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Blumenthaler Stadtentwicklung Freibad mit Fragezeichen: Debatte über Wasserflächen

Bremen will Wasserflächen einsparen – was nach Informationen des WESER-KURIER zur Folge haben könnte, dass das Blumenthaler Freibad zur Disposition gestellt wird.
15.05.2025, 17:45 Uhr
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Freibad mit Fragezeichen: Debatte über Wasserflächen
Von Christian Weth

Es soll bisher nur eine Überlegung sein. Aber wenn sie tatsächlich umgesetzt wird, könnte das Blumenthaler Freibad in einigen Jahren endgültig Geschichte sein. Und der Stadtteil, wenn denn auch das Vereinsbad im Kämmerei-Quartier nicht kommt, ganz ohne Becken und Bahnen dastehen. Dabei fehlen jetzt schon welche. Sagen Schwimmsportler. Trotzdem will Bremen bei den Wasserflächen sparen und damit Geld. So steht es in einem neuen Konzept. Und wird nach Informationen des WESER-KURIER bei den Bremer Bädern deshalb darüber nachgedacht, das Freibad zur Disposition zu stellen. Wie der Beiratssprecher, die Stadtteilverwaltung und Förderer das finden. Und wie die Bädergesellschaft und die Sportbehörde reagieren – ein Überblick.

Der Beiratssprecher

Marcus Pfeiff hat gerade Veranstaltungen angekündigt, die Anwohner davon überzeugen sollen, dass sich Blumenthal gerade zum Besseren entwickelt – die Schließung des Freibades würde genau das Gegenteil bedeuten. Darum ist für den Sprecher des Stadtteilparlamentes und SPD-Politiker die Überlegung, es gegebenenfalls zu schließen, sobald in Vegesack das neue Kombibad eröffnet, indiskutabel. Pfeiff sagt, dass in Blumenthal mehr Kinder leben als in anderen Teilen der Stadt und darum ein Bad unbedingt gebraucht wird. Auch deshalb, weil ihm zufolge viele dieser Kinder aus Familien kommen, die sich einen Urlaub nicht leisten können und daher in den Sommermonaten zu Hause bleiben.

Die Wasserfläche in Blumenthal einzusparen, wäre seiner Ansicht nach noch aus einem anderen Grund fatal: Käme das Freibad weg, gäbe es im Stadtteil auch keine Möglichkeit mehr für Kinder, unter Aufsicht das Schwimmen zu lernen – mit der Folge, dass die von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft beklagte hohe Quote an Grundschülern, die nicht sicher schwimmen können, noch höher werde. Pfeiff will deshalb über das Thema so schnell wie möglich im Sprecherausschuss beraten, in dem alle Spitzen der Blumenthaler Fraktionen vertreten sind. Er geht davon aus, dass sich im Anschluss das Stadtteilparlament mit dem Bäderkonzept und seinen möglichen Auswirkungen befassen wird.

Der Verwaltungschef

Oliver Fröhlich sagt, sich noch gut daran erinnern zu können, worüber gesprochen wurde, als er zuletzt mit Entscheidern der Bädergesellschaft zusammensaß – und worüber nicht: Statt um ein mögliches Aus sei es um mögliche Wohnmobilplätze gegangen. Und nicht um Einsparungen, sondern um Investitionen. Nach eigenem Bekunden hat es den Chef der Stadtteilverwaltung daher sehr überrascht, dass nun alles anders kommen könnte. Und dass vorher niemand die Überlegungen, dass Bad zur Disposition zu stellen, mit ihm geteilt hat. Oder mit dem Beirat. Fröhlich findet, dass er und die Fraktionen darüber hätten informiert werden müssen, bevor sie es in der Zeitung lesen.

Der Ortsamtsleiter fragt sich nun, wann die Blumenthaler Verwaltung und die Stadtteilpolitik in die Gedankenspiele eingebunden werden. Und warum eigentlich in Vegesack sowohl ein neues Hallenbad als auch ein neues Freibad gebaut werden sollen – und im nördlichsten Stadtteil Bremens die einzige Möglichkeit, unter Aufsicht zu schwimmen, dann unter Umständen wegfallen könnte. Fröhlich sagt, dass er als studierter Betriebswirt verstehen kann, wenn ein Angebot aus betriebswirtschaftlichen Gründen über kurz oder lang eingestellt werden muss. Nur, meint er, müsse man das auch so offen und so frühzeitig wie möglich mit allen diskutieren, damit jeder die Überlegungen nachvollziehen kann.

Die Förderer

Wolfgang Kroll war dabei, als in diesem Frühjahr das Freibad wieder hergerichtet wurde, damit die Besucher kommen können. Vor dem Kiosk ist das Pflaster neu. Auch das Dach wurde stellenweise repariert. Dass man darüber nachdenkt, möglicherweise Schluss zu machen mit der Anlage, wenn das Kombibad in Vegesack kommt, hat den Vorsitzenden des Fördervereins des Freibades darum schon überrascht. Auch wenn es nicht das erste Mal wäre, dass Bremen bei ihm spart, wie er sagt: Drei Jahre lang – von 2007 bis 2010 – hat der Verein es mithilfe von Zuschüssen so gut wie allein betrieben. Kroll denkt pragmatisch. Er glaubt, was einmal geklappt hat, kann vielleicht auch ein zweites Mal gelingen.

Die Bäder GmbH und die Behörde

Eine Stellungnahme von der Bädergesellschaft gab es weder am Mittwoch noch am Donnerstag. Stattdessen wurde die Anfrage der NORDDEUTSCHEN an die Sportbehörde weitergeleitet. Referatsmitarbeiterin Karen Stroink erklärt, dass der Senat und die Sportdeputation jetzt nicht über den Standort Blumenthal beraten haben. Sie schreibt in einer E-Mail von Vorschlägen eines Gutachters, die im Auftrag der Bädergesellschaft erarbeitet wurden. Und dass diese Vorschläge auf der nächsten Sitzung der Sportdeputation im Juni erörtert werden. Nach ihren Worten hatte der Sachverständige nicht die Aufgabe, seine Überlegungen mit den Beiräten zu teilen.

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