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Senatorin im Interview Warum der Vegesacker Hafen für Kristina Vogt so wichtig ist

Der Vegesacker Hafen ist immer wieder eine Baustelle. Im Interview sagt Senatorin Kristina Vogt, wie viel das kostet, wie es mit der Uferzone weitergeht und warum sie nicht zur 400-Jahr-Feier kommen konnte.
26.05.2022, 08:00 Uhr
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Warum der Vegesacker Hafen für Kristina Vogt so wichtig ist
Von Christian Weth

Frau Vogt, welche Veranstaltung zum Auftakt des Vegesacker Hafengeburtstages fanden Sie am besten?

Kristina Vogt: Ich konnte am Festwochenende nicht in Vegesack sein, weil ich auf einer Dienstreise in Brandenburg war.

Wie? Sie konnten bei einer Party nicht mitfeiern, die Ihre Behörde bezahlt hat?

Ich wäre ja gekommen, aber die Dienstreise ging vor. Was ich sehr bedauere, weil ich gerne in Vegesack bin.

Wie viel wird denn der Hafengeburtstag am Ende kosten?

Allein für die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr haben wir 318.000 Euro bewilligt. Das kommt also zu den übrigen Kosten für den Hafen obendrauf.

Trotz der Summe gibt es Vegesacker, die sagen, dass der Hafen bei der Wirtschaftsförderung keine große Rolle spielt. Was sagen Sie?

Ich sage das Gegenteil: dass er eben eine große Rolle bei uns spielt.

Woran machen Sie das fest?

Daran zum Beispiel, dass das Vegesack Marketing, das auch den Hafen und das Weserufer voranbringen soll, mehr Geld bekommen hat als alle anderen Stadtteilinitiativen in Bremen. Ich habe diese Entscheidung in der Deputation immer verteidigt.

Wie hoch ist denn das Budget des Marketing?

Es bekommt von uns jährlich 265.000 Euro.

Wenn der Hafen eine so große Rolle spielt, warum hat es dann so lange gedauert, bis er ausgebaggert wurde, so wie es der Kutter- und Museumshavenverein schon vor Jahren gefordert hat?

Ich bin nicht verantwortlich für die Versäumnisse meiner Vorgänger. Als ich Wirtschaftssenatorin wurde, haben wir die Baggerarbeiten im Museumshaven zügig auf den Weg gebracht.

Sie sind seit 2019 Behördenchefin, ausgebaggert wurde 2021...

Ja, aber mein Ressort hat die Arbeiten bereits 2020 beauftragt, vorher hatten wir haushaltslose Zeit. Wir hatten die Ausbaggerung in den Haushaltsverhandlungen immer auf dem Schirm. Und bauliche Maßnahmen, die drei Millionen Euro kosten, müssen nun mal vorbereitet werden.

Hatten Sie beim Termin fürs Ausbaggern eigentlich noch eine Wahl? Vegesacker Skipper sagen, dass sich zuletzt so viel Sand unterhalb der Brücke angesammelt hat, dass kaum noch ein Schiff durchkam.

Die Problematik war mir durchaus bewusst. Deshalb haben wir ja auch dafür gesorgt, dass die finanziellen Mittel für die Arbeiten so früh wie möglich bereitgestanden haben. Schneller ging es auch deshalb nicht, weil nicht nur das Ausbaggern ausgeschrieben werden, sondern auch geklärt werden musste, wo der belastete Schlick eigentlich deponiert werden kann.

Wie viel gibt denn die Behörde im Jahr für den Hafen im Schnitt aus, um ihn in Schuss zu halten?

Von 2011 bis 2021 waren es durchschnittlich 320.000 Euro pro Jahr. Darin sind allerdings alle Kosten enthalten, die für das gesamte Gebiet um den Vegesacker Hafen anfallen. Das sind unter anderem Mittel für Pontons und Steganlagen, Elektrik und Wasserversorgung, aber auch für den Lesumanleger und die Liegegrube fürs Schulschiff. Kosten, die nicht über die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel gedeckt werden konnten, wurden gesondert beantragt.

Zum Hafen gehört auch die Hafenbrücke, die immer wieder zum Reparaturfall wird. Haben Sie mal hochgerechnet, wie viel Geld für sie in den vergangenen Jahren ausgegeben wurde?

Allein in den beiden vergangenen Jahren haben wir für Reparaturen 560.000 Euro ausgegeben.

Und in den Jahren davor?

In den vergangenen zwölf Jahren haben wir rund 950.000 Euro für die Hafenbrücke ausgegeben. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Reparaturkosten, sondern auch um Geld für die Instandhaltung.

Und trotzdem haben Sie sich dafür ausgesprochen, sie noch einmal zu sanieren. Warum? Wäre ein Neubau nicht billiger?

Wir sind dazu angehalten, jedes Projekt auf seine Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Und die Reparatur ist immer noch günstiger als ein Neubau. Weil man sich damals für eine technisch aufwendige Brücke entschieden hat, muss man jetzt mit den Folgekosten leben.

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Wie steht es denn im Großen und Ganzen um den Vegesacker Hafen aus Ihrer Sicht?

Brücke hin oder her – da ich ihn noch aus früheren Zeiten kenne, ist der Hafen meiner Ansicht nach in den vergangenen Jahren deutlich aufgewertet worden. Auch mithilfe der Vereinsmitglieder, die sich ehrenamtlich um ihn kümmern.

Und was für einen Eindruck macht auf Sie die Maritime Meile rechts und links von ihm?

Ich finde: Da geht noch was. Aber da sind wir dran, nicht nur mit dem Vegesack Marketing, sondern auch mit Unterstützung des Investors für das Speicher- und für das Strandlust-Quartier.

Sie sprechen von Vorhaben eines Projektentwicklers, aber was ist mit Ihren Ideen, um die Maritime Meile voranzubringen?

Ich hoffe, dass wir ein Tourismusprojekt unterstützen können, das Genuss am Fluss heißt und im nächsten Jahr starten soll.

Und was soll dann passieren?

Bei dem Projekt soll herausgestellt werden, dass Bremen und Bremerhaven wichtige Nahrungs- und Genussmittelstandorte sind. Ich würde mir wünschen, dass alle maritimen Bereiche Bremens einbezogen werden: von der Schlachte bis Bremerhaven. Und weil Vegesack dazwischenliegt, soll auch das Weserufer des Stadtteils eine Rolle spielen. 

Das Schulschiff ist weg, das Vereinshaus leer, genauso wie das Restaurant Zur gläsernen Werft. Was wollen Sie denn unternehmen, um die Uferzone dauerhaft voranzubringen?

Erst seit diesem Monat ist die Wirtschaftsförderung Eigentümerin des Schulschiffhauses. Gespräche darüber, was werden soll, können wir deshalb erst jetzt so richtig führen.

Welche Pläne gibt es denn?

Wir diskutieren mehrere Optionen. Welche das sind, kann ich erst sagen, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind. Mittlerweile hat es eine erste Begehung gegeben. Der Schulschiffverein will uns Unterlagen zum Gebäude in der kommenden Woche schicken. Dann kann eine ausführliche Grundlagenermittlung beginnen.

Und wie geht es beim Restaurant Zur gläsernen Werft weiter?

Das kann ich im Moment noch nicht sagen, weil nicht nur mein Ressort bei diesem Projekt involviert ist.

Wagen Sie doch mal eine Prognose: Wann könnte denn der Leerstand zumindest eines der beiden Gebäude beendet sein?

Ich gehe davon aus, dass wir beim Schulschiffhaus noch in diesem Jahr wissen, wohin die Reise geht.

Das Interview führte Christian Weth.

Zur Person

Kristina Vogt (56),

ist seit 2019 Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. Die Linken-Politikerin gehörte zuvor sowohl dem Landesvorstand als auch der Bürgerschaftsfraktion an. Vogt kommt gebürtig aus Münster und hat ein Kind.

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