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Vegesacker Traditionskneipe Wann im "Bierzapfen" endgültig Schluss ist - und was dann geplant ist

Die Immobilie ist längst verkauft und der Abriss geplant. Nur noch die Kneipe "Bierzapfen" ist in dem Gebäudekomplex an der Breiten Straße in Vegesack. Jetzt steht auch fest, wann sie für immer schließen muss.
31.10.2022, 18:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Seit mehr als dreißig Jahren ist die einstige „Scala“- und spätere „Gala“-Immobilie an der Breiten Straße immer mal wieder Gegenstand öffentlicher und politischer Diskurse. Die vormaligen Kino- und Veranstaltungsräume gelten seither als Lost Places im Bremer Norden.

Bereits 2017 erwarb die hiesige Bauträgerfirma M-Projekt die Immobilie im Bestreben, auf dem Grundstück einen Wohn- und Gewerbe-Mischkomplex zu errichten, was zu diesem Zeitpunkt noch an entsprechenden Bauverordnungen scheiterte. Diese Hindernisse sind offenbar mittlerweile aus dem Weg: Noch im Dezember soll der Abriss der Immobilie erfolgen.

Laut M-Projekt-Geschäftsführer Philipp Romeiser sollen die Arbeiten bis Ende Februar nächsten Jahres fertig sein. Anschließend soll auf dem Grundstück ein Wohn- und Geschäftshaus direkt an der Breiten Straße sowie ein reines Wohnhaus im rückwärtigen Bereich des Grundstücks entstehen. Das Ensemble soll insgesamt 48 Wohneinheiten und 300 Quadratmeter Ladenfläche umfassen. Das Projekt soll bis spätestens Anfang 2025 abgeschlossen sein, sagt Romeiser.

Ein Umstand, der für manche eine gute Nachricht ist. Schließlich beschäftigte der Zustand der Immobilie des einstigen Vorzeige-Filmpalasts bereits Generationen von Lokalpolitikern. Jan Przybyllak, der in der Immobilie die Traditionskneipe „Bierzapfen“ betreibt, und seine Gäste stehen dem Vorhaben dagegen zwiespältig gegenüber. Handelt es sich bei der Kneipe doch um das letzte Gewerbe in dem Haus, das nun weichen muss.

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Angesichts der langen Ankündigung der bevorstehenden Abrissarbeiten kommt die Nachricht für Przybyllak, dass die letzte Runde in der Kneipe naht, nicht überraschend. Dieser lange Vorlauf führte in den vergangenen Monaten zu manch unerwarteten Gästen: „Hier waren unter anderem frühere Stammgäste, die jetzt im Schwarzwald, in Husum und noch weiter weg wohnen. Sie wollten noch einmal ihre Kneipe sehen", berichtet der Gastronom.

Hing die Abrissankündigung in den vergangenen Monaten noch wie ein diffuses Damoklesschwert über dem „Bierzapfen“, ist das endgültige Ende nun konkret: Am 13. November öffnet die Kneipe zum letzten Mal ihre Türen für Gäste, danach ist Feierabend. Am 15. November muss das Gebäude weitgehend leer stehen.

Für Przybyllak endet damit auch sein Lebenswerk, was ursprünglich gar nicht als solches geplant war: Ursprünglich wollte der gelernte Maschinenschlosser nur einen Pachtvertrag über fünf Jahre. Dies ist nun fast fünfzig Jahre her. „47 Jahre und 9 Monate, um ganz genau zu sein – wir haben das 'Bierzapfen' am 14. Februar 1975 eröffnet“, so Przybyllak.

Seither zählte die Kneipe verlässlich zu jenen aussterbenden Traditionsbetrieben, die bereits vormittags um 10 Uhr ihre Pforten öffnen. Przybyllak hat das numerische Rentenalter bereits überschritten und will sich entsprechend nach dem Kneipenende ins Privatleben zurückziehen: „Gartenarbeit soll ja auch ganz schön sein. Leider bin ich überhaupt kein Gartenfreund“, erklärt Przybyllak mit seinem typischen Humor, den seine Gäste jahrzehntelang zu schätzen wussten.

Der Großteil des verwertbaren Kneipeninterieurs wurde bereits verkauft oder zumindest entsprechenden Interessenten zugesagt. „Ob das alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, wird sich dann noch herausstellen", sagt der Gastronom. „Falls doch noch irgendwelche Kleinigkeiten übrig bleiben sollten, kann es auch sein, dass wir diese am letzten Öffnungstag verschenken.“

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