Die untere Gerhard-Rohlfs-Straße wird in diesem Jahr gleich doppelt zur Baustelle: Direkt gegenüber des Finanzamtes, das in den nächsten Wochen zum Teil abgerissen werden soll, will die Bremer Rhein Group ein Geschäftshaus errichten. Einen Nutzer dafür gibt es schon.
Nach den Worten von Philip Nitzsche umfasst das Projekt nicht nur das Gebäude mit der Hausnummer 59, sondern auch die danebenliegende Freifläche. Die Zufahrt zum Stadthaus bleibt allerdings erhalten. "Deshalb haben wir ein Luftrecht, ein Überbaurecht von der Wirtschaftsförderung gekauft", sagt der Geschäftsführer der Rhein Group. Der Weg zum Parkplatz werde damit durch das neue Gebäude umrahmt. "Ab dem ersten Obergeschoss fangen dann die Flächen an", so Nitzsche. Damit sei sichergestellt, dass der Netto-Markt auch weiterhin von einem Lkw beliefert werden kann.
Leer steht das Gebäude zurzeit allerdings nicht. Seit mittlerweile fünf Jahren verkauft Abbas Saber dort Teppiche. Nitzsche zufolge wird das Geschäft bis zum 15. März geräumt. "Bis dahin wollen wir auch den Abrissantrag bearbeitet haben", erzählt er. Zunächst müsse zum Beispiel noch geklärt werden, ob das Stadthaus nebenan besonders geschützt werden muss. Grund dafür sei, dass die Gebäude im unteren Bereich direkt aneinandergrenzen würden.
Themen wie die Gestaltung der Fassade und das Volumen des Neubaus wurden bereits mit der Baubehörde vorbesprochen. "Deshalb könnte unser Architekt bereits in diesem Jahr den Bauantrag stellen", sagt er. "Anfang 2026 könnte dann der Bau beginnen." 14 Monate später sollen die Arbeiten dann – Stand jetzt – abgeschlossen sein.
Einen Nutzer für das Gebäude hat der Projektentwickler bereits gefunden. "Wir haben uns mit der Arbeitnehmerkammer vertraglich geeinigt", sagt er. Die will dort neben der Nordbremer Geschäftsstelle auch eine Dependance der Wirtschafts- und Sozialakademie (Wisoak) einrichten. Beide Institutionen gibt es schon in Vegesack. Doch nach den Worten von Nathalie Sander sind die Gebäude an der Lindenstraße (Arbeitnehmerkammer) beziehungsweise Achterrut (Wisoak) stark sanierungs- und renovierungsbedürftig. "Aus diesem Grund hat die Arbeitnehmerkammer nach einer Lösung gesucht, die einen gemeinsamen Standort möglich macht", sagt die Sprecherin.
Um das Projekt voranzutreiben, hat die Vollversammlung der Arbeitnehmerkammer im November vergangenen Jahres den Kauf des Grundstücks beschlossen; der Vertrag hierfür sei bereits unterschrieben. Wann Arbeitnehmerkammer und Wisoak an die Gerhard-Rohlfs-Straße umziehen werden, kann Sander aber noch nicht genau sagen. "Das wird voraussichtlich nicht vor 2027 passieren."
Mit dem Projekt ist Philip Nitzsche bereits seit einigen Jahren befasst. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Ideen, wie das Gebäude genutzt werden könnte. Angedacht war unter anderem ein Medizinisches Versorgungszentrum. Doch dieser Plan habe sich letztlich zerschlagen. "Deshalb haben wir uns mit Robert C. Spies Immobilien beraten und potenzielle Mieter direkt angesprochen", erzählt er. So sei auch der Kontakt zur Arbeitnehmerkammer entstanden. "Uns war wichtig, dass an der Stelle weder ein Handyladen noch eine Shishabar eröffnet", betont Nitzsche. "Wir möchten hier – auch von den Nutzern her – ein Highlight schaffen." Deshalb habe er die Pläne noch einmal überarbeiten lassen und sich zum Beispiel für eine höherwertige Klinkerfassade entschieden. Solche Prozesse kosteten Zeit, die man sich aber auch nehmen müsse. "So haben wir eine gute und stabile Lösung für den Sedanplatz", sagt er.
Wie viele Etagen das Gebäude einmal haben wird, steht Nitzsche zufolge noch nicht fest. Das hänge davon ab, wie viel Platz die Arbeitnehmerkammer brauchen wird. Klar sei aber schon jetzt, dass der Bau definitiv nicht höher als das Stadthaus wird.
Ursprünglich wollte der Projektentwickler an der Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus realisieren. Dass das Gebäude nun ausschließlich gewerblich genutzt werden soll, hat zwei Gründe: Zum einen gebe es nicht genug Fläche, um die vorgeschriebenen Parkplätze zu realisieren. "Zum anderen spricht auch die Durchfahrt zum Stadthaus gegen Wohnungen an dieser Stelle", sagt Nitzsche. Schließlich müsse der Discounter schon früh morgens beliefert werden.