Der Termin stand fest: Montag, 6. Mai – dann wollten Stadtplaner etwas veranstalten, was es so in dieser Form im Bremer Norden noch nicht gegeben hat. Die Jugendbeiräte und -foren aller drei Stadtteile sollten sagen, wie sie die Entwicklung der Stadtteile finden, insbesondere der Maritimen Meile in Vegesack. Und welchen der beiden finalen Entwürfe für eine neue Strandlust sie auswählen würden. Doch das Treffen muss verschoben werden, weil sich zu viele der jugendlichen Parlamentsvertreter gerade aufs Abitur vorbereiten. Mit Folgen für die Tragweite der Befragung.
Theoretisch hätte die Entscheidung der Jugendlichen den Ausschlag geben können, welches Konzept am Ende umgesetzt wird. So sagen das Planer. Und auch, warum: Ginge es den Mitgliedern der Jugendbeiräte beispielsweise darum, dass auf dem Außengelände ein Treff für sie entsteht oder eine Fläche, um Sport zu treiben, kommt nur ein Enwurf infrage: eben der, der noch Raum für eine Gestaltung der Freifläche lässt. Dann wäre der Plan, der die neue Strandlust als Solitärgebäude mit begrüntem Terrassendach vorsieht, streng genommen raus, weil bei ihm die Grundfläche des Neubaus deutlich größer ist als die des Altbaus – und die Idee, bei der die Strandlust zu einem Ensemble aus fünf Häusern gehört, der Sieger, weil bei ihr die Grundfläche ähnlich groß ist wie jetzt.

Ein Entwurf, der im Finale steht: Die neue Strandlust als Solitärgebäude mit begrüntem Terrassendach.
Im Grunde kann es immer noch so kommen, nur wird die Meinung der Jugendbeiratsmitglieder jetzt dabei keine Rolle spielen. Das Treffen mit ihnen ist auf die zweite Maihälfte vertagt, sodass es nicht mehr vor, sondern nach dem Finale stattfindet, bei dem Projektentwickler Max Zeitz mit Jurymitgliedern entscheidet, welcher Entwurf es nun werden soll. Das wird am Montag, 13. Mai, passieren. Lars Lemke sagt, dass dieser Termin schon lange fix ist – und der mit den Jugendbeiräten keinen Sinn gemacht hätte, wenn es beim ursprünglichen Datum geblieben wäre. Nach Rechnung des Stadtplaners hätten dann gerade mal fünf Jugendliche teilnehmen können. Ihm zufolge sollen bei dem Austausch aber so viele Meinungen eingeholt werden wie möglich. Am besten 20 bis 30.
Wann genau die Ersatzveranstaltung sein wird, kann Lemke im Moment noch nicht sagen – aber so viel schon: Auch sie wird seines Wissens nach ein Novum für den Bremer Norden sein. Und auch bei ihr sollen nicht bloß Meinungen abgefragt werden, sondern auch bei der späteren Umsetzung des Siegerentwurfs gegebenenfalls zum Tragen kommen. Lemke ist Büropartner bei BPW, einem Unternehmen, das den städtebaulichen Wettbewerb zur Strandlust gemanagt hat und nun die Jugendbeteiligung managt. Er sagt, dass die Planer inzwischen jedes Jahr einen Austausch mit Jugendlichen zu einem Bauprojekt in Bremen und im Umland veranstalten, aber noch keinen wie diesen hatten, bei dem so viele Jugendbeiräte zu einem so konkreten Vorhaben befragt werden.

Der zweite Plan, der umgesetzt werden könnte: Die neue Strandlust als Teil eines Ensembles aus fünf Gebäuden.
Zeitz und die Stadtplaner wollen so viel von ihnen wissen, dass das Treffen quasi ein Arbeitstreffen wird. Es ist in mehrere Workshops unterteilt und auf zwei Stunden angelegt. So steht es in der Einladung zum gecancelten Austausch. Und so soll es auch in dem für die Ersatzveranstaltung stehen. Lemke sagt, dass es um die Sicht der Jugendlichen auf die Städtebauentwicklung gehen soll, mal der Nordbremer, mal der Vegesacker und mal der zwischen Speicher-Quartier und Strandlust. Was hat dieser Teil des Weserufers zu bieten, was fehlt ihm, wovon müsste es mehr geben? Und worin unterscheiden sich eigentlich die Bedürfnisse und Ansichten junger Menschen von den Bedürfnissen und Ansichten älterer Menschen? Auch darauf sollen Antworten gefunden werden.
Und die Antworten nach Möglichkeit in das Konzept für die Strandlust integriert werden. Welcher Entwurf es wird, können die Jugendlichen zwar nicht mehr mitentscheiden. Aber, meint Lemke, wie er später umgesetzt wird. Der Stadtplaner spricht von mehr Singlewohnungen, die von den Jugendparlamenten eventuell vorgeschlagen werden könnten. Von mehr E-Scooter-Plätzen. Mehr Carsharing-Angeboten. Und davon, dass sie neben der geplanten Gastronomie mit Biergarten vielleicht noch etwas wollen, was das Nutzungskonzept der neuen Strandlust bisher nicht vorsieht: etwa eine Bar, die im Sommer zur Strandbar wird. Oder einen Raum, der mal als Treff und mal für Veranstaltungen genutzt werden kann. So gesehen, findet er, ist noch manches offen.