Kaum ist das Festival Maritim 2023 Geschichte, laufen beim Vegesack Marketing schon die Vorbereitungen für die Auflage im kommenden Jahr. Doch ob die tatsächlich stattfinden wird, ist aktuell noch unklar.
"Wir haben viele Ideen für das Festival Maritim 2024 und tauschen uns regelmäßig darüber aus, was wir dann noch besser machen wollen", sagt Jörn Gieschen, Geschäftsführer des Vegesack Marketing. Parallel müssen sich die Organisatoren aber auch Gedanken machen, ob und wie es mit der Veranstaltung grundsätzlich weitergeht. "Das steht im Moment in den Sternen", sagt er. Die Gründe dafür sind finanzieller Natur.
Von der Wirtschaftsförderung bekommt der Verein für das Festival jährlich einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro plus Marketingunterstützung. "Doch für das, was wir da auf die Beine stellen, sind 50.000 Euro äußerst knapp", stellt er fest. Schließlich treten bei der Veranstaltung Bands aus zahlreichen Ländern auf vielen Bühnen auf, die sich über ein lang gezogenes Festivalgelände verteilen. Entsprechend groß sei der Aufwand. "Verglichen mit anderen Veranstaltungen, die eine ähnliche Komplexität aufweisen, managen wir das schon sehr kostengünstig", so Gieschen.
Wo es nur geht, versucht der Verein Geld zu sparen. "Das hat in diesem Jahr zu recht skurrilen Szenen geführt, wo selbst ein Fritz Rapp mit seinen fast 73 Jahren im strömenden Regen Bierbänke und Tische, Kabel und Müll selbst weggeräumt hat, genauso wie der Geschäftsführer und die Praktikantin", erzählt er. Insgesamt bestehe das Kern-Team, das sich um das zweitgrößte Umsonst-und-Draußen-Festival in Bremen kümmert, lediglich aus zwei Teilzeitkräften. "Zum Festival holen wir uns dann helfende Hände", sagt er. "Aber es bleibt ein kleines Team, was über das Jahr nicht nur das Festival Maritim organisiert, sondern auch vieles andere macht."
Ein Riesenproblem sind die hohen Kostensteigerungen. "Im Vergleich zur letzten Edition vor der Corona-Pandemie sind die Kosten um über 50 Prozent gestiegen", so Gieschen. "Gleichzeitig ist die Förderung aber nicht entsprechend erhöht worden." Zudem habe das Vegesack Marketing nur wenig Spielraum, um die Einnahmen zu steigern. Die Standgebühren der Schausteller etwa könnten nicht in dem Maße angehoben werden, wie die Kosten gestiegen sind. Ideen gibt es aber trotzdem: Im kommenden Jahr könnten Fan-Artikel verkauft werden, die für zusätzliche Einnahmen sorgen sollen. "Insgesamt ist die Situation aber sehr, sehr schwierig", konstatiert er.
In diesem Jahr konnten die Festivalmacher noch auf Rücklagen zurückgreifen, die sie in 2022 gebildet haben. Doch dieses Geld sei nun aufgebraucht und stünde deshalb 2024 nicht mehr zur Verfügung. Gleiches gelte für Sondermittel, wie zum Beispiel aus dem Aktionsprogramm Stadtteilzentren. Das Vegesack Marketing stehe damit vor der Herausforderung, das Festival ohne diese Gelder zu organisieren.
Dafür, dass die Fördertöpfe der Stadt begrenzt sind, hat Gieschen Verständnis, betont er. Allerdings müsse das Geld, das für den Kultursektor in Bremen zur Verfügung steht, gerecht verteilt werden. "Es wäre wichtig, dass die Politik eine Entscheidung trifft, welche Veranstaltungen es auch in Zukunft unbedingt geben soll. In einem nächsten Schritt muss eine Lösung gefunden werden, wie das Geld unter den Veranstaltern fair und sinnvoll verteilt wird", sagt er. Ohne zusätzliche Mittel drohte manchen Festivals entweder eine Pause oder sogar das Aus.
Damit es das Festival Maritim auch in den kommenden Jahren gibt, hofft Jörn Gieschen auf eine auskömmliche Förderung und sucht das Gespräch mit den Behörden. "Wir brauchen noch in diesem Jahr Planungssicherheit für die Auflage 2024", sagt er. Solange es keine Zusage für weitere Mittel gibt, sei nicht klar, ob das Festival im kommenden Jahr stattfinden kann, trotz aller kreativen Eigenbemühungen auf Kosten- und Einnahmeseite.
Die Veranstaltung über Eintrittsgelder zu finanzieren, ist für das Vegesack Marketing hingegen keine Option. "Zum einen wollen wir das Festival Maritim weiterhin allen Leuten zugänglich machen, unabhängig davon, wie viel Geld sie haben", sagt Jörn Gieschen. "Zum anderen verursacht ein kostenpflichtiges Festival zusätzliche Kosten. Die entstehen zum Beispiel durch den Verkauf der Eintrittskarten oder durch das Einzäunen und Kontrollieren des Geländes."