Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Betreuung von Geflüchteten Hammersbecker Straße: Pflegeheim wird Flüchtlingsunterkunft

Das Sozialressort will ein leer stehendes Pflegeheim an der Hammersbecker Straße anmieten und dort bis zu 40 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterbringen. Was die Behörde im Detail plant.
22.11.2022, 18:23 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Hammersbecker Straße: Pflegeheim wird Flüchtlingsunterkunft
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Seit einiger Zeit kommen wieder mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bremen an. Um die Jugendlichen unterbringen zu können, muss die Stadt zeitnah neue Betreuungsplätze schaffen. Vor diesem Hintergrund hat das Sozialressort ein ehemaliges Pflegeheim an der Hammersbecker Straße im Blick, in der bis zu 40 junge Leute betreut werden sollen.

"Wir erleben im Moment einen sehr dramatischen Anstieg bei den Zuzügen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen", sagte Rolf Diener während der Sitzung des Vegesacker Beirates am Montagabend. Nach den Worten des Abteilungsleiters für den Bereich junge Menschen und Familie in der zuständigen senatorischen Behörde kamen vor zwei Jahren 387 Jugendliche alleine nach Bremen, im vergangenen Jahr waren es 569. "Bis Ende September haben wir 690 Zugänge registriert", so Diener. "Aktuell sind wir bei über 800 und werden noch in diesem Jahr die 1000er-Marke reißen."

Von dieser Entwicklung ist nicht nur Bremen betroffen, sondern fast jede Großstadt in Deutschland. "Das ist eine bundesweite Entwicklung, der wir uns stellen müssen", sagte der Abteilungsleiter. "Wir sind hier in der schwierigen Situation, die jungen Menschen aufzunehmen, zu betreuen, zu begleiten und in die Gesellschaft zu integrieren." Allein in diesem Jahr seien in der Stadt 350 zusätzliche Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen worden. Die würden sich über die gesamte Stadt verteilen. "Weil uns Plätze fehlen, mussten wir in Obervieland leider ein Zelt eröffnen", informierte er. Zusätzlich denke man auch darüber nach, Geflüchtete in Turnhallen einzuquartieren. Allerdings sei das Ressort bemüht, auf diese Form der Unterbringung nach Möglichkeit zu verzichten. "Turnhallen sind grundsätzlich die schlechteste Variante, zum einen, weil die Betreuung dort deutlich schwieriger ist, und zum anderen, weil der Vereins- und Schulsport darunter leidet", sagte Diener. Gerade durch die Corona-Pandemie sei deutlich geworden, wie Kinder und Jugendliche unter Bewegungsmangel leiden. Schon deshalb wolle man Turnhallen nach Möglichkeit auch weiterhin für den Sport nutzen.

Aus diesem Grund ist die Behörde auf Immobilien wie die an der Hammersbecker Straße angewiesen. "Das ehemalige Pflegeheim wurde gemeinsam mit der Gewoba begutachtet", so der Abteilungsleiter. Dabei sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Haus eignen würde, um dort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu betreuen. "Deshalb sehen unsere Planungen vor, dort bis zu 40 Jugendliche rund um die Uhr pädagogisch zu begleiten und zu betreuen", sagte der Behördenvertreter. Vorgesehen seien neben tagesstrukturierenden Angeboten auch eine enge Kooperation mit der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung, damit die Beschulung der Jugendlichen sichergestellt ist. 

Das ehemalige Pflegeheim soll zunächst für drei Jahre angemietet werden. Eine kürzere Laufzeit sei aus zwei Gründen problematisch. "Zum einen sind die Kosten bei einer kürzeren Mietdauer zu hoch, zum anderen liegt der Median aus unserer Erfahrung bei drei Jahren", erklärte Diener. "Die Jugendlichen sind in der Regel zwischen 15 und 16, wenn sie in Bremen ankommen und müssen meistens für drei Jahre betreut werden. Danach können sie in die Selbstständigkeit begleitet werden." Insofern mache ein Zeitraum von drei Jahren auch fachlich Sinn.

Für Hans Albert Riskalla (CDU) stellte sich die Frage, wieso so viele minderjährige Geflüchtete in der Stadt angekommen sind. "Offenbar hat Bremen die Jugendlichen freiwillig aufgenommen. Nach dem Königsteiner Schlüssel müsste die Stadt zwischen 250 und 300 Geflüchtete aufnehmen, jedoch keine 1000", so Riskalla.  

Dass Bremen mehr Geflüchtete aufgenommen hat, als der Königsteiner Schlüssel vorgibt, bestätigte Rolf Diener. "Anfang Oktober sind wir allerdings wieder in die sogenannte Umverteilung eingestiegen. Trotzdem haben wir eine sehr große Zahl von Menschen, die bereits bei uns sind und hier weiter betreut und begleitet werden müssen", so Diener. Zudem wies er darauf hin, dass Personen, die vor dem 1. Oktober in Bremen angekommen sind, nicht in eine andere Stadt geschickt werden. "Insofern haben wir weiterhin einen großen Bedarf an Betreuung und Begleitung der jungen Menschen", sagte er. 

Der Beirat hat sich mehrheitlich für die Unterbringung von Geflüchteten an der Hammersbecker Straße ausgesprochen. Gleichzeitig hat sich das Gremium darauf verständigt, dass in Vegesack keine Turnhallen als Unterkunft genutzt werden dürfen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)