Vegesack. Seit nunmehr rund acht Jahren haben Eltern in Deutschland ein Recht auf die Betreuung ihrer Kinder ab einem Alter von einem Jahr. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft oft noch immer eine große Lücke. Im Stadtteil Vegesack zum Beispiel fehlen aktuell 290 Plätze in Tagesstätten für Mädchen und Jungen bis zum sechsten Lebensjahr. Das hat Marleen Pauluhn vom Senatsreferat Kitaplanung während der jüngsten Video-Sitzung des Vegesacker Beiratsausschusses für Bildung, Kinder, Jugendliche und deren Familien eingeräumt.
In der alten Hafenstadt gibt es nach Pauluhns Ausführungen momentan 1514 Betreuungsangebote: 298 für Kinder bis zum Alter von drei Jahren, 937 für Drei- bis Sechsjährige und 279 für Grundschüler, die sich nachmittags in der Schule aufhalten können. Konkret, so Pauluhn, fehlten 43 Plätze für die jüngsten Jungen und Mädchen sowie 247 für die Drei- bis Sechsjährigen. Somit gebe es zurzeit noch keine ausreichende Versorgung für 17 Kindergartengruppen.
71 Plätze kurzfristig vorgesehen
Das soll sich im bevorstehenden Kindergartenjahr 2021/22 aber ändern – zum Besseren, wie sich Marleen Pauluhn optimistisch zeigte. So seien bis zum 31. Juli 2022 insgesamt 71 zusätzliche Plätze für ein-bis dreijährige Vegesacker Kinder und 204 weitere für die Drei- bis Sechsjährigen vorgesehen. Vorausgesetzt, die angekündigten Termine würden von den Baufirmen eingehalten. Allein die künftige Awo-Tagesstätte in der Alten Hafenstraße soll ab Januar 2022 insgesamt 130 neue Plätzen für kleine (30) und größere Kinder (100) vorhalten. Und auch im Kindergartenjahr 2022/23 sind nach den Ausführungen der Referentin zusätzliche Betreuungsangebote geplant: in einem Neubau des Kinder- und Familienzentrums Fährer Flur, im DRK-Kinderhaus Aumund, in der Kita im Alten Speicher beim Vegesacker Hafen sowie in der Kita an der Arend-Klauke-Straße. An diesen Standorten entstehen laut Planung zusammen 370 zusätzliche Plätze für die Krippen- (110) und die Elementarversorgung (270).
Versorgung in Vegesack wird kritisiert
Dass die Kinderbetreuung im Ortsamtsbereich zu wünschen übrigen lasse und erheblich zu verbessern sei, machte die lebhafte Diskussion über die Erläuterungen der Bildungsreferentin deutlich. Konferenzteilnehmer berichteten über verzweifelte Eltern, die trotz langer Suche keinen Kitaplatz für ihre Kinder erhalten hätten. Generell wurde bemängelt, dass Vegesack in Sachen Kitaplätze besonders schlecht versorgt sei. Darunter litten vor allem Menschen, die ohnehin in schwierigen sozialen Verhältnissen lebten und oft auch sprachliche Defizite hätten.
Der Beiratsausschuss erwartet denn auch, dass die neuen Kindertagesstätten tatsächlich zu den geplanten Zeitpunkten öffneten, wie es in einem einhelligen gefassten Beschluss heißt. Deshalb sei seitens des zuständigen Senatsressorts mit Nachdruck auf Investoren und Betreiber einzuwirken. Und natürlich müsse das erforderliche Personal vorgehalten werden. Außerdem fordern die Vegesacker Kommunalpolitiker, dass für Kinder, die noch keinen Kitaplatz erhalten haben, ein „niederschwelliges“ Betreuungsangebot wie zum Beispiel Spielkreise unterbreitet werde.