„Du könntest das noch mehr ausspielen: Gehe doch erst einmal demonstrativ schnüffelnd über die ganze Bühne." Das Widerwort kommt auf dem Fuß: „Nach meinem Aufgang stehe ich doch aber schon direkt vor dem Bonbon.“ Kein Problem für Katy Wonnenberger. Sie ist spürbar in ihrem Element: „Das macht nichts; mein Hund schnüffelt sich auch erstmal durch den gesamten Raum, selbst wenn er eigentlich schon direkt vor dem Leckerli steht." Geduldig vermittelt sie ihren Mitspielern – wie in diesem Fall Mel Araujo Walzberg in der Rolle der fiesen Maus „Flitsch Gamasche" – ihre Ideen vermittelt. So wird die Geschichte des „Lebkuchenmanns" gemeinsam zum Leben erweckt. Das Stück von David Wood führt das Statt-Theater als diesjähriges vorweihnachtliches Kinderstück auf.
Gemeinsam mit ihrer langjährigen Statt-Theater-Kollegin Christina Richter, mit der sie sich die Regiearbeit teilt, und sechs weiteren Schauspielern probt Wonnenberger derzeit wöchentlich in der Aula der Oberschule Lerchenstraße. Im Dezember soll die Aufführung im Vegesacker Kulturbahnhof hunderte Kinderaugen zum Leuchten bringen.
Vor elf Jahren hat das Ensemble das Stück schon einmal aufgeführt. Bereits damals zählten Richter und Wonneberger zu der Darstellerriege. Die anderen Darsteller standen damals nicht auf der Bühne. Trotzdem sind Kinderstücke kein Neuland für die Mimen. „Es hat sich schon so etwas wie eine interne 'Kinderstück-Clique' heraus gebildet, die gerne zusammen an dieser Art Stücken arbeitet“, erklärt Christina Richter.
Auch Interaktion wird geprobt
Schließlich geht es bei Kinderstücken etwas anders zu als bei der abendlichen Erwachsenenunterhaltung. Dies ist allen Akteuren nicht nur bewusst, sie freuen sich regelrecht darauf – und sehen gerade in dieser Interaktion mit ihrem jungen Publikum ein besonderes Merkmal der Kinderstücke des „Statt-Theaters“: „Bei uns sind die Kinder einfach sehr nah am Geschehen – und in aller Regel auch voll dabei“, befindet Christina Richter und berichtet lachend von einer Aufführung von „Urmel aus dem Eis“, bei der sie in ihrer Hauptrolle von einer jungen Zuschauergruppe, die Urmel vor drohendem Unheil warnen wollte, fast bis hinter die Bühne verfolgt wurde.
Dementsprechend verlaufen aktuell auch die Proben zur Wiederaufnahme des „Lebkuchenmanns“: Schauspieler, die gerade keinen eigenen Bühneneinsatz haben, nehmen kurzerhand vor der Bühne platz – und werden dort kurzerhand selbst wieder zu Kindern, wenn sie die Monologe der Bühnenkollegen entsprechend beantworten.
„Habt Ihr mich etwa gewarnt, als ich in eine Falle gelockt wurde?“, zischt Mel Araujo Walzberg als Mafiamaus „Flitsch Gamasche“ wütend vom Bühnenrand in den fast leeren Zuschauerraum. „Wollten wir gar nicht; Du bist doof“, antworten Jürgen Bachmann und Ines Wedemeyer, die als „Herr Kuckuck“ und „Lebkuchenmann“ auf ihre nächsten Bühneneinsätze warten, mit hörbarem Vergnügen.
Wiederaufnahme war pragmatischer
Neben einer Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Toleranz und urigen Bühnenfiguren erwartet die Besucher des „Lebkuchenmanns“ natürlich auch Musik und Tanz. Jedoch: Die Original-Halbplaybacks der ersten „Lebkuchenmann“-Aufführungsreihe vor elf Jahren waren genauso unauffindbar wie die damaligen Kostüme und Bühnenbilder. „Rainer Wendelken, der damals sämtliche Playbacks für uns eingespielt hat, hat sich kurzerhand hingesetzt und dies noch einmal gemacht“, berichtet Christina Richter.
Schließlich fiel die Entscheidung, den „Lebkuchenmann“ wieder aufzunehmen, relativ kurzfristig: „Wir hatten ursprünglich eine Inszenierung von 'Jim Knopf' als diesjähriges Kinderstück geplant. Da dies allerdings einen extrem hohen Produktionsaufwand bedeuten würde und sich die Unsicherheiten hinsichtlich der Corona-Lage so lange hinzogen, dass niemand vernünftig planen konnte, haben wir diese Idee erst einmal verschoben – und uns schnell darauf geeinigt, stattdessen den uns allen in sehr guter Erinnerung gebliebenen 'Lebkuchenmann' noch einmal auf die Bühne zu bringen“, so Richter.
Aufführungen auch am Wochenende
Mit Jörg Schlumbaum und Hans Aue sorgen zwei langjährige Statt-Theater-Veteranen für ein gewohnt liebevoll gestaltetes Bühnenbild, die kreativen Kostüme stammen von Regina Fasana. Sandra Rux, Helene Horstmann und Bert-Heiner Howald vervollständigen die Schauspielerriege.
Die Aufführungen finden vom 1. bis zum 15. Dezember im Kulturbahnhof statt, die meisten davon vormittags, um hiesigen Grundschulen, Kindergärten und Kindertagesstätten den nahe liegenden Besuch eines Vorweihnachtsmärchens zur Schulzeit zu ermöglichen. „Statt extra einen Bus chartern zu müssen können viele Gruppen so einfach einen gemeinsamen Spaziergang zum Theaterstück machen“, befindet Michael Seegelcken-Kuhn, der als Vorstandsmitglied mit dem Marketing beauftragt ist.
Dies bedeutet nicht, dass die Vormittagsvorstellungen grundsätzlich und ausschließlich für Schul- oder Kita-Gruppen reserviert sind: „Meist haben wir dann noch einige Zuschauerplätze frei, die natürlich gerne vergeben werden können“, so Seegelcken-Kuhn. Eltern und Großeltern, die unter der Woche verhindert sind, aber dennoch gerne gemeinsam mit den jüngeren Familienmitgliedern den „Lebkuchenmann“ im Kulturbahnhof sehen möchten, erhalten hierzu bei den Nachmittagsvorstellungen am Sonnabaend, 3. Dezember, sowie Sonntag, 4. Dezember, und Sonnabend, 10. Dezember, Gelegenheit: Diese beginnen um 16 Uhr; die weiteren zehn Aufführungen jeweils um 10 Uhr.