Im Keller der Stadtbibliothek Vegesack geht es auf Tauchstation. Inmitten einer Unterwasserwelt zwischen Rettungsringen, Fischen und einem hölzernen Flossenpferd sitzt Mareike Strechel und liest. Mit der Geschichte „Wer hat Angst vor dem Licht“ von Anna McGregor nimmt sie die kleinen Zuhörer vor ihr mit in die Tiefen des Ozeans. Dort lernen sie den geheimnisvollen Tiefseebewohner Rufus kennen, der es erst mal vorzieht, im Dunkeln zu bleiben.
Die Bilderbuch-Lesung gehörte zum Programm, mit dem sich die Vegesacker Bücherei am Freitag (4. April) an der Premiere der bundesweiten Nacht der Bibliotheken beteiligte. "Wissen. Teilen. Entdecken" – unter diesem Motto hatten der Deutschen Bibliotheksverband und seine 16 Landesverbände Menschen aller Altersgruppen dazu eingeladen, die Bibliotheken und ihre Vielfalt neu zu entdecken.
Der Auftakt in der Vegesacker Bibliothek war magisch: Auf verblüffende und humorvolle Weise ließ Zauberer Johannes Arnold kleine Wunder wahr werden. Ein Esslöffel wurde zur Gabel, Seile änderten ihre Länge, Spielkarten waren plötzlich weg und tauchten an unerwarteten Stellen wieder auf und ein rotes Tuch verschwand aus der Hand eines Zuschauers. Und das alles, obwohl die Besucher dem Zauberer genau auf die Finger schauen und die „magischen“ Gegenstände untersuchen durften.
Magische Ringe
So präsentierte Arnold etwa fünf einzelne Metallringe. Nur einen Moment später bildeten sie eine Kette. „Durch keine Kraft der Welt zu trennen – außer durch Magie“, so der Zauberer. Und tatsächlich; die Ring-Kette wurde durch die Reihen der Zuschauenden gereicht und niemand entdeckte eine mögliche „Schwachstelle“. Doch zurück in des Zauberers Händen reichten ein Pusten aus dem Publikum und eine kurze Bewegung, um die Kette in fünf einzelne Ringe zurückzuverwandeln.
Das fast schon sommerliche Wetter lockte zahlreiche Besucher in den Bibliotheksgarten. Auf die Kinder warteten dort verschiedene Spielmöglichkeiten, zum Beispiel ein XXL-Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, Steckenpferde und Stelzen. Die Erwachsenen saßen derweil in den Liegestühlen, genossen die warmen Sonnenstrahlen und das Summen der Bienen, die in fünf Stöcken im Garten der Bücherei für den „Vegesacker Bibliothekshonig“ sorgen. Für den kleinen Appetit zwischendurch bot der Weltladen der Vegesacker Stadtkirche süße und herzhafte Snacks an.
Vor der Bibliothek hatte die Freiwillige Feuerwehr Vegesack mit einem Löschfahrzeug Stellung bezogen und informierte zum Thema „Feuer und Brandbekämpfung“. Viele Kinder nutzten die Gelegenheit, mal in einem echten Feuerwehrauto zu sitzen oder mit dem Wasserstrahl aus dem Löschschlauch einen Ball ins Ziel zu schießen.
Reise in die Savanna
Unterdessen loderten im Bibliotheksgarten tatsächlich Flammen. Dort hatte man die Feuertonne „gefüttert“. Kleine und große Besucher nahmen auf den Bänken drumherum Platz, um der Geschichtenhändlerin Julia Klein zuzuhören. Sie erzählte von Ungali, dem Zauberbaum, an dem alle Obst-Sorten der Welt wachsen – und auch Tomaten und Kürbisse. Ebenso lustig wie charmant erzählte sie, wie die Tiere der Savanne versuchen, sich den Namen des Zauberbaums zu merken. Dabei bezog sie die Einfälle der Kinder mit ein. Zum Abschluss wurden die Flammen der Feuertonne genutzt, um Stockbrot zu backen, wobei die kleinen Besucher sich gegenseitig halfen – und gelegentlich warnten: „Jonas, deins ist schon ganz kokelig!“
Deutschlandweit hatten mehr als 1600 Bibliotheken ihre Türen zur „Nacht der Bibliotheken“ geöffnet. Die erste Nacht der Bibliotheken fand im Jahr 2005 in Nordrhein-Westfalen statt, organisiert vom Verband der Bibliotheken des Bundeslandes. Von Jahr zu Jahr haben sich weitere Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg sowie Bibliotheken aus Dänemark, Belgien und Südtirol beteiligt. Bremen war in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Künftig soll die Nacht der Bibliotheken alle zwei Jahre in allen 16 Bundesländern stattfinden.