Sie war vorher im Revierdienst in Vegesack, er Kontaktbeamter in Oslebshausen. Nun sind beide Kontaktpolizisten in Vegesack. Während Annika Martschin den Bereich Fähr-Lobbendorf abdeckt, kümmert Sven Dormann sich um Grohn.
Bei der Polizei ist der Nordbremer schon seit 1990. Nach mehreren Stationen in der Innenstadt sowie in Lesum ging es 2003 für ihn in den Kosovo. "Dort habe ich ein Jahr lang Polizisten ausgebildet", erzählt der 55-Jährige. Und von diesen Erfahrungen kann er heute bei seinen täglichen Rundgängen durch Grohn profitieren. "Viele glauben, dass die Grohner Düne eine Herausforderung ist. Das ist sie sicherlich auch, weil man dort auf verschiedene Kulturen trifft", so der Polizist. "Das war im Kosovo aber nicht anders. Insofern habe ich damit überhaupt keine Probleme." Ohnehin empfindet er so manchen Bereich, den andere als sozialen Brennpunkt bezeichnen, als ganz normale Wohnstraße. Das gelte zum Beispiel für die Straße Wohlers Eichen, für die er in seiner Oslebshauser Zeit zuständig war. "Natürlich ist der Bereich speziell. Aber wenn man freundlich auftritt, dann wird man auch freundlich behandelt", sagt Dormann, der in seiner Freizeit als Zauberer und Comedian auftritt.
Jederzeit ansprechbar
Als Kontaktpolizist ist er nicht mit dem Streifenwagen unterwegs, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad. "Das heißt, man kann mich jederzeit ansprechen", sagt er. Wäre er mit dem Auto auf Tour, wäre das nicht so ohne Weiteres möglich. "Ich sehe mich als Ansprechpartner für die Bürger. Und darauf lege ich mein Hauptaugenmerk, dass ich auch für kleine Probleme zuständig bin", erzählt Dormann. Kümmern will er sich auch um Anliegen, die nicht zwingend zum Aufgabenbereich der Polizei gehören. "Das können zum Beispiel Nachbarschaftsstreitigkeiten sein, bei denen man mit einem guten Wort, wenn man vernünftig mit den Menschen spricht, vielleicht schon etwas verbessern kann", sagt er.
Annika Martschin ist seit 18 Jahren bei der Bremer Polizei. Von der Bereitschaftspolizei kam sie zunächst zum Einsatzdienst in der Innenstadt, ehe sie der Weg erst nach Lesum und dann nach Walle führte. Doch von dort wollte die 39-Jährige wieder zurück in den Bremer Norden. "Nach fünf Jahren in der Innenstadt wollte ich einfach einen Tapetenwechsel", erzählt sie. "Und mittlerweile habe ich den Norden auch schätzen gelernt." Dass sie nach Vegesack kam, hat aber noch einen weiteren Grund. "Ich wohne mit meiner Familie in Lemwerder und kann damit wohnortnah arbeiten", erzählt die zweifache Mutter, die eine halbe Stelle hat.
Ihr Kollege hat sich aus einem anderen Grund nach Vegesack versetzen lassen. "Ich bin Bremer-Norder und habe früher als Kind auch in meinem heutigen Bereich, genauer gesagt in der Grohner Düne, gewohnt. Ich bin in der Tidemanstraße in den Kindergarten und in der Grundschule am Wasser zur Schule gegangen", erzählt Dormann. "Man sagt ja 'einmal Bremen-Norder immer Bremen-Norder'. Und deshalb bin ich wieder zurückgekommen."
Raus aus dem Schichtdienst
Genauso bewusst hat er sich auch für die Position des Kontaktpolizisten entschieden. "Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass man den einen oder anderem im Kontaktdienst eher erreicht als im Streifendienst. Wenn ich mit der Präventionsarbeit in der Schule nur ein, zwei Leute retten kann, die dann nicht auf die schiefe Bahn geraten, dann ist schon viel erreicht", sagt er. "Außerdem wollte ich nach 35 Jahren raus aus dem Schichtdienst."
Verglichen mit dem Streifendienst ist die Arbeit als Kontaktbeamter eine gänzlich andere. "Für mich ist die Arbeit als Kontaktpolizist schöner und effektiver als die auf dem Streifenwagen", sagt Dormann. Dem kann Annika Martschin sich nur anschließen. "Die Herangehensweise ist eine ganz andere: Ich habe nun viel mehr Zeit für die Sorgen und Anliegen der Bürger als vorher", sagt sie. "Damit kann ich – und das ist auch eine Motivation – etwas zurückgeben. Die Position ist nahbarer, und das finde ich ganz schön."
"Als Kontaktbeamter bin ich – was in der Innenstadt sonst täglich passiert ist – noch nie beleidigt worden", erzählt Dormann. "Die Leute freuen sich einfach, wenn sie uns sehen", ergänzt Martschin.
Im Einsatz sind Martschin und Dormann seit dem 1. Juni. Damit sind nach den Worten von Revierleiter Thomas Kötteritzsch alle Stellen für Kontaktpolizisten im Bremer Norden besetzt.