Das nächste Treffen der Vegesacker Beiratsfraktionen wird anders als andere, das merkt man gleich: Das Ortsamt hat die Einladung auf seiner Internetseite zum ersten Mal bebildert. Über dem Text, in dem aufgezählt wird, über was alles diskutiert werden soll, ist ein XXL-Verkehrsschild mit rotem Rahmen und rotem Ausrufezeichen zu sehen. Was mit dem Zeitpunkt für die Sitzung zu tun hat. Er ist außer der Reihe. Die Stadtteilpolitiker tagen dann, wenn andere am Strand oder in den Bergen sind – mitten in den Ferien.

Das große Becken in Vegesack: Das Freizeitbad soll zum Kombibad werden – und zwar ohne Abstriche. Dafür will die Stadtteilpolitik sorgen.
Dass das Vegesacker Parlament in diesem Sommer kürzer pausiert als jedes andere in Bremen, ist in der vergangenen Woche entschieden worden – und seit Montag offiziell. Am Nachmittag stellte Sabrina KC das Datum für die Sondersitzung samt Achtungszeichen auf der Plattform der Stadtteilverwaltung online. Die stellvertretende Ortsamtsleiterin kann nicht mit letzter Gewissheit sagen, ob so ein Termin in der Urlaubszeit im Vegesacker oder irgendeinem anderen Beirat der Stadt schon einmal vorgekommen ist. Was sie aber ganz sicher weiß, ist: Dass er selten ist.
Ingo Schiphorst hat ihn beantragt. Vier Stimmen brauchte das unabhängige Beiratsmitglied, damit alle Vegesacker Stadtteilpolitiker am Ende dieses Monats zusammenkommen, zehn von 16 bekam er nach eigener Rechnung, von jeder Partei. Und damit den Beleg dafür, dass alle Fraktionen es so sehen, wie er es sieht: Dass es Themen in Vegesack gibt, über die unbedingt gesprochen werden muss. Und dass die Debatten und Entscheidungen über sie keinen Aufschub dulden. Am ersten Ferientag ging die E-Mail vom Ortsamt an den Parteilosen raus, dass die Sitzung vorbereitet wird.

Baustelle A 270: Der Vegesacker Beirat will den Sanierungsstopp nicht einfach so hinnehmen.
Die Behörden wissen inzwischen Bescheid, dass in Vegesack mitten in den Ferien beraten und beschlossen werden soll. Laut Vize-Ortsamtsleiterin KC sind Referenten aus mehreren Ressorts angefragt worden. Ob welche kommen werden, ist unklar. Ihr zufolge gibt es zu keinem der Themen, die erörtert werden sollen, bislang eine Zusage. Vier sind es – und über alle haben die Stadtteilpolitiker schon mal diskutiert. Es geht um das Freizeitbad, die A 270, die Hafenbrücke, die Schule Fährer Flur. Und darum, dass sich die Politik zu allen diesen Tagesordnungspunkten positioniert. Jetzt.
Beiratsvertreter Schiphorst sagt, dass nicht gewartet werden kann, weil es im August – wenn der Beirat das nächste Mal turnusmäßig tagt – andere Themen gibt. Und weil die jetzigen eine schnelle Reaktion erfordern, bevor die Debatten über sie in den Deputationen und in der Bürgerschaft nach der Sommerpause weitergehen. Zum Beispiel über das Bäderkonzept 2035. Bremen hat angekündigt, die Wasserflächen in der Stadt zu reduzieren – nur, finden Stadtteilpolitiker, darf das nicht bedeuten, dass der geplante Neubau eines Vegesacker Kombibades deshalb zu einem Sparprojekt wird.

Bei der maroden Vegesacker Klappbrücke klappt nichts mehr: Der Betrieb wird bis auf Weiteres eingestellt.
Über die Großbaustelle A 270 soll aus einem anderen Grund gesprochen werden. Die Fraktionen wollen den Beschluss bekräftigen, der vor Kurzem im Regionalausschuss gefasst wurde, in dem alle Nordbremer Parlamente vertreten sind: Dass nämlich der Sanierungsstopp nicht einfach so hingenommen wird. Stattdessen soll versucht werden, Druck auf die Autobahn GmbH auszuüben, damit die Arbeiten weitergehen – und diesmal mehr Tempo bei dem Millionenvorhaben gemacht wird als bisher, damit die Absperrungen und Umleitungen endlich ein Ende haben.
Bei der Hafenbrücke geht es quasi ums Ganze: darum, ob und wie es für sie nach der Entscheidung der Wirtschaftsförderung weitergeht. Die GmbH hat angekündigt, den Betrieb der maroden Klappbrücke wegen des hohen Gefahrenpotenzials bis auf Weiteres einzustellen. Auch beim Neubau der Turnhalle und der Schule Fährer Flur stehen Veränderungen an. Das Millionenprojekt soll zu einem Projekt der vom Senat beschlossenen Pilotgesellschaft für Bildungsbau werden. Die Parteien wollen nun wissen, welche Folgen das für das Vorhaben und den Schulstandort hat.

Die Schule Fährer Flur: Das Neubauprojekt soll zu einem Vorhaben der Bildungsbaugesellschaft werden.