Über Monate haben Hochschüler die Maritime Meile analysiert – und die Kooperation der Vereine, die das Vegesacker Weserufer voranbringen wollen, gleich mit. Das Ergebnis ist den Bündnispartnern vor Kurzem von den Marketing- und Tourismus-Studenten präsentiert worden. Darin geht es nicht nur um Kritik am Miteinander der Verbündeten, sondern auch an der Größe und damit der Stärke der Allianz. Die will jetzt, dass so schnell wie möglich auf die Studie reagiert wird. Mit einer neuen Expertise, die diesmal Geld kosten soll.
Die Mitstreiter der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile wollen nicht etwa ein Gegengutachten, sondern eines, das dort weitermacht, wo die Bewertung der Studenten aufhört. Deren Fazit, das meinen mehrere Vereinschefs, darf nicht einfach folgenlos bleiben. Es belegt quasi, wovon manche Vorstandsvertreter schon seit Längerem ausgehen: Dass die Gemeinschaft aus Geschichtenhaus, MTV Nautilus, Vegesack Marketing, Stadtgarten- sowie Kutter- und Museumshavenverein nicht immer geschlossen auftritt. Und dass sie zu klein ist, um die 1852 Meter lange Strecke am Wasser zu entwickeln.
Für Thomas Rutka sind die Vereine mit der Aufgabe schlichtweg überfordert. Wie, fragt der Vorsitzende des MTV Nautilus, sollen Ehrenamtliche leisten können, was schon für Hauptamtliche eine Herausforderung wäre? Rutka findet, dass eine Arbeitsgemeinschaft bestenfalls Projekte anschieben und Veranstaltungen planen kann – aber das für das Vegesacker Weserufer als Ganzes ein größeres Gremium her muss, um es zukunftsfähig zu machen. Seit Längerem fordert er ein Aktionsbündnis, dem auch Politiker und Vertreter der Behörden angehören. Und ein Bekenntnis des Senats, was ihm eigentlich die Maritime Meile wert ist.
Das wollen auch andere wissen. Zum Beispiel Rolf Noll vom Kutter- und Museumshavenverein. Der Vorsitzende sagt, dass die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft immer wieder Ideen hatten, neue Angebote für Besucher zu schaffen, aber auch immer wieder mit diesen Ideen mehr oder weniger allein gelassen wurden. Ihm zufolge weiß das Rathaus seit Monaten, dass das Schulschiff nach Bremerhaven wechselt, ohne bisher einen Vorschlag gemacht zu haben, was als Ersatz nach Vegesack kommen könnte. Oder zu erklären, was mit dem Anleger an der Lesummündung überhaupt passieren soll, wenn der Segler weg ist.
Darüber kann auch Jörn Gieschen nur spekulieren. Der Chef des Vegesack Marketing weiß dafür etwas anderes ganz sicher: Dass der Senat mal angekündigt hat, Geld für Gutachter auszugeben, die untersuchen sollen, was notwendig wäre, um den bisherigen Standort fürs Schulschiff attraktiver zu machen. Und dass dieses Geld jetzt, nachdem der Großsegler die Maritime Meile verlässt, für eine andere Expertise bereitsteht. Eine, die quasi drei Bereiche abdeckt: das Weserufer und den Ausbau von Angeboten, die Kooperation der Vereine und mehr Partnerschaft, ein zusätzliches Bündnis und seine Zusammensetzung.
Das hat Gieschen auch den anderen Mitstreitern der Arbeitsgemeinschaft gesagt, als sie jetzt über das Analyse-Ergebnis der Hochschüler diskutiert haben. Nach Angaben des Marketing-Geschäftsführers können 15.000 Euro für eine weitergehende Studie ausgegeben werden. Und weil das seiner Auffassung nach nicht allzu viel Geld ist im Vergleich zu anderen Expertisen, hofft er, dass das Gutachterbüro fachliche Hilfe bekommt. Gieschen denkt dabei an die, die sich schon einmal mit dem Weserufer und seinen Problemen auseinandergesetzt haben: an die Tourismus- und Marketing-Studenten.
Ob die ein zweites Mal zur Verfügung stehen, kann Paul Benteler momentan nicht sagen. Der Mitstreiter des MTV Nautilus war es, der den Kontakt zu den Hochschülern hergestellt und sie bei der Untersuchung betreut hat. Benteler sagt, dass er sich mit dem Vorhaben, die Meile zum Forschungsfeld zu machen, bei den Studenten sozusagen beworben hat. Er kündigt an, demnächst die Entscheider der Hochschule zu fragen, wie sie dazu stehen, ein ähnliches Thema ein zweites Mal für die Projektarbeiten der Studenten zuzulassen – und welche Chancen sie sehen, dass es genügend Hochschüler gibt, die sich für den Auftrag interessieren.
Dass eine Zusage nicht vor dem Winter zu erwarten ist, findet Marketing-Geschäftsführer Gieschen unproblematisch. Auch wenn das Schulschiff noch in diesem Monat den Stadtteil verlässt und ab dann eine Lücke im Meilen-Angebot reißt, plädiert er dafür, den Druck aus der Debatte über die Uferzone zu nehmen. Ginge es nach ihm, beginnen die Gutachter mit der weitergehenden Analyse im nächsten Frühjahr, sodass sie mit einer neuen Studentengruppe zusammenarbeiten könnten. Mit dem Ergebnis der Untersuchung rechnet er ein halbes Jahr später – und damit, dass die formulierten Zielvorgaben gleich im Anschluss umgesetzt werden.