Die Kaufverhandlungen der Stadt Bremen um die Großwohnanlage Grohner Düne in Vegesack sind zäh und könnten noch scheitern. Hintergrund: Die Eigentümerin Grand City Property (GCP) verlangt nach unbestätigten Berichten 50 Millionen Euro für die Wohntürme am Vegesacker Bahnhof. Dies entspricht nicht dem Marktwert, heißt es aus informierten Kreisen. Wie es weiter geht …
Was verspricht sich die Stadt von einem Ankauf?
Laut Senatsbeschluss von Juni dieses Jahres soll der Erwerb des Quartiers mit mehr als 1000 Bewohnerinnen und Bewohnern positive Effekte sowohl für diejenigen bringen, die in den Hochhäusern am Bahnhof leben als auch für das städtebauliche Umfeld. In der Politik gilt die Grohner Düne seit Jahren als isoliert. Auch die häufigen Eigentümerwechsel aus der Vergangenheit sollen in Zukunft vermieden werden.
Wer führt die Verhandlungen?
Bei den aktuellen Verhandlungen um einen möglichen Ankauf der Grohner Düne durch die Stadt Bremen agiert die Bremer Gewoba als Dienstleisterin. Die Gewoba Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen ist ein Wohnungsunternehmen, das zu gut 75 Prozent der Stadtgemeinde Bremen gehört. Welchen Sachstand sie bisher bei den Gesprächen mit der Eigentümerin erreichen konnte, ist unbekannt. Weder die Gewoba noch Grand City Property wollen sich zu den Verhandlungen äußern. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir in den laufenden Verhandlungen keine weiteren Informationen geben können“, so Gewoba-Sprecherin Christine Dose. Fakt ist aber, dass sich die Verhandlungen in die Länge ziehen. Bereits im Dezember 2022 waren die Gespräche in vollem Gange, nachdem, die Gewoba durch ein Exposé auf die Großwohnanlage mit mehr als 550 Wohnungen am Vegesacker Bahnhof aufmerksam wurde.
Was ist die Grohner Düne Wert?
Die Stadt hat ein Wertgutachten in Auftrag gegeben, um den Marktwert der Immobilie aus den Siebzigerjahren zu ermitteln. Das bestätigt die Gewoba-Aufsichtsratschefin Maike Schaefer. Ob die Ergebnisse vorliegen, sagt René Möller, Sprecher des Bauressorts, nicht. Er sagt nur so viel: "Die Gewoba und die beteiligten Senatsressorts befinden sich in intensiven Abstimmungsgesprächen zur abschließenden Klärung der finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Aufgrund der Komplexität der Angelegenheit wird dies noch einige Wochen benötigen."
Soll Bremen um jeden Preis kaufen?
„Natürlich ist es im Sinne von Bremen-Nord, dem Standort Vegesack und den Bewohnern der Grohner Düne, dass die Stadt die Grohner Düne kauft“, meint Maike Schaefer, früher Bausenatorin, heute Nordbremer Bürgerschaftsabgeordnete (Bündnis90/Die Grünen). Doch sie sagt auch, der Preis müsse „fair sein“: „Der Preis muss dem reellen Marktwert und der Qualität der Bausubstanz entsprechen.“ Deshalb findet sie, dass Bremen nicht um jeden Preis kaufen sollte. Auch, wenn sie sich jahrelang für den Ankauf eingesetzt hat, um die Lebenssituation der Menschen in der Grohner Düne zu verbessern. Zum Verkauf stehen dabei nicht die Wohneinheiten selbst, sondern Gesellschaftsanteile: Es geht darum, die Grohner Düne mittels eines sogenannten Share Deals zu erwerben.
Können die Verhandlungen noch kippen?
„Dass die Verhandlungen scheitern, kann passieren“, sagt auch die Nordbremer Abgeordnete und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ute Reimers-Bruns. „GCP und Gewoba sind noch in Verhandlungen, weil sie sich in der Einschätzung nicht einig sind, was an Investitionsvolumen nötig ist“, erläutert Ute Reimers Bruns. Wie sanierungsbedürftig die Großwohnsiedlung ist, bestimmt schließlich den Kaufpreis. Die Sozialdemokratin argumentiert ähnlich wie die Gewoba-Aufsichtsratschefin Maike Schaefer: „Unser Interesse kann es nicht sein, dass wir unser Geld rausschmeißen. Sonst kommt irgendwann der Landesrechnungshof ins Spiel. Die Verhandlungen müssen ernsthaft geführt werden. Wir haben eine Verantwortung, es handelt sich schließlich um Steuergeld.“
Sind Ankaufspläne bereits einmal geplatzt?
Ja, 2014 ist ein Verkauf der Grohner Düne an der Gewoba vorbeigegangen: Der Immobilienkonzern Grand City Property erwarb beide Teile der Hochhaussiedlung. Für den verpassten Ankauf erntete der damalige Bausenator Joachim Lohse viel Kritik aus Bremen-Nord. Die Grohner Düne soll damals für 20 Millionen Euro zu haben gewesen sein. Nach der Übernahme von GCP nahm der Senat einen neuen Anlauf, die zahlreichen Probleme in dem Quartier am Hafen in den Griff zu bekommen. Der Senat wollte umgehend den Einsatz diverser Rechtsinstrumente prüfen lassen. Darunter fiel auch der Erlass einer Vorkaufsrechtssatzung und einer Ausweisung der Wohnanlage als Stadtumbaugebiet. Dadurch würden Abrisse von Gebäudeteilen möglich, hieß es damals.