicht ruhe. "Wenn wir von Schließung sprechen, ist das in der Öffentlichkeit oft eine Fehlwahrnehmung", betonte er. "Denn an den besagten Tagen sind in der Regel nur die Cafeteria und die Toiletten zu." Die Kurse der Volkshochschule beispielsweise würden trotzdem stattfinden.

Alltag auch von Positivem geprägt

Der Alltag im Bürgerhaus ist aber nicht nur von negativen Erfahrungen geprägt. Prieser sprach von einem Zuwachs in Bremen-Nord, der zwar nicht statistisch zu belegen sei, sich aber insbesondere bei den Angeboten für Kinder zeige. Bei den Sitzkissen-Konzerten, die das Haus gemeinsam mit der Glocke organisiert, hätte sich die Zuhörerzahl innerhalb weniger Jahre verdoppelt. Und das Kindertheater habe – mit Ausnahme der Weihnachtsvorstellungen – nie mehr als 20 Zuschauer gehabt. "Jetzt sind es 180 im Schnitt und wir müssen in den großen Saal anstatt auf die kleine Studiobühne gehen", so der programmatische Geschäftsführer. Wer beim Kinderzirkus mitmachen möchte, müsse mittlerweile zwei Jahre warten, ehe ein Platz frei wird. Genauso erfolgreich sei das Angebot für Jugendliche. "Durch ein neues Programm haben wir es geschafft, dass die Zielgruppe in unseren Häusern sieht, was sie sonst nur aus dem Netz kennt: Youtuber, Instagrammer und Influencer, die es übrigens auch mit guten Programmen gibt", sagte Prieser.

Der Beirat hat sich einstimmig darauf verständigt, eine Anlaufstelle – ähnlich wie es sie bereits in Gröpelingen gibt – für das Bürgerhaus zu unterstützen. Zudem müsse die Einrichtung finanziell so ausgestattet werden, dass sie einen Sicherheitsdienst beauftragen kann.

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