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Vegesacker Hafen Wohnen auf der Baustelle

Auf Vegesacks größter Baustelle am Hafen arbeiten zahlreiche Bauarbeiter und Handwerker. Ihre Zahl wird noch erheblich steigen. Warum einige von ihnen in Containern auf dem Gelände leben.
01.04.2024, 15:36 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Sie stehen dicht an dicht in unmittelbarer Nähe des Hafens und wecken das Interesse von Passanten: Blaue Container mit der Aufschrift der Rohbaufirma Kathmann. Darin wohnen Arbeiter, die auf Vegesacks aktuell größter Baustelle tätig sind. „Dürfen Menschen in solchen Stahlkästen hausen?", fragen Leser dieser Zeitung. „Sie dürfen“, sagt Max Zeitz, Geschäftsführer der 2P Projektentwicklung GmbH, die das 144-Millionen-Vorhaben „Neues Speicher-Quartier“ auf dem Areal des ehemaligen Einkaufszentrums Haven Höövt realisieren lässt.

Zeitz beruft sich auf Informationen der Rohbaufirma. Danach sei ein Teil der Bauarbeiter in dafür hergerichtete Containeranlagen untergebracht. Und zur rechtlichen Frage: „Grundsätzlich ist das Übernachten auf Privatgrundstücken mit Einverständnis des Eigentümers erlaubt.“ Das ist nach den Worten des Projektentwicklers wichtig, um überhaupt genügend Bauarbeiter für den Job auf der Großbaustelle gewinnen zu können.

Viele müssen denn auch von außerhalb Bremens anreisen und sich gegebenenfalls selber Unterkünfte suchen. Wenn sie aber kein preiswertes Hotel finden oder Kosten sparen wollen, wird ihnen laut Zeitz angeboten, in Containeranlagen unterzukommen, die kostenfrei zur Verfügung gestellt würden. Wegen des Facharbeitermangels könnten auch in Bremen Baumaßnahmen in der Regel nur noch mit auswärtigen Kräften realisiert werden. Die Wohncontainer auf der Großbaustelle „Neues Speicher-Quartier“ sind laut Zeitz so ausgestattet, dass sich die Bewohner selbst versorgen können.

Die Zahl der Bauarbeiter und Handwerker auf der Großbaustelle, auf der insgesamt sechs neue Gebäude entstehen sollen, wird nach Einschätzung der 2P Projektentwicklung GmbH im Laufe der Zeit noch erheblich steigen. In diesem Jahr auf 100 bis 200, im nächsten Jahr auf das Doppelte.

Die Frage, ob sich unter ihnen auch schwarze Schafe tummeln, lässt sich nicht beantworten. Wenn dem Hauptzollamt Bremen Hinweise auf Schwarzarbeit vorlägen, würden sie geprüft und bewertet werden, sagt Sybille Gradistanac von der Pressestelle des Amtes. Doch darüber, ob das auf der Baustelle beim Vegesacker Hafen oder anderswo in Bremen-Nord der Fall sei, könne aus Gründen des Datenschutzes keine Auskunft gegeben werden.

Aus der Jahresbilanz der „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ des Hauptzollamtes Bremen geht allerdings nach Mitteilung der Pressesprecherin hervor, dass die Ermittlungen im vergangenen Jahr zu einem Höchstwert von 3500 eingeleiteten Strafverfahren geführt haben. Die Zahl aus dem Jahre 2022 sei damit um mehr als 1500 Verfahren übertroffen worden.

Auch die im Jahre 2023 eingeleiteten 1900 Bußgeldverfahren bedeuten nach Auskunft von Sybille Gradistanac einen Rekordwert, übersteigt er doch die Vorjahreszahl um 600 Verfahren. Infolge der Ermittlungen des Hauptzollamtes seien Freiheitsstrafen von insgesamt 28 Jahren ausgesprochen worden. Und die Bußgelder in einer Höhe von insgesamt 800.000 Euro hätten das Ergebnis aus dem Jahre 2022 um 250.000 Euro übertroffen.

Die Spanne der Bestrafung von Schwarzarbeit ist im Übrigen groß. Sie reicht von einem Bußgeld für eine Ordnungswidrigkeit bis zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren.

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