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Geflüchtete in Vegesack Blaues Dorf bleibt bis Ende 2025

Der Vegesacker Ausschuss für die Betreuung von Geflüchteten und Asylbewerbern hat sich am Montagabend vor allem mit der Situation in den Unterkünften im Stadtteil befasst. Was dabei herauskam.
13.12.2022, 17:08 Uhr
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Blaues Dorf bleibt bis Ende 2025
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wie ist die aktuelle Situation in den Vegesacker Flüchtlingsunterkünften? Mit dieser Frage haben sich die Mitglieder des Ausschusses für die Betreuung von Geflüchteten und Asylbewerbern am Montagabend befasst. Darüber hinaus haben die Stadtteilpolitiker ihren Ortstermin im Wohnheim am Bahnhofsplatz ausgewertet, den sie im Vorfeld der Sitzung hatten. Worüber das Gremium im Detail debattiert hat, ein Überblick: 

Dependance am Bahnhofsplatz: Ein Ergebnis des Rundgangs ist, dass es dort ein Betreuungsangebot für Kinder braucht. Zwar gebe es in der Einrichtung einen Raum, doch der könne bisher nicht als Spielzimmer genutzt werden. "Bevor in dem Raum Kinder betreut werden können, muss dort einiges noch kindersicher gemacht werden", sagte der Awo-Fachbereichsleiter Uwe Eisenhut. "Da wir erst vor Kurzem erfahren haben, dass die Einrichtung ein Jahr länger bleiben soll, können wir die Arbeiten erst jetzt planen." Vor diesem Hintergrund schlug Iris Spiegelhalter-Jürgens (sachkundige Bürgerin) vor, eine Kooperation mit dem Start-up-Spielkreis an der Sagerstraße einzugehen. "Entweder kommen die Kinder in die Sagerstraße oder die Mitarbeiter betreuen die Mädchen und Jungen in ihrer Unterkunft am Bahnhofsplatz", erklärte sie.  

Ein weiteres Thema, das den Ausschuss beschäftigt hat, ist die Beschulung der Kinder. Da sie zuvor mit ihren Familien in Habenhausen gelebt haben, gehen sie noch immer dort zur Schule. "Die Kinder nehmen lieber den weiten Weg auf sich, als dass sie in Vegesack monatelang auf einen Schulplatz warten müssen", erklärte Eisenhut.

Insgesamt haben die Ausschussmitglieder einen guten Eindruck von der Einrichtung, betonte Jochen Windheuser (SPD). "Als das Hotel 2016 schon einmal als Unterkunft genutzt wurde, gab es dort nur Einzelzimmer. Jetzt gibt es dort Apartments mit zwei Zimmern, eigenem Bad und einer Küche", sagte er. Dadurch könnten nun auch Familien am Vegesacker Bahnhofsplatz untergebracht werden, was zu einer besseren Durchmischung der Bewohnerschaft führe. 

Erstaufnahmeeinrichtung an der Lindenstraße: Nach den Worten von Katrin Franzke leben zurzeit rund 700 Menschen in der Unterkunft. "Wir haben auf dem Gelände nun auch Mobilbauten, in denen etwa 100 Menschen untergebracht sind", so die Einrichtungsleiterin. Als Herausforderung bezeichnete sie die ärztliche Versorgung der Bewohner. "Es ist sehr, sehr schwierig einen Termin zu bekommen, gerade für Hausärzte", schilderte sie. Und bekommt sie dann doch mal einen Termin, muss sie den gelegentlich wieder absagen, weil es keinen Dolmetscher gibt, die den Arztbesuch begleiten können. 

Auch deshalb sucht die Einrichtung Ehrenamtliche, die etwa als Dolmetscher fungieren oder Angebote für die Menschen organisieren. Wer sich für die Geflüchteten in Vegesack engagieren will, kann sich per E-Mail (office@oavegesack.bremen.de) an das Ortsamt wenden.

Die geplante Sanierung der Erstaufnahmeeinrichtung konnte indes noch nicht beendet werden. Grund dafür sei die dauerhaft hohe Belegung. Trotzdem sei es nach wie vor der Plan, die Räume so umzugestalten, dass die Bewohner mehr Privatsphäre haben. Wann die Arbeiten starten können, konnte sie noch nicht sagen. Zunächst müsse ein Gebäudetrakt frei sein. "Ehe wir die Menschen während der Umbauzeit etwa in Zelten unterbringen, lassen wir sie lieber in den Räumen mit offener Verbindung wohnen", ergänzte Uwe Eisenhut. Immerhin seien überall Fenster eingebaut worden, die auch zu kippen sind, informierte Franzke. 

Blaues Dorf: Erst in der vergangenen Woche wurde die Platzzahl in der Einrichtung erhöht, informierte Moritz Gerner-Beuerle das Gremium. "Anstatt 140 haben wir nun 160 Plätze", sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft für Zuwandererbetreuung, die zum Arbeiter-Samariter-Bund gehört. "Aktuell haben wir 134 Bewohner." Darüber hinaus konnte er berichten, dass die Baugenehmigung für die Einrichtung erneut verlängert wird. Damit bleibt das Blaue Dorf in jedem Fall bis Ende 2025 bestehen.

Genauso wie in der Erstaufnahme ist es auch für die Mitarbeiter in Grohn zu einer Herausforderung geworden, Arzttermine zu vereinbaren. "Ähnliche Probleme haben wir mit Behörden, beispielsweise mit dem Jobcenter", schilderte Gerner-Beuerle. "Das macht die Arbeit für uns aufwendiger." Darüber hinaus gebe es jedoch keine Schwierigkeiten in der täglichen Arbeit. 

Unterkunft an der Hammersbecker Straße: Der Plan der Sozialbehörde sieht vor, ab Januar bis zu 40 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem ehemaligen Pflegeheim unterzubringen. Wie das genau funktionieren soll, wollte sich der Ausschuss eigentlich am Montagabend vorstellen lassen. Doch trotz eines entsprechenden Beiratsbeschlusses hat das Ressort weder einen Referenten entsandt noch die Teilnahme an der Sitzung abgesagt. Hierfür gab es Kritik vom Ausschuss, der die Behörde nun aufgefordert hat, bis zur nächsten Beiratssitzung am kommenden Montag schriftlich zu den Planungen Stellung zu nehmen. 

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