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Speicher-Quartier in Vegesack Der erste Grundstein ist gelegt

Seit Mittwoch ist der erste Grundstein im Speicher-Quartier gelegt. Er gehört zum neuen Kommissariat – einem Millionenbau, dem noch fünf weitere Millionenbauten folgen sollen. Das Großprojekt im Überblick.
08.11.2023, 17:10 Uhr
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Der erste Grundstein ist gelegt
Von Christian Weth

Mehrmals ist der Termin verschoben worden, in dieser Woche war es nun so weit: Der Grundstein fürs erste Gebäude des Speicher-Quartiers ist gelegt. Und weil der Millionenbau nur der Auftakt für fünf weitere Millionenbauten ist, kamen gleich zwei Behördenchefs zur Feier: Bausenatorin Özlem Ünsal und Innensenator Ulrich Mäurer (beide SPD). Sie sprach vor allem über die städtebauliche Bedeutung des künftigen Vegesacker Viertels, er sozusagen als Mieter in spe. Der erste Baukomplex wird das neue Kommissariat Nord. Vor sechs Jahren hat die Entwicklung des Quartiers und des Polizeigebäudes begonnen. Was mal war und was noch kommt – das Großprojekt im Überblick.

Die Planung: Erst ging die Zahl der Kunden zurück, dann die der Läden: Das Haven Höövt, auf dessen Gelände nun neu gebaut wird, verlor immer mehr an Bedeutung. Bis das Einkaufszentrum schließlich zur Insolvenzmasse und auf dem Immobilienmarkt angeboten wurde. 2017 war das. Und der Käufer eine Gesellschaft, die Projektentwickler Max Zeitz gegründet hat. Seither, sagt der Geschäftsführer, ging es um neue Ideen für das anderthalb Hektar große Gelände am Museumshafen: um ein neues Stadtquartier, ums Wohnen, aber auch ums Arbeiten. Die Polizei gehörte zu den ersten Interessenten. Zu den Abstimmungsgesprächen über ein neues Viertel kamen Abstimmungsgespräche mit der Innenbehörde. Vier Jahre lang arbeiteten Architekten am Entwurf für das neue Kommissariat. Zeitz hat es im Kopf überschlagen: 1200 E-Mails bekam er in dieser Zeit allein von den Planern des neuen Polizeistandorts.

Es ist kein Gebäude wie jedes andere. Zeitz sagt es gleich: Die sicherheitstechnischen Anforderungen sind enorm. Genauso wie seine Maße, jedenfalls aus Sicht der Behörde. Nach Rechnung von Innensenator Mäurer werden die Einsatzkräfte im Neubau auf eine Nutzfläche von 4400 Quadratmeter kommen, was fast doppelt so viel ist wie im Altbau an der Kirchheide. Der Gebäudekomplex am Hafen wird allerdings noch größer. Die Polizei ist ein Mieter von mehreren, aber der größte. Nicht nur flächen-, sondern auch personalmäßig. Mehr als 200 Beamte sollen im Kommissariat arbeiten, darunter auch Polizisten, die bisher in Blumenthal und Burglesum Dienst schieben. Der Mietvertrag fürs neue Kommissariat wurde 2021 unterschrieben. Er hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Was aus den alten Dienststellen wird, ist unklar. Die Stadt ist dabei, mehrere Optionen zu prüfen. Welche das sind, hat sie bisher offengelassen.

Die Kritik: Dass ein neues Quartier kommt, fanden alle auf Anhieb gut – nur nicht jedes Detail dieses Quartiers. Das sogenannte Packhaus ist manchen Vegesackern immer noch zu hoch, obwohl die Planer aus dem anfangs elfgeschossigen Bau später einen neungeschossigen machten. Zu den Kritikern gehören Anwohner und gehörte der Vorstand des Schulschiff-Vereins. Claus Jäger fand, dass das geplante Wohngebäude alles in den Schatten stelle: sowohl den Alten Speicher als auch das Schulschiff nebenan. Wer, fragte er, würde noch eines der beiden Kulturdenkmäler besuchen, wenn sie gar nicht mehr zu sehen wären. Immer wieder gab es Aussprachen. Und immer wieder beschäftige sich der Beirat mit dem Gebäude. Bis Jäger erklärte, dass das Schulschiff woanders besser aufgehoben sei, weil es dort vor allem mehr Besucher bekäme. Seit 2021 ist der Traditionssegler nun in Bremerhaven – und seit 2022 der Vereinssitz das Büro der Quartiersplaner.

Der Abriss: Erst hieß es: Alles muss raus. Dann: Alles wird kleingemacht. 2020 begannen Arbeiter damit, das leer stehende Haven Höövt zu entkernen. Dort, wo früher Kunden gingen, fuhren jetzt Minibagger. Auf ihren Schaufeln hatten sie Metall, Kunststoff, Deckenverkleidungen und vor allem geborstene Wände aus Rigips. Auf manchen Etagen türmten sie sich bis zur Decke. Monate später kamen Berge aus Beton dazu. Auf den sogenannten inneren Abriss war der äußere gefolgt. Im Mai 2021 fiel schließlich die letzte Mauer des Einkaufszentrums und wurden seine Wände, Decken und Böden in einem Betonbrecher zertrümmert. Die Abrissarbeiter kamen auf 150 Tonnen Glas, 500 Tonnen Dämmmaterial, 200 Tonnen Mischabfälle, 250 Tonnen Dachpappe und 50 Tonnen Styropor, die sie recycelten oder zur Deponie brachten. Am Ende blieb ein Kieselberg von zwölf Metern Höhe und 15 Metern Breite übrig. Er wurde zum Verfüllen des Kellers abgetragen. Ein Jahr hat der Abriss gedauert und eine Million Euro gekostet.

Der Bau: Immer wieder meinten Passanten, dass nichts auf dem Gelände passiere. Die Arbeiter, die nach den Abrissteams kamen, kannten das schon. Einen Tiefbau, erklärten sie, könne man eben schlechter sehen als einen Hochbau. Schächte wurden verfüllt, Probebohrungen gemacht und immer wieder Pfähle im Boden versenkt. Hunderte kamen zu den Hunderten, die schon da waren, hinzu. Das Gelände musste erst tragfähiger gemacht werden, ehe die ersten Wände kommen konnten. Seit Oktober stehen die ersten. Sie gehören zum neuen Kommissariat. Auch am Hotel und an einem Komplex, in dem unten Geschäfte und oben Wohnungen geplant sind, wird inzwischen gebaut. Später sollen noch ein Gebäude mit einem ähnlichen Mix und eines speziell für Senioren dazukommen. Und eben das Packhaus. 2025 will der Projektentwickler das Gebäude an die Polizei übergeben. Die Bauzeit für das Quartier haben Planer bisher mit drei bis vier Jahren angeben. Und die Kosten mit 144 Millionen Euro.

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