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Bahnhofsplatz Vegesack Hotel bleibt Flüchtlingsunterkunft

Seit dem vergangenen Jahr dient das Hotel am Vegesacker Bahnhof als Flüchtlingsunterkunft. Eigentlich sollte die Einrichtung in diesem Jahr geschlossen werden. Doch von diesem Plan ist die Behörde abgerückt.
21.09.2022, 17:27 Uhr
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Hotel bleibt Flüchtlingsunterkunft
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Ursprünglich sollte das Hotel am Vegesacker Bahnhof lediglich für ein Jahr als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Entsprechend hat das Sozialressort in 2021 einen Mietvertrag für zwölf Monate geschlossen. Doch damals war noch nicht abzusehen, dass es in der Ukraine zum Krieg kommt und damit die Zahl der Geflüchteten wieder zunimmt. Aus diesem Grund will die Behörde das Gästehaus auch in Zukunft nutzen.

"Wir haben zurzeit sehr viele Geflüchtete in Bremen", sagte Petra Kodré von der Sozialbehörde während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Beirates. "Während wir im Juni 2021 rund 3000 Menschen unterbringen mussten, waren es im Juni 2022 etwa 6000." Vor diesem Hintergrund müssten schnell Plätze geschaffen werden. Das bedeute auch, dass bis in den Herbst hinein Zelte als Unterkünfte dienen würden. "Es gelingt uns einfach nicht, schnell genug Alternativen aufzubauen", so Kodré. "Wir haben zwar etliche Plätze zusätzlich geschaffen, doch die waren sehr schnell wieder belegt." Das sei nicht nur in Bremen so, sondern auch in den größeren Bundesländern. "Auch dort wird es enorme Probleme bei der Unterbringung geben, sollte sich der Trend so fortsetzen", so die Behördenvertreterin.

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Damit die Geflüchteten adäquat untergebracht werden können, sucht das Sozialressort nach geeigneten Standorten. Hierbei bekam die Behörde auch Unterstützung aus Vegesack. "Uns haben verschiedene Hinweise erreicht, wo es vielleicht Möglichkeiten geben könnte, Menschen einzuquartieren", sagte sie. Dazu zählten etwa Gebäude an der Johann-Lange-Straße und der Borcherdingstraße. "Insbesondere bei der Immobilie an der Borcherdingstraße waren wir sehr hoffnungsfroh, als wir hörten, dass es sich dabei um ein Wohnhaus handelt", erzählte sie. "Wir haben die Gebäude sowohl von Immobilien Bremen als auch von der Gewoba prüfen lassen. Doch beide sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Unterkünfte sehr hohe Kosten bei sehr wenig Plätzen verursachen würden." Die Kosten seien zwar auch bei Zeltstädten und Containerdörfern hoch, aber dafür würden dort deutlich mehr Plätze entstehen.

"In diesem Zusammenhang sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es deutlich günstiger ist, wenn wir bestehende Einrichtungen weiter nutzen", sagte Kodré. Das käme auch den Trägern entgegen, die kaum noch hinterherkämen, genügend Personal für die Einrichtungen zu stellen. Deshalb wolle die Sozialbehörde auch das Hotel am Vegesacker Bahnhof weiter nutzen. "Im Vorfeld gab es Sorge, dass eine Unterkunft dort zu Problemen führen könnte", so Kodré. "Aus unserer Sicht läuft es dort gut. Uns sind zumindest keine Beschwerden bekannt."

Die SPD-Fraktion sprach sich deutlich für eine Verlängerung des bestehenden Mietvertrages aus. "Es ist unsere Menschenpflicht, Wohnraum, der zur Verfügung steht, für Geflüchtete vorzuhalten", sagte Heike Sprehe. Zudem verwies sie darauf, dass im Bereich des Vegesacker Bahnhofes schon des Öfteren Geflüchtete untergebracht wurden. "Auch vor diesem Hintergrund sehen wir kein Problem, das Hotel auch weiterhin als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen", so die Sozialdemokratin. 

Den Worten der SPD schlossen sich die Grünen an. "Wir sind über die Monate in eine Situation gekommen, die vorher nicht planbar war", sagte Michael Alexander. "Insofern ist eine Unterstützung des Beirates erforderlich." Würde das Gremium einer weiteren Nutzung des Hotels im Wege stehen, wäre das menschenunwürdig. "Wo sollen die Geflüchteten sonst hin?", fragte der stellvertretende Beiratssprecher. 

"Dass der Mietvertrag verlängert werden muss, steht mit Blick auf den Krieg in der Ukraine außer Frage", sagte Beiratssprecher Torsten Bullmahn (CDU). Dennoch stellte sich für ihn die Frage, welche Immobilien darüber hinaus als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden könnten. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Leerstandsliste von Immobilien Bremen. 

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"Diese Liste haben wir größtenteils bereits 2015 geprüft und alles, was damals machbar war, genutzt", informierte Petra Kodré. "Inzwischen ist es so, dass einige Objekte, die wir damals genutzt haben, inzwischen zu Kitas umgewandelt wurden." Insofern sei die Liste deutlich kürzer geworden. Andere Gebäude, die auf ihr stehen, seien nach wie vor nicht als Unterkunft geeignet. Das gelte auch für mehrere Objekte in Blumenthal. "Die werden zwar immer wieder als Option genannt, eignen sich aber aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit nicht für unsere Zwecke", so die Behördenvertreterin.

Das Ressort hält jedoch nicht nur Ausschau nach Gebäuden, sondern auch nach leeren Grundstücken, auf denen Container oder Leichtbauhallen aufgestellt werden können. "Auch hier stehen wir in Wettbewerb mit Kita und Schule, die enorm ausbauen müssen", sagte Petra Kodré. "Gleichzeitig wollen wir auch den Wohnungsbau nicht stören, weil Wohnungen immer sinnvoller sind als Behelfsunterkünfte."

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