„Wer jetzt im Winter Vögel im Garten beobachtet, kann mit Glück Seltenheiten aus dem hohen Norden entdecken, wie den Seidenschwanz oder den Fichtenkreuzschnabel“, sagt Dorothee Meier vom Nabu Bremen. Diese beiden Vogelarten fliegen in der kalten Jahreszeit aus dem hohen Norden Europas gern bis ins wärmere Mitteleuropa, das sie aber wieder verlassen, wenn es wärmer wird. Doch nicht nur Vögel auf der Durchreise sind in den heimischen Gärten zu sehen.
„Die Gestaltung hat einen erheblichen Einfluss darauf, ob sich viele Vögel in einem Garten wohlfühlen – verschiedene naturnahe Elemente können den Artenreichtum erheblich steigern“, sagt Dorothee Meier: Dazu zählen vor allem Hecken aus heimischen Gehölzen, wie Vogelkirsche, Wacholder, Weißdorn, Berberitze, Holunder oder Vogelbeere. „Die Wildbeeren, die sie liefern, sind echtes Superfood für Singdrossel, Mönchsgrasmücke, Hausrotschwanz und Stare, die oft regelmäßig auf ihrem Weg an diesen Futter-Tankstellen einkehren“, sagt Nabu-Vogelkenner Florian Scheiba. Damit dieser Kraftstoff in Form von Beeren lange im Jahr vorhanden ist, sollten Wildstrauchhecken erst spät im Winter geschnitten werden. Und wenn das Schnittgut in einer Totholzhecke geschichtet wird, finden darin viele Kleinvogelarten im Frühjahr geschützte Standorte, in denen sie Nester bauen.
Neben der Futterbar aus Gartensträuchern kann natürlich auch mit Futterhäuschen ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot geschaffen werden. Sie locken eine Vielzahl an heimischen Vögeln an, wie zum Beispiel Buchfink und Grünfink und mehrere Meisenarten. „Vom warmen Wohnzimmer aus kann Artenkenntnis auf einfache Art erworben werden“, sagt Florian Scheiba. Dabei könne man beobachten, wie Vögel an unterschiedlichsten Stellen des Gartens Futter suchen: „Einige stürzen sich auf Körner und Samen, andere picken am alten Apfel im Baum oder drehen auf der Suche nach Würmern das Laub am Boden um“, sagt Scheiba, der jedoch vor billigen Futtermischungen für das Vogelfutterhäuschen warnt: „Diese sind oft verunreinigt mit Samen der Allergie auslösenden Ambrosie oder anderen nicht erwünschten Pflanzen“, sagt er.
Nabu ruft zur Vogelzählung auf
Zum 15. Mal ruft der Nabu Bremen zur „Stunde der Wintervögel“ auf – in diesem Jahr von Freitag, 10. Januar, bis Sonntag, 12. Januar. Eine Stunde lang sollen Bürgerinnen und Bürger Vögel in ihrem Garten oder auch anderswo erfassen: die Arten bestimmen, ihre Anzahlen notieren und die Ergebnisse an den Nabu Bremen weiterleiten.
„Die Vogelzählungen sollen helfen, langfristige Trends in der Vogelwelt zu erkennen“, sagt Dorothee Meier. „Dabei kann es jedoch zu erheblichen Bestandsschwankungen kommen“, sagt sie. Wenn zum Beispiel Kleinvögel wie Amseln, Meisen oder Sperlinge durch Virusinfektionen bedroht sind, unter dem generellen Rückgang von Insekten leiden oder auch auf Phänomene des Klimawandels reagieren, können die Anzahlen von Arten von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein.
Wer bei der „Stunde der Wintervögel“ mitmachen möchte, sollte möglichst ein Fernglas einsetzen. Bei der Zählung, die zu jeder beliebigen Stunde durchgeführt werden kann, sollte dann von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert werden, die während dieser Stunde gleichzeitig gesehen wurde. Das ist wichtig, damit Vögel, die zwischendurch ja auch wieder wegfliegen, nicht doppelt gezählt werden, erläutert der Nabu.