Georg Wohlert könnte ein Warnschild in seine Ladentür hängen: "Achtung, Reizüberflutung". Der 60-Jährige betreibt in der Alten Hafenstraße 38 in Vegesack ein Antik- und Trödelgeschäft. Wer den Fuß über die Türschwelle setzt, ist schon mittendrin in den alten Zeiten, in denen all die Gläser, Tassen, Teller, Gemälde und Karaffen, die sich auf Regalen stapeln und Tische füllen, zum Leben gehörten. Unter Kronleuchtern hindurch, die zahlreich und glänzend neben Lampen anderer Art von der Decke hängen, tauchen die Kunden Schritt für Schritt tiefer ein. Setzen sich auf alte Stühle und in gepolsterte Sessel, streichen mit den Händen über feine Tischwäsche oder verlieren sich in der Plattenabteilung. Die alten Musikscheiben bilden inzwischen einen Schwerpunkt im Laden, sagt dessen Inhaber. Vor allem Platten aus dem Bereich Rock, Pop, Jazz sucht er noch. Alte Plattenspieler verkauft Georg Wohlert ebenfalls. "Mit Garantie."
Gelernter Krankenpfleger
Vor 15 Jahren hat sich der gebürtige Bremerhavener mit der Eröffnung des Ladens einen Traum erfüllt. Die Leidenschaft für Trödel hatte ihn schon als Kind gepackt, erzählt Georg Wohlert. Doch zunächst ließ er sich in Bremen-Nord zum Krankenpfleger ausbilden und arbeitete in dem erlernten Beruf. Aber Antikes und Trödel verlor er nicht aus dem Blick, und als sich die Gelegenheit bot, in der Alten Hafenstraße an einem historischen Ort – in dem Haus befand einst eine alte Vegesacker Segelmacherei – einen Laden zu eröffnen, zögerte er nicht lange. Seitdem kommen die Kunden, um im "Laden 38" zwischen Vitrinen, alten Schränken und Anrichten nach Dingen zu stöbern, die sie schon lange suchen oder erst entdecken, weil sie urig sind. Oder weil sie Erinnerungen wecken. Zum Beispiel an die Zeit, als es in Vegesack noch das Scala-Kino gab. Auf dem Verkaufstresen – der noch aus der alten Segelmacherei stammt – liegt eine Rolle mit Eintrittskarten. Vier Mark kostete damals das Kinovergnügen. Filme aus den 1960er-Jahren gibt es hier ebenso. Aber nicht mehr die Kinositze, die Georg Wohlert aus dem Scala-Nachlass in sein Geschäft hinüberrettete. Die fanden schnell ein neues Zuhause.

Georg Wohlert blättert in seinem Antikladen „Laden 38“ in einem alten Fotoalbum.
Wie überhaupt immer mal wieder das Sortiment wechselt. Er könne fast wöchentlich Nachlässe sichten, sagt Georg Wohlert. Vieles rette er dann "für die Nachwelt". Das sei oft wie eine Schatzsuche, erzählt sein Frau Janca Pfaff, die im Laden mit anpackt. Georg Wohlert rät allen, die einen Haushalt aufgeben: "Schmeißt erstmal nichts weg." Gut möglich, dass die Dinge in seinem Geschäft zu neuen Ehren kommen.