Die Postfiliale in der Gerhard-Rohlfs-Straße ist bereits seit einiger Zeit geschlossen – und wird es auch noch mindestens bis Ende des Monats bleiben. Doch im kommenden Jahr wird sich die Postbank dauerhaft aus der Vegesacker Fußgängerzone verabschieden. Fortgesetzt wird nur der Postservice.
Seit einigen Wochen hängt ein DIN-A4-Blatt an der Postfiliale in der Gerhard-Rohlfs-Straße und informiert Kunden darüber, dass die Dependance aus betrieblichen Gründen bis einschließlich 30. November geschlossen ist. Auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN konkretisiert Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier die Hintergründe der zeitweisen Schließung. "Der Grund waren unerwartete Personalausfälle, die wir nicht kompensieren konnten und können. So ist die Stammbesetzung der Filiale aktuell seit mehreren Wochen erkrankt, die Personalsituation im Filialgebiet ist ebenfalls angespannt."
Normalerweise könnten solche Ausfälle ausgeglichen werden, etwa durch Springer oder Mitarbeiter aus anderen Filialen. "Dies gelingt zurzeit nicht immer, da wir infolge der Corona-Pandemie Kontaktbeschränkungen zwischen den Filial-Teams beachten, um Ansteckungen nach Möglichkeit zu vermeiden", so Rittmaier.
Dass Postkunden in der Gerhard-Rohlfs-Straße vor verschlossenen Türen stehen, ist nicht das erste Mal. Entsprechend beschäftigt auch Vegesacks Beiratssprecher Torsten Bullmahn (CDU) das Thema immer wieder. "Fast bei jeder Bürgersprechstunde werde ich auf die Postfiliale angesprochen", erzählt er. "Der Unmut ist groß, weil die Post zur Infrastruktur sowie zur Grundversorgung dazugehört." Und wenn die Post nicht während der Bürgersprechstunde Thema ist, rufen die Menschen ihn an, um zu erfahren, was mit der Filiale los ist, erzählt Torsten Bullmahn.
Nach derzeitigem Stand geht die Postbank davon aus, dass die Filiale am 1. Dezember wieder öffnen kann. "Eine exakte Prognose kann ich mit Blick auf Personalausfälle derzeit nicht geben", erklärt Oliver Rittmaier. Detaillierte Informationen könnten Kunden so rechtzeitig wie möglich sowohl den Aushängen in der Filiale als auch im Internet unter www.postbank.de/filialen entnehmen. Zudem verweist der Sprecher darauf, dass der Selbstbedienungsbereich in der Gerhard-Rohlfs-Straße trotz der Schließung zur Verfügung stehe. Das gelte auch für die Postfachanlage.
Auch wenn der Standort voraussichtlich am 1. Dezember wieder öffnen wird, bleibt er dem Stadtteil nicht dauerhaft erhalten. "Wie andere Institute auch prüft die Postbank auf Basis des Kundenverhaltens laufend ihr Vertriebsnetz", sagt Rittmaier. Deshalb sei das Filialnetz in den vergangenen Jahren bereits reduziert worden. Bis 2023 soll es auf bundesweit 550 Geschäftsstellen schrumpfen. Davon betroffen ist auch die Dependance in Vegesack, sie wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022 schließen. "Einen direkten Zusammenhang mit den Personalausfällen in der letzten Zeit gibt es nicht", betont er.
Die Postbank schließe eine Filiale nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lasse. Dabei stehe nicht die Kundenfrequenz im Vordergrund, sondern die nachgefragten Dienstleistungen. "Um den Kundinnen und Kunden ein großes Filialnetz mit einem umfassenden Service bieten zu können, muss für uns das Verhältnis zwischen reinen Serviceleistungen, zum Beispiel Postdienstleistungen und Bargeldauszahlung und einem wertschaffenden Neugeschäft, etwa durch Abschlüsse und Nutzung von Bankprodukten, stimmen", sagt Rittmaier. Stimme dieses Verhältnis nicht, müsse eine Filiale, wie etwa die in Vegesack, geschlossen werden. "Nur durch eine stetige Anpassung unseres Filialnetzes können wir langfristig unsere Rentabilität als Unternehmen sicherstellen", erläutert er.
Dennoch müsse die Infrastruktur erhalten bleiben, fordert Torsten Bullmahn. "Wir brauchen ein Angebot an Bankdienstleistungen." Dazu zähle er etwa Automaten, an denen Kunden Geld bekommen und Überweisungen tätigen können. "Als Beirat können wir das Angebot nicht bestimmen, aber wir können auf die Infrastruktur achten und dafür sorgen, dass ein Angebot für den Stadtteil Vegesack mit seinen 34.000 Einwohner da ist", so Bullmahn. Deshalb erwarte der Beirat von der Postbank, dass sie eine entsprechende Versorgung auch nach der Schließung des Standortes gewährleistet.
Auch wenn die Postbank die Vegesacker Fußgängerzone verlassen wird, soll es dort auch in Zukunft Postdienstleistungen geben. Dafür sorge ein Kooperationspartner der Post. "Die Deutsche Post sucht entsprechend einen Partner, der in der näheren Umgebung unseres Filialstandortes das Angebot an Postdienstleistungen übernimmt", berichtet Rittmaier.
Die Schließung der Filiale bedeute für die Mitarbeiter allerdings nicht, dass sie entlassen würden, betont Oliver Rittmaier. "Die durch die Schließung der Filiale entfallenden Stellen werden sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen abgebaut."