Als der Seenotrettungskreuzer "Bremen" von 1953 bis Mitte der 1960er-Jahre für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Einsatz war, wurden mit dem kleinen Tochterboot Menschen in flachem Gewässer gerettet. Heute gilt es als verschollen. Denn Anfang der 1970er kaufte ein Hamburger Bauunternehmer die "Bremen", baute sie zu einer Motorjacht um, entfernte die Tochterbootwanne und veräußerte das Tochterboot. Doch schon bald bekommt die "Bremen" ein neues Tochterboot.
Wie Lothar Maylahn, langjähriges Mitglied der Crew, schildert, wird zurzeit der Rohbau aus Aluminium in der Ausbildungswerkstatt der Lloyd Werft in Bremerhaven gefertigt. Die Azubis bauen Rumpf, Deck, Fahrstand, Wellentunnel und die Ruderanlage – nach dem historischen Vorbild. Damit das gelingt, erstellte der Schiffsbauer und Ehrenamtliche Burkhard Preiß einen analogen Plan, den die Werft schließlich digitalisierte. Das neue Tochterboot wird ähnlich wie das alte ausschauen – nur etwas kleiner sein. Der Bauunternehmer ließ damals nämlich den Turm der "Bremen" erweitern, so ist auf dem Heck heutzutage weniger Platz. Außerdem soll es mit einem Elektromotor betrieben werden. "Das kann – gerade im Vergleich zum Mutterschiff – die Dekarbonisierung verdeutlichen", so Maylahn.

Das Tochterboot ist nicht mehr auffindbar.
Seit 2013 liegt der Seenotrettungskreuzer im Vegesacker Museumshafen, kurz zuvor hatte ihn die privat gemeinnützige Hafenmuseum Speicher XI GmbH gekauft. Die Freiwilligen bauten das Schiff über die Jahre in seinen Originalzustand zurück. Inzwischen unter Denkmalschutz stehend, stellte der Bund Gelder bereit, um die "Bremen" auf Vordermann zu bringen. Auch das Tochterschiff wird in den Sanierungsplänen erwähnt. "Wir haben aber das meiste Geld in das Mutterschiff gesteckt, weil uns das weggerostet ist", sagt Maylahn. 20.000 Euro Fördermittel sind übrig geblieben, die nun in die Planung und in die Materialien geflossen sind.
Im Sommer soll der Rohbau, auch Kasko genannt, fertiggestellt werden. Den Ausbau, beginnend im Herbst, mit Motor, Elektrik, Getriebe, Ruder und Propeller müssen die Ehrenamtlichen selbst organisieren. Aber es fehlt an Geld. "Und wir sind zu wenige Leute und wir sind zu alt, um das handwerklich zu schaffen", erklärt Maylahn. Trotz aller Widrigkeiten soll das rund vier Meter große Tochterboot noch Ende dieses Jahres fertig werden. "Wir planen damit mehr Attraktionen", versichert Maylahn. Schon jetzt war das Mutterschiff auf verschiedenen Events zu sehen – etwa auf dem Tag der Seenotretter in Wilhelmshaven. Wie Maylahn ausführt, sei die Fahrt dahin aber immer teuer, verbrauche der Kahn 60 bis 100 Liter Diesel pro Stunde.

So soll das neue Tochterboot ausschauen.
Natürlich konnte das Tochterboot damals nicht den gleichen Widrigkeiten auf See standhalten wie das Mutterschiff, was es aber auch nicht musste. Das kleine Boot war geschlossen gebaut, damit es nicht kentern konnte, nur die Sitzbank war im Freien. Der Seenotrettungskreuzer "Bremen", den die Lürssen Werft 1953 aus einem älteren Schiff baute, war laut Maylahn ein sehr modernes Rettungsschiff und der Prototyp einer Serie. "Das ist ausschlaggebend, dass die "Bremen" 2013 zum Denkmal ernannt wurde", so der Ehrenamtliche. So konnte sich das Schiff im Wasser komplett drehen – ohne zu sinken. Doch irgendwann wurde der Seenotrettungskreuzer "Bremen" von der Entwicklung überholt, andere Schiffe waren schneller und größer. "Die Bedingungen in den 1960er und 1970er-Jahren waren ganz andere", so Maylahn. Nun ist die "Bremen" also ein Denkmal, das bald wieder ein Tochterschiff aufzuweisen hat.