Auch wenn die Türen der meisten Einzelhändler in der Vegesacker Fußgängerzone weit offen stehen, können die Kunden nicht einfach so hineinströmen. Zuvor müssen sie nachweisen, dass sie entweder gegen das Coronavirus geimpft sind oder eine Erkrankung bereits überstanden haben. So sieht es die Politik vor. Doch für die Händler bedeutet dieses Regelung vor allem eines: mehr Aufwand.
Bei Leffers weisen zwei große Schilder auf die 2G-Regelung hin. "Außerdem haben wir vor dem Laden ein paar Poller aufgestellt, sodass der Eingang noch besser geführt wird als in der Vergangenheit", sagt Leffers-Geschäftsführer Werner Pohlmann. Wer das Geschäft betreten möchte, braucht aber nicht nur seinen Impfnachweis, sondern auch einen Personalausweis. Beides wird von einem Mitarbeiter kontrolliert. "Digitale Impfpässe scannen wir ein, um sie auf ihre Richtigkeit überprüfen zu können", erzählt Pohlmann. Eine Kontrolle würde aber auch bei den gelben Pässen stattfinden. "Nur so können wir feststellen, ob es sich tatsächlich um die Person handelt, die uns die Dokumente vorlegt", berichtet er.
Dieses Prozedere haben Werner Pohlmann und sein Team am Montag rund 800 Mal durchgeführt. "Bis zum Mittag hatten wir zwei Kunden, die das Geschäft nicht betreten durften, weil sie entweder nicht geimpft waren oder ihren Impfausweis nicht dabeihatten", erzählt Pohlmann, der die Kontrolle regelmäßig auch selbst übernimmt. Die Kunden zeigten Verständnis für die Maßnahme, sodass die Kontrollen reibungslos funktionierten.
Kai Horstmann verfolgt ein anderes Konzept und setzt dabei auch auf die Mithilfe seiner Kunden. "Wir haben an unserer Tür einen Hinweis auf die 2G-Regelung und bitten unsere Kunden, uns ihren Impf- oder Gensenennachweis unaufgefordert vorzuzeigen", erzählt der Inhaber des Modegeschäftes Cactus, das es unter anderem in Vegesack, Lesum und in Schwanewede gibt. "Falls uns ein Kunde seinen Nachweis nicht vorzeigt, sprechen wir ihn natürlich darauf an."
Doch nicht allen gefällt es, dass die Kontrolle nicht direkt am Eingang stattfindet. "Gleich am Montag hatten wir Ärger mit einem Kunden. Wir haben gerade einen anderen Kunden beraten, sodass wir uns nicht sofort um den Impfnachweis kümmern konnten", schildert er. Dafür, dass die Kontrolle nicht sofort stattfinden konnte, hätte der Kunde kein Verständnis gehabt. "Alles in allem ist die Kontrolle aber machbar", resümiert Horstmann.
Auch wenn die 2G-Kontrolle eine zusätzliche Aufgabe für die Händler bedeutet, können sie deshalb nicht mehr Personal einstellen. "Wir haben das so geregelt, dass meine fünf Abteilungsleiter, vier weitere Mitarbeiter und ich uns die Aufgabe teilen", erzählt Werner Pohlmann. Jeder würde die Kontrolle jeweils für einen halben Tag übernehmen, sodass diese Aufgabe auf mehrere Schultern verteilt ist. "Sonnabends ist die Frequenz bei uns höher, da muss ich eine weitere Person am Eingang haben. Nur so kann ich gewährleisten, dass wir den Ansturm bewältigen können", erläutert Pohlmann.
Würde in Vegesack, so wie in der Innenstadt, künftig die sogenannte Bändchenregelung greifen, würde das den Alltag von Werner Pohlmann deutlich erleichtern. "Ich würde es sehr gut finden, wenn die Kunden von Laden zu Laden gehen könnten und sich nur einmal ausweisen müssten und dann bei Leffers, Otto und Sohn oder einem anderen Geschäft ein Bändchen bekommen würden", sagt Pohlmann. "Super wäre natürlich, wenn wir ein Bändchen für Einzelhandel und Gastronomie etablieren könnten."
Kai Horstmann steht dem Modell skeptischer gegenüber. "Der Ansatz ist grundsätzlich gut, auch wenn es für mich kaum einen Unterschied macht, ob die Kunden ein Armband oder ihren Impf- beziehungsweise Genesenenstatus vorzeigen", sagt er. Beide Varianten seien für seine Mitarbeiter und ihn mit Aufwand verbunden. "Dass die Bändchenregelung einen Mehrwert bringt, was die Umsätze angeht, wage ich zu bezweifeln", sagt Kai Horstmann.
"Eine Bändchenregelung ist bei uns nicht nötig", sagt Monique Röbling-Mack. Die Inhaberin des Modegeschäftes Jeans Road in Vegesack verzeichnet im Moment ohnehin weniger Kunden und könne die Kontrolle daher gut umsetzen. "Ich hoffe, dass 2G ein Beitrag des Einzelhandels für kurze Zeit ist, da die Kosten ja konstant sind und die Umsätze gering", sagt sie.